You are currently viewing REVEREND DEADEYE  – The trials and tribulations of Reverend Deadeye

REVEREND DEADEYE – The trials and tribulations of Reverend Deadeye

Es gibt Romanzen, die beginnen mit einem Paukenschlag, mit Funkengewitter und zuckrigem Herzchenregen. Andere legen einen Fehlstart nach dem anderen hin, bis es dann doch plötzlich läuft, als hätte man sämtliche Synapsen mit dem Bratenfett der Liebe eingeschmiert. So war das mit Reverend Deadeye und mir.
Reverend Deadeye ist ein Prediger. Ein Mann Gottes, der als Jüngling Schlangen im Navayo Reservat in Arizona zähmte. Und dem eines Tages eine schlechtgelaunte Reptilie ins Auge biss. Aua aua. Daher sein Name, so die Erzählung. Inzwischen hat der Reverend der Schlangendressur abgeschworen und ist ins One-Man-Band-Fach übergewechselt, um mit Blues, Punk, Folk und Rock’n’Roll Gottes Botschaft unters Volk zu bringen. Halleluja.
Nun ist es so: Mit religiösen Inhalten kann man mich jagen. Ich glaube an Elvis Presley und Bettie Page, und Jesus ist definitiv nicht mein Homeboy. Vielleicht lag es daran, dass meine erste Reaktion auf „The trials and tribulations of Reverend Deadeye“ aus einer hochgezogenen Augenbraue und einem gegrunzten „So’n Scheiß“ bestand. Als ich dann aber genauer hinhörte, wurde mir warm ums Herz. Ganz ohne dressierte Schlangen.
„The trials and tribulations…“ ist old school, raubeinig, liebevoll. Der Soundtrack für eine bierselige Nacht in der Lieblingspinte. Eine mit Wok-Deckel modifizierte Gitarre, ein Bierdosenmikrophon, das mich an den Klang des Joghurtbecher-Telefons aus Kindertagen erinnert, dazu Kick Drum und Waschtrog-Snare, eine Stimme, die klingt wie zehn versoffene Cowboys, Texte über Gott und den Teufel, über Sünde und Verheißung, Songs, die mal stampfend und verwegen, mal melancholisch sind. Dass der Prediger sich dabei jedesmal in Trance-ähnliche Verzückung spielt und schreit, könnte man ganz toll finden. Von wegen Intensität und Inbrunst und so. Mich nervt’s aber auf die Dauer. Mehr Laid-Back-Attitüde hätte dem Album gut getan. Aber so ist das nun mal mit Romanzen. Am Anfang muss man sich ins Zeug legen, damit aus dem Flirt eine Lovestory mit Happy End wird. Ich nehme den Reverend jetzt mit ins Auto. Wir haben ein Date. <3