Im Grunde machen SCRAPS OF TAPE Post-Rock. Und in einer Review jetzt zum hunderttausendsten Mal von Soundscapes und Wall of Sounds zu lesen, wäre wohl genauso wenig spannend, wie die seit Ewigkeiten überbelegte Sparten-Schublade ein weiteres Mal zu öffnen (trotz einer gelungenen Neuinterpretation von MINOR THREADs „Filler“). Also beschränke ich mich in dieser Rezension auf die Dinge, die an ihrem dritten Album anders sind als an der Vielzahl ähnlicher Releases. Allen voran ist das der Gesang, der hier nicht nur begleitend oder in Form von Sprachsamples zum Einsatz kommt, sondern im vollen Zuge. Mit richtigen Melodien und so. Das erinnert ein wenig an LOGH und STARMARKET oder aber auch an THE JULIANA THEORY. Womit wir bereits beim zweiten Markenzeichen von „Grand letdown“ angelangt wären. Denn plötzliche Rockausbrüche gibt es bei den fünf Schweden neben vielen schönen Melodien natürlich auch. Allerdings klingen sie weder atmosphärisch und nach Wall of Sound, wie man es von ISIS und Konsorten kennt, oder so überspitzt nach Glam Rock wie auf dem Album „Love“ von THE JULIANA THEORY. Stattdessen packen SCRAPS OF TAPE gerne einmal die fette Keule Rock aus, und ich komme nicht umhin, gelegentlich meine Nase zu rümpfen und mich zu fragen, ob sie das womöglich ernst meinen. Hier liegt für meinen Geschmack das größte Manko des Albums.
Die letzte eigentümliche Note an SCRAPS OF TAPE ist, dass sie zwischendurch auf der Gitarre und den Synths einzelne Töne spielen, die nicht disharmonisch, sondern tatsächlich falsch klingen. Das irritiert anfangs, gewinnt letztendlich aber sogar an Reiz, da dies regelmäßig an den allzu harmonischen Passagen passiert.
Insgesamt ein schönes Album, auch die Produktion von Mathias Oldén (LOGH) ist über alle Zweifel erhaben. Außerdem sind SCRAPS OF TAPE eigenständig genug und definitiv anders als viele andere Postrock-Bands, wobei ich mich aber an manchen Merkwürdigkeiten auch nach mehrmaligem Hören noch störe.