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SLUT – Still no. 1

Fragwürdige Albumtitel waren ja schon immer das Markenzeichen von SLUT. „All we need is silence“ zeichnete sich entgegen dem Titel durch eine ordentliche Portion Rock aus, und was hat man als Hörer zu erwarten, wenn das neuste Werk den selbstbewussten Titel „Still no.1“ trägt? Im Vergleich zum Vorgänger wird hier glücklicherweise weniger mit dem Mainstream geliebäugelt, vielmehr nahm man einige Versatzstücke aus dem freiwilligen Jahr bei Brechts Dreigroschenoper mit, wo SLUT die Kompositionen Kurt Weills in ihre eigene Sprache umdeuteten. Was bedeutet, dass hier unter anderem Streicher, Bläser, Chöre und ein Piano zum Einsatz kommen. Doch wer nun ein Übermaß an Pathos befürchtet, kann sich entspannt wieder zurücklehnen. Natürlich schwebte bei den fünf Ingolstädtern schon immer eine Menge Leidenschaft mit, aber nach ein, zwei gewöhnungsbedürftigen Hördurchgängen erkennt man als Hörer doch relativ schnell die Relevanz der beteiligten Instrumente. Und was wären schließlich auch Bands wie PLACEBO und MUSE ohne jegliche Ergriffenheit? Der instrumentale Opener „Sum it up“ zeichnete sich ebenso live als toller Einstieg aus, der shoegazig anmutende Titelsong bleibt bereits nach dem ersten Hören im Ohr hängen, und überhaupt wimmelt es auch auf „Still no. 1“ mal wieder an allen Ecken und Enden an Refrains, die sich sofort im Kopf festsetzen. Bei „Wednesday“ würde ich mir nach dem Konzert gerne wieder die weibliche Stimme als Kontrastpunkt hinzuwünschen – schade, dass sie es nicht mit aufs Album geschafft hat. Richtig rockig wird’s hier eigentlich nur noch bei „Better living“, direkt mit dem darauf folgenden „Failed on you“ wird jegliche Rockattitüde aber wieder zugunsten einer melancholischen Stimmung à la SIGUR RÒS neutralisiert. Wodurch sich „Still no. 1“ neben aller Eingängigkeit auszeichnet, ist vor allem die Vielfältigkeit und perfekte Ausgewogenheit des Songmaterials. Einen Tick weniger Ergriffenheit würde mir persönlich trotz alledem etwas besser gefallen.