Kürzlich veröffentlichten sie ihr Debütalbum, das sie in Eigenregie in einem ausgedienten Berliner Bürogebäude aufnahmen. THE PATTERN THEORY haben sich während ihres Musikstudiums in Leeds kennengelernt, bevor sie nach Berlin umsiedelten. Ihre Musik dürfte allen Freunden von TORTOISE, vielleicht aber auch den FOALS und ähnlichen gefallen, steckt voller Ideen und klingt dennoch nicht überladen. Warum sie anderen Bands davon abraten, allzu lange an einem Album zu basteln und wie man mehrere Instrumente gleichzeitig bedient, verrät uns Carl im Interview.
[F] Wie kam es, dass ihr als Band aus England nach Berlin gezogen und auf einem österreichischen Label gelandet seid?
[A] Ich komme ursprünglich aus Berlin. Zum studieren bin ich 2005 nach England gezogen und habe später James und Luke kennengelernt. Wir haben alle zusammen im gleichen Jahrgang Musik studiert, und als wir fertig waren, stellte sich die Frage, wo es jetzt als Band hingehen soll. Wir wollten weg aus Leeds, und London war zu teuer, also ging es an die Spree. Einer unserer ersten Berlin-Gigs war mit SLON, der Band von Alexandr Vatagin. Wir haben sofort gemerkt, dass wir alle auf einer Wellenlänge sind. Als das Album fertig war, wollten wir es natürlich gerne bei Valeot rausbringen. Da wir sowieso keiner lokalen Szene angehören und in verschiedenen Ländern wohnen, passt das alles ganz gut so.
[F] Ihr habt euer Album nachts aufgenommen, und tatsächlich glaubt man, dies hören zu können. Denkt ihr, dass die Tageszeit Einfluss auf das Songwriting und die Produktion nimmt?
[A] Das war echt eine merkwürdige Zeit. Ich lebte ein paar Monate in einer Parallelwelt. Wir haben das ja nicht extra so gemacht, sondern es hatte sich aus den akustischen Umständen des alten Bürogebäudes ergeben. Vor elf Uhr abends konnte man da nicht anfangen, das heißt, ich war dann immer erst mittags wieder zu Hause. Ich denke schon, dass das Album anders klingen würde, wenn wir es im Sommer bei Tageslicht aufgenommen hätten. Aber es war Winter, kalt und dunkel. Man hört das eher an der Gesamtstimmung als an bestimmten musikalischen Details.
[F] Auf dem Album hat jeder von euch drei Instrumente eingespielt. Wie setzt ihr das live um?
[A] Ganz einfach, jeder spielt mehrere gleichzeitig… Lukas spielt Gitarre und Bass-Pedale (wie bei einer Orgel), James Drums und einen alten Mono-Synth, und ich spiele Gitarre, Vibraphon und Poly-Synth. Dadurch gibt es ein paar Limitationen, was wir live umsetzten können, und es wird manchmal etwas akrobatisch. Deshalb spielen wir mit dem Gedanken, für Album Nummer zwei zu expandieren.
[F] Habt ihr irgendwann darüber nachgedacht, einen Sänger aufzunehmen, oder war eure Musik von Beginn an instrumental geplant? Wie kam es im Gegensatz dazu zu den Live-Gigs mit Damo Suzuki?
[A] Das war von Anfang an so geplant. Wir wollten alle etwas machen, wo wir uns musikalisch austoben können und der Klang an sich den Kontext schafft. Der Gig mit Damo Suzuki kam, als unser Booking-Agent uns ihm vorgeschlagen hatte. Das war direkt nach unserer ersten England Tour 2007. Das Set war 100% improvisiert und bestimmt nicht mehr nüchtern. Das würde heute um einiges besser klingen!
[F] Ihr klingt auf den ersten Blick sehr strukturiert und nachvollziehbar, aber wenn man genau hinhört, erkennt man die ganzen Details. Versucht ihr bewusst, die Komplexität nicht zur Schau zu stellen?
[A] Das ist ziemlich genau das, was wir mit diesem Album erreichen wollten. Es freut mich immer sehr, wenn jemand das auch so wahrnimmt. Ich mag Sachen, deren Komplexität und Tiefe man erst nach einer Weile erkennt. Wenn man hört, dass etwas richtig schwer zu spielen war, ist irgendwas schief gegangen.
[F] An dem Debüt habt ihr zwei Jahre lang gewerkelt, eine sehr lange Zeit. Verliert man da nicht den Bezug zu den Songs? Warum hat es so lange gedauert?
[A] Die eigentlichen Aufnahmen haben „nur“ etwa neun Monate mit Pausen gedauert. Dann haben wir die Rohmischungen ein halbes Jahr an Labels geschickt. Zwischendurch sind wir noch zweimal durch Europa getourt und so zog sich das hin. Irgendwann haben wir uns entschieden, es selbst zu mischen. Dann kam das Angebot von Valeot und plötzlich war´s schon 2011.Wir haben auf jeden Fall gelernt, wie man ein Album besser nicht aufnimmt, denn inzwischen haben wir schon genug Material für das nächste Album, obwohl das erste gerade erst erschienen ist.
[F] Euer Sound ist sehr warm und klingt recht analog, obwohl jeder von euch auch Synthies bedient. Wie gelingt euch das?
[A] Ist das ein Gegensatz? Wie etwas klingt, hängt für mich immer vom Spieler ab und wie man etwas aufnimmt. Aber wir haben alle analoge Synthesizer und 40 Jahre alte Röhrenamps, da wird sich wohl etwas Wärme auf die digitale CD gerettet haben.
[F] Ihr spielt in der gleichen Besetzung auch als SUNKEN SAILS zusammen. Ist für euch bereits vorher klar, welche Ideen bei welcher Band landen?
[A] Um ehrlich zu sein, sind SUNKEN SAILS entstanden, damit Luke und ich Gigs spielen können, wenn James in London ist. Luke kann sehr gut singen, und so kam es ganz natürlich zu traditionelleren Songs. Live ist das alles sehr ruhig gehalten mit Akustik-Gitarren und einem uralten Tonbandgerät. Bisher war also ziemlich klar, wo was landet. Ab diesem Sommer/Herbst wird es übrigens die erste Veröffentlichung von SUNKEN SAILS geben, in einem ungewöhnlichen Format. Dazu bald mehr.
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