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PASCOW – Diene deiner Party

Die Veröffentlichung eines neuen PASCOW-Albums erinnert mich immer ein wenig an die Weihnachtsfeste einer glücklichen Kindheit: Schon Wochen vorher fiebere ich dem Erscheinungstag entgegen, und wenn es dann endlich soweit ist und ich den Tonträger in den Händen halte, kann ich es kaum erwarten, ihn mit vor Aufregung zitternden Händen wahlweise auf den Plattenteller oder in den CD-Schlitz zu verfrachten. Das verhält sich bei ihrem mittlerweile fünften Album nicht anders als schon bei den Vorgängern. Obwohl die überaus sympathischen Saarländer bereits längst ihren Stil gefunden haben, bin ich von jeder ihrer Veröffentlichungen aufs Neue begeistert. Wobei – sagte ich gerade, PASCOW hätten ihren Stil gefunden? Das stimmt so nicht ganz, wie uns das neue Werk der Jungs zeigt. Zwar entsprechen Songs wie "Die Realität ist schuld, dass ich so bin", "Im Raumanzug", "Lettre noir" oder "Smells like twen spirit" mit ihren druckvollen Gitarrenwänden und den filigranen Melodiebögen zu 100% den bewährten PASCOW-Blaupausen, doch im Gegensatz zu ihren früheren Werken hält "Diene einer Party" auch die eine oder andere Überraschung für das geschulte Fan-Ohr bereit. Da wäre zunächst der Titeltrack selber zu erwähnen, der für PASCOW-Verhältnisse ungewohnt ruhig und eingängig anmutet. Noch gewagter erscheint auf den ersten Eindruck das Stück "Castle rock", das mit seinem tanzbaren Disco-Beat zwischen den ansonsten eher straighten Liedern des Albums nicht minder aus dem Rahmen fällt. Doch nachdem sich die anfängliche Verwunderung gelegt hat, muss ich eingestehen, dass gerade diese Tracks als unkonventionelle Ausreißer in der ansonsten recht homogenen Soundmasse auf das Album unheimlich belebend wirken, ebenso wie die Highspeed-Nummer "Verratz", die in gerade einmal 35 Sekunden durch die Boxen rauscht. Denn seien wir ehrlich: So großartig die letzten beiden Alben "Nächster Halt gefliester Boden" und "Alles muss kaputt sein" auch waren – über kurz oder lang hätte PASCOW irgendwann der gefürchtete "BAD RELIGION-Wiederholungseffekt" gedroht. Mit "Diene deiner Party" haben sie einen perfekten Mittelweg gefunden, sich selber treu zu bleiben und gleichzeitig zu beweisen, dass sie sich nicht auf ein bis zwei Soundschablonen reduzieren lassen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.