Warum NORTHERN STATE im Vorprogramm von TEGAN AND SARA so gut aufgehoben sind? Zum einen passt der Bandname ja bestens zu den Zwillingen aus Kanada, andererseits lieben die meisten Fans TEGAN AND SARA ja gerade, weil sie als junge Teens ihr Ding durchgezogen haben und allen zeigten, dass man sich als selbstbewusstes Mädchen in der Musikbranche durchaus durchsetzen kann.
Bei NORTHERN STATE handelt es sich um ein weibliches Electro-HipHop-Trio aus New York, das nicht nur das heutige Publikum, sondern auch Mike Patton für sich gewinnen konnte und sein letztes Album „Can i keep this pen“ auf dessen Ipecac-Label veröffentlichte. Und auch heute kamen die drei Frauen gut an. Was zum einen an der doch recht schmissigen Musik liegt, die sich irgendwo zwischen den BEASTIE BOYS, LUCIOUS JACKSON und SALT ‚N‘ PEPA bewegt, und zum anderen an der ausgiebig gepflegten Kommunikation mit dem Publikum. Ob mal jemand ein Taschentuch habe, weil sie so erkältet sei und ständig vergesse, ein paar Tissues mit auf die Bühne zu nehmen, wollte eine von ihnen wissen. Und schwupsdiwups kamen unzählige davon auf die Bühne geflogen. Ja, so was kommt gut an! Und logisch, dass sie nach dem Konzert persönlich am Merch standen, um ihre Sachen unters Volk zu bringen.
Aber als konsumorientierter Mensch musste man sich da schon ein wenig den Kopf zerbrechen, ob es jetzt die letzte NORTHERN STATE oder doch lieber ein Schal oder Strickpulli (!) von TEGAN AND SARA sein sollte. Die überzeugten durch ihr 75minütiges Konzert nämlich ebenfalls alle anwesenden Fans und standen den New Yorkern in Sachen Interaktion in nichts nach. Da erzählte Tegan auch gern davon, wie sich ihre Freunde irritiert zeigen, wenn sie in ihrem Lieblingsrestaurant mit dem Kellner Englisch spricht und er ausschließlich auf Französisch antwortet. Oder fragt nach, ob man hierzulande eigentlich die Songs in der jeweiligen Sprache mitsingt oder auch mal in seine eigene Landessprache übersetzt. Was natürlich für einiges Schmunzeln sorgte. "Walking with a ghost" wurde daraufhin in "Walking with a Geist" umgetextet, aber ansonsten spielten sie größtenteils Songs von ihrem neuen Album „The con“. Die im übrigen auch songtechnisch aufwändiger arrangiert sind und vom Publikum euphorisch aufgenommen wurden. Ein sehr nettes Konzert, das von der Stimmung her fast ein wenig an einen Mädchen- bzw. Frauenabend erinnerte. Mich würde mal interessieren, wie viele weibliche Fans nach einem solchen Konzert mit dem Gedanken spielen, eine eigene Band zu gründen. Was natürlich zu begrüßen wäre.