Oh, hier hat aber eine recht kleine Band wahrscheinlich ziemlich viel Geld für die Produktion in die Hand genommen. Doch wo eine allzu dicke Produktion gerade bei unerfahrenen Bands oft den gegenteiligen Effekt hat und für allzu viel Sterilität und fehlende Wärme sorgt, steht PHYRIA eine ordentliche Produktion ausgesprochen gut zu Gesicht.
Die Band vom Niederrhein hat mit „The colors among us“ ihr zweites Album veröffentlicht und bedient damit die Sparte des Neo-Prog/Indie-Rock, wie man es auch von DREDG kennt. Soll heißen: Kraftvoller Alternative-Rock, der aber auch nicht vor Prog-Einflüssen zurückschreckt und genauso viel Wert auf ein melodisches Songwriting legt.
Aber wo viele Bands beim Nachahmen der großen Band aus San Francisco kläglich scheitern, muss ich zugeben, dass ich nach den ersten Songs dieses Albums ziemlich beeindruckt war. Spielerisch und songwriterisch spielen PHYRIA ziemlich weit oben, auch der Gesang kann da mithalten. Doch zur Mitte des Albums sinkt meine anfängliche Begeisterung leider wieder ab. Denn insgesamt wird hier zu sehr auf Eingängigkeit geachtet, so dass die Überraschungsmomente mit der Zeit ausbleiben, was bei einer Spielzeit von mehr als einer Stunde für eine gewisse Eintönigkeit sorgt. Vor allem die versteckten Feinheiten, die sich erst beim dritten oder vierten Hören langsam erschließen, fehlen mir hier.
Da fällt mir ein: es gab mal eine Band aus der Schweiz, namens BRAZEN, die vor ca. 15 Jahren auf Stickman veröffentlichte und deren Album ich immer wieder aus dem CD-Regal zog und das mich ob der vielen Ideen auch Jahre später noch begeisterte. Stilistisch ging das in eine ähnliche Richtung, aber für PHYRIAs drittes Album würde ich mir wünschen, dass sie sich in ihrer musikalischen Vielfältigkeit hier ein wenig inspirieren lassen. Dann bleibt meine Begeisterung auch länger bestehen.