Wenn man der arbeitenden Zunft angehört, fängt man irgendwann an, Konzerte während der Woche auch gerne mal sausen zu lassen. Genug Schlaf zu kriegen, hat schließlich auch seine Reize. Möglich auch, dass der Grund nicht das Arbeiten, sondern das Altern ist. Oder aber die Tatsache, dass ich am Anfang in Hamburg fast alle Konzerte mitgenommen habe – egal ob sie wochentags oder am Wochenende stattfanden. Was also auch immer der Grund sein mag – eines hat es zur Folge: man fängt wieder an, Konzerte zu schätzen, wenn man auch mal eines auslässt. Jedenfalls zählen SIVA nun nicht gerade zu meinen allerallerliebsten Lieblingsbands, klar, ich kenne sie ja auch noch kaum. Der Name ist mir irgendwo schon mal begegnet, ihr Debütalbum bekam ich vor etwa einer Woche zugeschickt und befand es für ganz ordentlich, heute freute ich mich jedenfalls auf ihr Konzert. Doch leider machte die Support-Band SILVESTER meinem sonstigen Tag-Nacht-Rhythmus einen gehörigen Strich durch die Rechnung, als sie eine Dreiviertelstunde später als geplant anfing. Na, das nenne ich Starallüren. Und das, obwohl es erst ihr dritter Auftritt war! Oder was auch immer der Grund gewesen sein mag… Wir waren jedenfalls mit unserer Meinung über sie ein wenig hin- und hergerissen. Gute Ansätze waren auf jeden Fall schon hörbar, und trotz aller Poppigkeit zwischen WIR SIND HELDEN, MIA, vielleicht aber auch DELBO hoben sich die Rhythmen, die nicht nur aus Vier-Viertel-Takten bestanden, gerne einmal vom einfachen Schema ab. Aber die Texte der Sängerin waren trotz alledem ein wenig, na ja, merkwürdig und die Keyboards… sagen wir mal minimal. Insgesamt fehlte es auf jeden Fall an Hooklines oder Parts, die sich irgendwie vom übrigen Bandsound abheben. Für den dritten Auftritt aber dennoch nicht schlecht.
Danach dann SIVA, und sie klangen vor allem: perfekt! Der Schlagzeuger spielte präzise wie ein Uhrwerk – obwohl er erst vor einem Monat hinzugekommen war. Der Gesang war warm und ohne irgendwelche schiefen Töne, ja SIVA machen einfach nur schöne Musik! Für Momente, wo man sich verletzlich fühlt, sich vielleicht auch mal ganz gern im Selbstmitleid suhlt, am besten jedenfalls an einem Sonntagabend konsumierbar. Stilistisch irgendwo zwischen JOSHUA, TIGER LOU und K’S CHOICE einzuordnen, und dass sie aus Berlin kommen und mit den Sinnbus-Jungs befreundet sind, könnte für die musikalische Einordnung sicherlich auch recht hilfreich sein. Irgendwo melancholisch, andererseits aber auch recht warm und anschmiegsam. Ein wenig verschroben, aber immer noch poppig. Und zum lieb haben.