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TALK RADIO TALK – Beyond these lines

„Schau, ein Gau! – Oh schade, das war Stade“, frotzelten wir damals als Teenager der Tschernobyl-Generation über die niedersächsische Kreisstadt Stade. Abgesehen von seinem Atomkraftwerk konnte der Ort im öffentlichen Bewusstsein bislang allerdings noch keine besonderen Akzente setzen. Dies könnte sich nun jedoch schlagartig ändern, zumindest in musikalischer Hinsicht: Denn TALK RADIO TALK legen mit „Beyond these lines“ ein Hardcore-Album vor, das von der ersten bis zur letzten Minute überzeugen kann. Die Band ging bereits mit reichlich Vorschusslorbeeren an den Start, denn mit ihrer selbstbetitelten 2006er-EP und einem Vorabdemo hatten sie in der jüngeren Vergangenheit schon für ein kräftiges Rauschen im Blätterwald gesorgt. Und diejenigen, die damals schon hellhörig geworden sind, dürften sich bestätigt fühlen: TALK RADIO TALK spielen einfach gute Hardcore-Songs, die sehr kraftvoll rüberkommen und dennoch schnell im Ohr hängen bleiben. Vor allem die zahlreichen Gitarrenoktaven verleihen den Stücken ihre eingängigen Melodien, und die maßvoll eingesetzten Synthesizer- und Keyboardspielereien machen die Lieder zusätzlich interessant. „First girl on the moon“ und „Hello sun“ sind definitiv Hits, die der Crowd vor allem live so richtig Feuer unterm Hintern machen dürften. Aber es geht nicht immer nur mit Vollgas zur Sache, denn mit „The white out“ ist zur Abwechslung auch noch ein ruhiges, atmosphärisches Instrumentalstück vertreten – sehr mutig für eine Hardcore-Band, aber in diesem Fall ist das Experiment definitiv geglückt. Bleibt nur noch zu sagen: Hut ab vor diesem Einstandsalbum.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.