Es gibt Alben, die sich schnell erschließen lassen. Man legt die CD in den Player, und während man sie zum ersten Mal hört, beginnt man mit dem Schreiben der Rezension und ist im Idealfall bereits fertig, bevor das Album durchgelaufen ist. Bei diesen Platten offenbaren sich auch beim fünften oder zehnten Hördurchgang keine neuen Erkenntnisse. Und es gibt Alben, bei denen ahnt man ziemlich bald, dass man sie oft hören muss, bis man sie versteht.
SQUID zählen mit ihrem Debütalbum „Bright green field“ definitiv zu letzteren. Doch wer nun denkt, dass es sich dabei um ein spannendes Album mit viel Tiefgang handelt, sei vorgewarnt! Dieses Album ist keine leichte Kost. Es fordert heraus, es nervt, es versöhnt, es strotzt vor Dissonanz und bietet nur spärlich gesäte Momente der Harmonie.
Doch gleichzeitig vereinen die Briten auf ihrem Erstling bereits so viele verschiedene Stile, dass man sich unweigerlich fragen muss, was danach bitte noch kommen soll. Von Krautrock bis Post-Punk, über Math Rock bis Psychedelic bis hin zu Jazz und Noise ist quasi alles vorhanden. Und immer wieder Atonalität. Wirst Du in einem Moment noch von zackigen, groovigen Beats abgeholt, reißt Sänger Ollie Judge mit seinen Vocals, die zwischen Plauderton, Provokation und Aggressivität transzendieren, die soeben geschaffene Tanzbarkeit wieder ein, bevor die Gitarre die schönsten Harmonien anstimmt und im nächsten Moment schon wieder verwirft.
So bleibe ich am Ende trotz vieler Durchläufe unentschlossen, wenn nicht sogar ratlos. Dem einhelligen Abfeiern der Komplexität und der durchdachten Spielfreude in zahlreichen Feuilletons mag ich mich nicht kommentarlos anschließen, stattdessen bleibt bei mir der Eindruck zurück, dass hier zu viele Einflüsse auf zu wenig Raum kompensiert wurden. Anspruchsvoll ist dieses Album zweifelsohne, ein wenig mehr Entspanntheit und Zuversicht hätte der Qualität aber auch keinen Abbruch getan. So fehlen mir letztendlich doch genügend Momente, wo mich SQUID bedingungslos und langfristig abholen. Bei einem Wein spricht man von Reife und Trinkfertigkeit, die erst dann eintritt, wenn sich alle Komponenten im Einklang befinden. So scheint es mir auch bei SQUID. Das Potenzial dafür ist fraglos vorhanden.