Ich traute meinen Augen kaum als ich mich dem Knust näherte, denn für einen Donnerstagabend lungerten ungewöhnlich viele Gestalten vor dem Laden herum. Hier ein Grüppchen Skins, da ein Grüppchen Punks, es herrschte ein reges Treiben, und es war schon fast schwer, sich den Weg durch Menschen und leere Flaschen zum Eingang hin frei zu kämpfen. Aber irgendwie war der Andrang von alt und jung auch zu verstehen, denn schließlich waren heute THE ADICTS zu Gast.
Doch von dem Hauptact gab es erst einmal Musik aus der Schweiz. Die TIGHT FINKS mit ihrem typischen 80er Jahre Outfit, knallenge Jeans, Tigerhemd usw. hatten im wahrsten Sinne des Wortes ein leichtes Spiel. Ihr beschwingter Punkrock erfreute das schon leicht beschwipste Publikum so sehr, dass ab und an sogar das Tanzbein geschwungen wurde. Die energetische Show, die das Trio aus Bern ablieferte, wurde durch eine Feuerspuckeinlage abgerundet. Nachdem sich die Jungs den Wolf gespielt hatten, was für meinen Geschmack als Vorband auch etwas zu lang war, kamen endlich THE ADICTS. Und das nicht etwa im Ilja Richter-Stil mit „Licht aus – Spot an“, nein, eingeleitet wurde die Show mit bekannten Klängen aus Stanley Kubricks Film „Clockwork Orange“. Zu diesem Streifen haben ja bekanntlich die englischen Punker einen ganz besonderen Bezug, denn ihr Bühnenoutfit wurde durch den Film inspiriert. So stiefelten denn vier weiß gekleidete Droogs, gefolgt von ihrem geschminkten Anführer auf die Bühne, und das Volk tobte bei jedem Song. Ausgelassen war die Stimmung auf beiden Seiten, denn nicht nur, dass wir Liedgut aus drei Jahrzehnten zu hören bekamen, nein, auch die Bühnenshow war grandios. Immer wieder wurden Luftschlangen und Konfetti von Sänger „Monkey“ ins Publikum gefeuert. Man kam sich vor wie auf einem Punkrock-Kindergeburtstag. Monkey hat wirklich immense Qualitäten als Entertainer, so schlug er zum Beispiel im musikalischen Rausch ein Tamburin auf seinem Kopf zu Brei. Oder holte sich bei einem Song einen ganzen Batzen hübscher Mädels auf die Bühne zum Mitsingen. Doch diese Unterstützung brauchte er eigentlich gar nicht, denn die meisten Songs haben ohnehin Hymnen-Charakter und luden zum Mitsingen ein. Es herrschte eine durchweg illustre Stimmung.
Als der Budenzauber zu Ende war, gab es ganz passend das Rausschmeißlied „I’m singing in the rain“, und man sah wie einige Gäste verschämt Party-Artikel, wie Luftballons und Co, einsteckten. Auch sehr spaßige Szenen gab es draußen zu beobachten. Kurzgeschorene Punx und Skins versuchten krampfhaft ihre Köpfe vom Glitzerstaub zu befreien, das hatte ich auch noch nicht gesehen.
THE ADICTS live war in jeder Hinsicht, musikalisch und von der Show her, ein großartiges Event, und ich wäre immer wieder dabei, vorausgesetzt, die Jungs halten es noch ein bisschen durch… sind ja auch nicht mehr die Jüngsten.