Dass es im Musikbereich mit der Gender Equality längst nicht ausgeglichen zugeht, steht außer Frage. Doch wo soll man ansetzen? Ob die Keychange-Initiative des Rätsels Lösung ist, wird nicht selten bezweifelt, wenngleich es Bemühungen um eine Ausgeglichenheit der Geschlechter schon seit vielen Jahren gibt. Gerade im Bereich „lauter“ Musik scheint es jedoch noch Nachholbedarf zu geben. Waren aber nicht auch AT THE DRIVE-IN bereits vor rund 20 Jahren darum bemüht, dass sich ein jeder Konzertbesucher bei ihnen wohlfühlt? Als Folge dessen erteilten sie ihrem Publikum ein Verbot, allzu krass zu ihrer Musik abzugehen, was nicht selten zu Konzertabbrüchen führte.
Dass auch die PETROL GIRLS (die, im Gegensatz zu ihrem Bandnamen, nur zu 50% aus Frauen bestehen) um eine Gender Equality bemüht sind, ist weithin bekannt. Gegründet wurde das Quartett aus London übrigens vor sieben Jahren für einen Auftritt zum „International Women’s Day“, bezeichnet seinen Stil als „Feminist Post-Hardcore“, und so pflegt Sängerin Ren Aldridge zu Beginn des Auftritts darauf hinzuweisen, dass die Männer den Bereich vor der Bühne doch bitte für Frauen, Trans, Queer und Inter freimachen sollen. Das klappte im ausverkauften Hafenklang tatsächlich ziemlich gut, es tat der ausgelassenen Stimmung keinen Abbruch und sorgte doch dafür, dass das Geschubse in den ersten Reihen etwas reduzierter stattfand. Schon mal ein guter Anfang!
Musikalisch und politisch sind die PETROL GIRLS übrigens nicht allzu weit von REFUSED und den oben bereits erwähnten AT THE DRIVE-IN entfernt, und in Sachen Energie stehen sie beiden Bands ebenfalls in nichts nach. Wenn Ren nicht gerade shoutend über die Bühne wirbelt, nimmt sie die Zuschauer mit einem festen Blick und eindringlichen Worten in ihren Fokus, erklärt ihre meist feministischen und antifaschistischen Texte im Vorfeld bereits thematisch. Ja, dieser Band liegt eindeutig eine Botschaft am Herzen, und sie setzt sie überzeugend um – sowohl von der Attitüde als auch musikalisch. Dass sie sich inzwischen einen Namen erspielt haben und die Konzerte nach und nach immer größer werden, sei ihnen von Herzen gegönnt!