Wie aus den Weiten des Universums schält sich P.L. Noons Stimme aus dem Titelsong „Dear flies, love spider“ dünn und zitternd durch einen wabernden Nebel aus Halleffekten, Feedbacks und undefinierbaren Geräuschen. THE LOW LOWS aus New York City haben ein Faible für das vollständige Ausloten aller erdenklichen Effektbänke ihres Aufnahmestudios, das so weit geht, so viel sei schon verraten, dass schön eingesetzte Pedal Steel-Gitarren wie in „White liner“ und wirklich geschmeidige Gesangsmelodien leider gelegentlich über die Planke gehen.
Das erinnert in guten Momenten an YO LA TENGO und VELVET UNDERGROUND – monoton schaukeln sich die Gitarren in endlos rückkoppelnde Schleifen, rumpelt das Schlagzeug im Hintergrund vor sich hin, erzählt der Gesang entrückte Geschichten wie aus dem wirren Traum eines Drogensüchtigen: „I’m too high to call a simple girl / I am crushed to a perfect pearl / I can’t do more than fall and stutter / I never should have left the woods” (aus „Wolves eat dogs”).
Die Zutaten für diesen Mix aus Indie, Singer/Songwriter und Space Rock sind zwar allseits bekannt, deshalb aber noch lange nicht schlecht. Persönlich habe ich über die Länge eines ganzen Albums allerdings so meine Schwierigkeiten mit einem Sänger, der permanent klingt, als säße er in einer Keksdose, die einen halben Häuserblock vom Rest der Band entfernt ist.
Es ist dieser eigensinnige Sound der potentielle Käufer von „Fire on the bright sky“ in zwei Lager spalten wird: Jene, die ihn innovativ und konsequent finden und die anderen, die sich nach drei Songs gelangweilt abwenden.
Wenn in „Aquanaut“ die akustische Gitarre mit so vollem, wuchtigem Sound einsetzt, als läge der Hörer in ihrem Inneren, möchte man sich kurz versöhnen… doch da ist er wieder: dieser weit entfernte, verschrobene Gesang.
Mein Fall sind die LOW LOWS nicht, doch haben sie unbestreitbare Qualitäten und hohen Wiedererkennungswert. Wer melancholische Bands liebt, die sich gern oberhalb der Fünf-Minuten-Grenze austoben und ihre eigene Vorstellung von Sound mit Konsequenz bis an die Schmerzgrenze verfolgen, ist hier allerdings gut aufgehoben.
Ein interessantes Album auf dem es sicher viel zu entdecken gibt – nur mir fehlt dafür offenbar die Leidensfähigkeit.