Es gibt einfach Konzerte, von denen man schon vorher weiß, dass -zu Unrecht- niemand da sein wird. So auch bei THE NERVOUS RETURN im Göttinger Exil. Aber es passte auch einfach nichts zusammen:
1) die Location: das EXIL zieht eher Leute aus der Metal- u. Gothic-Ecke. Vielleicht hätte man besser das Osho wählen sollen. Oder das JUZI, das auf ein gewisses Stammpublikum setzen kann.
2) Es fand so gut wie gar keine Werbung statt – Plakate habe ich in der Innenstadt jedenfalls keine gesehen.
3) Es gab nicht einmal eine lokale Vorband, die die Anzahl der Anwesenden wahrscheinlich problemlos hätte verdoppeln können.
4) Es war Montag.
Und zu guter letzt haben THE NERVOUS RETURN mit „Headshots“ just ihr Debütalbum veröffentlicht, das von der breiten Presse insgesamt nur mäßig abgefeiert wurde. Ich muss jedoch gestehen, dass auch mir das Album beim einmaligen Hören etwas zu abstrakt, experimentell und unmelodiös schien. Nichtsdestotrotz war ich recht gespannt auf das Konzert, und so trafen wir eine halbe Stunde nach dem angekündigten Beginn rechtzeitig im Exil ein. Was heißt hier rechtzeitig? Vielleicht lag es am sonnigen Gemüt der vier Kalifornier, dass sie sich noch eine weitere Stunde Zeit ließen, bis sie endlich die Bühne enterten. Vielleicht hatten sie aber auch noch vergeblich auf mehr Zuschauer gehofft. Wie auch immer – uns blieb genug Zeit um uns alkoholtechnisch auf das Konzert einzustimmen, und so legten THE NERVOUS RETURN gegen halb elf auch furios los. Und entgegen meinen Befürchtungen schafften die Vier es, das Publikum von Beginn an in ihren Bann zu ziehen und zwei Stunden lang (!) zu begeistern.
Auch wenn ich das Album fast nicht kenne, muss ich doch feststellen, dass die Vier live erstaunlich leicht nachvollziehbar und gleichzeitig mitreißend sind und, entgegen meinen Erwartungen, musikalisch überhaupt nicht anstrengend wirkten. Das Ganze schien auch nicht wie ein Mischmasch aus allen Stilrichtungen (Postpunk, Wave, Pop, Reggae, Glamrock, Jazz, Surf, Psychedelic und was die Presse sonst nicht alles zu Hilfe zog), sondern wirkte recht homogen und erinnerte mich nicht selten an die fabulösen RADIO 4. Absolut tanzbar und super auch, dass die Jungs trotz der wenigen Zuschauer, wirklich alles gaben und sichtlich Spaß hatten. Sänger Jason wies das Publikum sogar letztlich darauf hin, dass es sagen solle, wenn es genug hätte. Dem war aber glücklicherweise nicht so, und so kann man nur drauf hoffen, dass die Vier bei der restlichen Tour in besser gefüllten Clubs spielen. Spätestens als persönlich von BLINK 182 eingeladener Support auf deren nächsten Europa-Tournee dürfte dieses Problem jedoch der Vergangenheit angehören.