THE CURE – Festival

Es sei mir an dieser Stelle, an diesem Tag, dem zweiten von Weihnachen, ein wenig Nostalgie erlaubt, ein wenig Schwelgerei, in die ich mit einem traurigen und einem lächelnden Auge gerate, wenn ich mir die neue DVD von THE CURE ansehe. Denn die ist, wie schon die „Trilogy“-Doppel-DVD von vor vier Jahren eine absolut lohnenswerte Sache, und macht mir schon fast wieder Hoffnung darauf, dass es der Band vielleicht doch noch einmal gelingen könnte, ein gutes Studio-Album zu machen. Das letzte gute ist immerhin vierzehn Jahre her, und seitdem habe ich mir mehr als einmal geschworen, für diese Band kein Geld mehr auszugeben. Dass ich seither dennoch jedes Album (die Best-Of-Veröffentlichungen ausgenommen) am Erscheinungstag gekauft habe, zeigt, wie konsequent ich darin war. Und nun ist es wieder passiert.
Vorliegende DVD ist ein Zusammenschnitt aus insgesamt neun Headliner-Shows, die die Herren um Robert Smith im Jahr 2005 in insgesamt neun Ländern Europas spielten. Aufgenommen wurden die Bilder zur Hälfte von professionellen Filmern, zu einem großen Teil aber auch mit Kameras, die an das Publikum oder die Crewmitglieder verteilt wurden. Dies ist ein sicherlich interessanter Ansatz, sieht dafür aber manchmal eher bescheiden aus.
Mittlerweile sind sie zu einem Quartett geschrumpft, denn Roger O’Donnell verließ ebenso wie Parry Bamonte die Band, dafür stieß das Urmitglied Porl Thomson wieder dazu. Und die vier zeigen sich ausgesprochen gut aufgelegt, kommen nun gänzlich ohne Keyboards aus, was den gesamten Sound etwas strafft und im Ergebnis sehr viel ernergischer klingt, als man es gewohnt ist. Ausgewählt wurden hier insgesamt 30 Songs, die die größten Hits der Band außen vor lassen, aber für Fans mindestens 25 Lieblingsstücke enthalten, darunter z.B. „Fascination Street“, „If only tonight we could sleep“, „From the edge of the deep green sea“ oder eine tolle Versoin ihres Klassikers „Faith“. Dass einige der enthaltenen Stücke inzwischen schon 25 Jahre auf dem Buckel haben, hört man ihnen nicht an, denn in diesen zweieinhalb Stunden klingt alles wie aus einem Guss und was noch viel wichtiger ist, es macht Spaß, ihnen beim Spielen zuzusehen. Nein, es ist nicht verwunderlich, dass sich dieser Tage so viele junge Bands auf THE CURE berufen, denn was sind das auch tolle Songs, was für Melodien, die Robert Smith erfunden hat.
Und so ist es auch hier, wie schon auf der letzten DVD-Veröffentlichung von THE CURE, schade, dass diese Band es nicht fertig bringt, die Energie, die sie live ungebrochen besitzt, in ein Studioalbum einfließen zu lassen. Denn so fällt natürlich auch diese DVD eindeutig unter das Thema „Nachlassverwaltung“, dabei wollen sie doch eigentlich noch so viel mehr. Aber wie sagt man immer so schön: die Hoffnung stirbt zuletzt.