„The shape of punk to come“ gilt auch 21 Jahre nach seinem Release noch immer als Meilenstein in der Fraktion härterer Gitarrenmusik. Auf ihrem dritten Album verbanden REFUSED, was bis zu diesem Zeitpunk schier unmöglich schien: eine Mischung aus Hardcore-Punk, Elektronik, Jazz und sogar Klassik, immer wieder unterbrochen durch diverse Samples und versehen mit Dennis Lyxzéns geschrienen revolutionären Texten. Das Dilemma daran: bereits ein halbes Jahr später lösten REFUSED sich auf – kaum einer hatte die neuen Songs zu diesem Zeitpunkt live gesehen, da die Band fast ausschließlich in kleinen AJZs auftrat.
Angeblich erfolgte die Auflösung, weil ihre politischen Ziele von den Medien missverstanden wurden. In einer DVD über ihre letzte Tour klang jedoch durch, dass es wohl eher persönliche Gründe und der ausbleibende Erfolg waren, die zum Ende der Band führten.
2012 dann die Schlagzeile: Es sollte eine Reunion geben, um ihrem letzten Album Ehre zu erweisen. Mit Auftritten auf dem Coachella-Festival in den USA und diversen großen Festivals in Europa wurde dann quasi postum der Erfolg eingefahren und parallel dazu die damalige Kapitalismuskritik ad absurdum geführt. Es folgte eine erneute Bandauflösung und dann die nächste Überraschung: ein neues Album! Doch „Freedom“ war alles andere als ein Befreiungsschlag, stattdessen wurde es von der Presse größtenteils zerrissen: einfallsloser Rock, co-produziert von Shellback (u.a. MAROON 5 und TAYLOR SWIFT). Mal wurde das Album als „belanglos“ und „Zitat ihrer selbst“ bezeichnet (Spex), mitunter sogar als „schlimmer Unfall“ (Bayerischer Rundfunk), während die Texte zur „verbohrten Parolendrescherei“ degradiert wurden (Musikexpress).
Doch REFUSED schien diese Kritik egal, und so folgt vier Jahre später mit „War music“ ein neues Album. Nicht mehr auf Epitaph, dafür aber aus Spinefarm, einem Sub-Label von Universal. Zwar taucht Shellback nicht mehr als Produzent auf, darf aber bei einem Song die Backing vocals beisteuern, ebenso wie Pelle Almqvist von THE HIVES. Aber das war es dann auch schon mit den Veränderungen, ansonsten bleibt alles beim alten, sprich: es geht genauso 80s hardrockig zu wie auf „Freedom“, gelegentlich guckt mal der Crossover der 90er um die Ecke, und die Texte bewegen sich im unkonkreten linksextremen Spektrum (Profitgier, Ausbeutung des Proletariats, …), dazu noch ein paar Zitate von Marx, Trotskij und Ulrike Meinhof. Dass das alles so gar nicht revolutionär, sondern viel mehr altbacken und reaktionär wirkt – Schwamm drüber. Dafür klingt die Produktion schließlich fett. Wer hier auf Veränderung oder Weiterentwicklung gehofft hat, wird leider schwer enttäuscht.