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SON KAPITAL – s/t

Wer Scheuklappen vor den Augen hat, der wird mit SON KAPITAL wahrscheinlich nicht glücklich werden. Denn die Formation aus Berlin zeigt, wie der Blick über den musikalischen und kulturellen Tellerrand aussehen kann und mischt Reggae, Ska, Balkan-Beats und Weltmusik mit deutschen und französischen Texten zu einem leicht schrägen Straßenmusiker-Mestizo-Sound, wie man ihn in ähnlicher Form von MANU CHAO, MALE VITA oder CHE SUDAKA kennt. Anstelle von Bläsern kommt bei SON KAPITAL ein Akkordeon zum Einsatz, was gerade den französischen Liedern oftmals eine gewisse Chanson-Stimmung verleiht. In den Texten geht es neben persönlichen Dingen auch um politische Themen wie beispielsweise die europäische Abschottungs- und Abschiebe-Politik, Nationalsozialismus oder die sozialen Unruhen im Athener Stadtviertel Exarchia.
SON KAPITAL machen im Gegensatz zu vielen anderen Bands aus der erweiterten Reggae- und Weltmusik-Szene keine partykompatible, tanzbare Musik, sondern regen vielmehr zum Zuhören und Nachdenken an. Dabei ist es erstaunlich, wie gut die Bandmitglieder harmonieren und aus all den verschiedenen Einflüssen einen ebenso eigenständigen wie homogenen Sound kreieren. Und so muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich von dieser CD nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten doch sehr positiv überrascht bin.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.