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SIMON FISHER TURNER – The epic of Everest

Erinnert ihr euch noch an „Die Moldau“ von Friedrich Smetana? Wir haben das Stück in der fünften Klasse im Musikunterricht behandelt, und es gilt wahrscheinlich als das bekannteste Stück in Bezug auf Programmmusik mit Tonmalerei. Smetana beschrieb anschließend selbst, wie er musikalisch den Lauf der Moldau vertont hat, wie sich aus dem kleinen Bächlein ein reißender Fluss mit Stromschnellen bildet, der im weiteren Verlauf durch Wälder und Wiesen fließt, vorbei an einer Bauernhochzeit und schließlich in der Elbe mündet.
Ein ähnliches Werk ist SIMON FISHER TURNER nun mit „The epic of Everest“ gelungen, mit zwei kleinen Unterschieden: es handelt sich in diesem Fall nicht um den Verlauf der Moldau, sondern um die Besteigung des Mount Everest, und zweitens dient sein Werk als Live-Soundtrack zu einem Film von 1924.
Erinnere ich mich jedoch an die mir aufgetragene Aufgabe als kleiner Zögling, dem Werk von Smetana gedanklich zu folgen und sich im Kopf auszumalen, was mit der Moldau gerade passiert, kann man mit SIMON FISHER TURNERs Werk genauso vorgehen. Los geht es am Fuße des Berges, vorbei an einem Almauftrieb („Makalu“)und einer folkloristischen Brotzeit („Cho Oyu“), bis dem Bergsteiger in „Dhaulagiri“ erstmals der massive Berg und die damit verbundenen Anstrengungen begegnen. Entschädigt wird man für die Strapazen aber mit einem schönen Ausblick aufs Tal („Annapurna“), bevor einem in gewisser Höhe vermehrt der Wind um die Ohren pfeift („Gasherbrum“). Noch weiter oben genießt man schließlich die absolute Ruhe („Shishapangma“) bis nur noch der Gipfel bevorsteht. Hier hat sich die gerade noch genossene Ruhe in einen handfesten Sturm verwandelt („Gyachung Khan“), bei dem einen die Klamotten um den Körper flattern und man Schwierigkeiten hat, überhaupt Halt zu finden. In „Rakoposhi“ meint man schließlich musikalisch vertontes Eis zu spüren, bis der Bergsteiger im abschließenden „Tirich Mir“ am Ziel angekommen und wunschlos glücklich ist. Geschafft!
Geschafft hat man nun auch mehr als 72 Minuten orchestraler, teils abstrakter Musik, die tatsächlich so perfekt ausgearbeitet wurde, dass man den Film dazu überhaupt nicht benötigt. Für den Musikunterricht als Beispiel der Tonmalerei sicherlich perfekt geeignet, auch macht es Spaß, sich gedanklich den Mount Everest hochzukämpfen, aber für den mehrmaligen Genuss daheim ist dieses Album sicherlich nicht geeignet.