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SYSTEMFEHLA – Medienevent

Zuerst zu den Fakten: SYSTEMFEHLA stammen aus Hannover, existieren seit sieben Jahren und spielen – wie der Name bereits vermuten lässt – Deutschpunk. „Medienevent“ ist bereits das zweite Album des Trios und enthält inklusive Intro stolze 20 Stücke, für die sie hochkarätige Gastsänger wie Gunnar (DRITTE WAHL), Wally (TOXOPLASMA) und Micro (ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN) gewinnen konnten. An großen Namen mangelt es diesem Album also nicht, vielmehr an einem einheitlichen Qualitätsniveau der einzelnen Lieder und Texte. SYSTEMFEHLA toben sich auf zwei Baustellen gleichzeitig aus: Während etwa „Freie Menschen“ (der Song mit Gunnar und mein persönlicher Favorit auf der CD), „Halb 10“ oder „Im Westen nichts Neues“ recht gelungene sozialkritische Punkfeger sind, rutschen „Kein Liebeslied“ oder „Punkerbande“ (der Song mit Micro) in schlimmste Funpunk-Gefilde ab, die man als 16jähriger Nachwuchspunk vielleicht noch witzig findet, die Band an sich aber als ernstzunehmende Punkkapelle mit ambitionierten Ansprüchen irgendwie diskreditieren. Die im Bandinfo angepriesenen Tugenden „Unpeinlich, klischeefrei und zum Nachdenken Platz lassend“ treffen also lediglich auf einen Teil der Lieder zu. Und wenn wir schon mal dabei sind: SOCIAL DISTORTION mit eingedeutschtem Text zu covern geht gar nicht, da haben sich schon andere die Finger dran verbrannt.
Bleibt also festzuhalten: Spielerisch haben SYSTEMFEHLA durchaus Potential und ihr Sänger (der mich gelegentlich an den Sänger der KOLPORTEURE erinnert) verleiht den Hannoveranern erfrischenderweise eine gewisse Eigenständigkeit. Um aber in Zukunft als Band auch außerhalb des Jugendzentrum-Dunstkreises ernst genommen zu werden, wäre es aus meiner Sicht ratsam, sich zu entscheiden, wo man musikalisch und textlich tatsächlich hin möchte. Der Spagat zwischen tiefgründig kritisch und vehement witzig kann auf Dauer jedenfalls nicht gut gehen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.