PANTEON ROCOCO – Ni carne ni pescado

Gleich mal vorweg: Wirklich neu ist „Ni carne ni pescado“ nicht, denn dieses Album von PANTEON ROCOCO ist in ihrer Heimat Mexiko bereits vor zwei Jahren auf CD erschienen, wird nun aber erstmalig in Deutschland auf Vinyl veröffentlicht. Auch wenn der Titel „Nicht Fleisch, nicht Fisch“ hierzulande vornehmlich negativ assoziiert wird, so passt er wunderbar zu diesem Tonträger, denn er verdeutlicht sehr anschaulich den Abwechslungsreichtum und die Gegensätze, die die Band hier unter einen Hut zu bringen versucht. Dabei geht’s zunächst relativ gewohnt los: „Hostilidades“ ist ein mitreißender Latin-Skapunk-Song, wie man ihn von PANTEON ROCOCO kennt. Doch bereits im Folgesong, dem TIJUANA NO!-Cover „Renace en la Montana“, verschmelzen HipHop-, Reggae- und Metal-Elemente zu einem tanzbaren Crossover-Track. Apropos Coversongs, hiervon findet man auf „Ni carne ni pescado“ so einige. Dürfte das ursprünglich von einer Band namens RITMO PELIGROSO stammende „Dejala tranquila“ bisher nur ausgewiesenen Kennern der lateinamerikanischen Musikszene ein Begriff gewesen sein, so stellt die Neuinterpretation des THE SPECIALS-Klassikers „Gangsters“ aus meiner Sicht den Höhepunkt dieses Albums dar: Befindet sich das Stück anfangs noch ziemlich nah am Original, so wird mitten im Lied plötzlich in den Ragga-Modus umgeschaltet und munter drauflos getoastet. Heißer Scheiß! Eher skurril wirkt hingegen der Versuch, der DEICHKIND-Hymne „Remmidemmi“ mit holprigem Deutsch neues Leben einzuhauchen, wenngleich die Band damit wahrscheinlich sämtliche Festivals zwischen Ostfriesland und dem Bodensee zum Beben bringen wird. Für eingefleischte PANTEON ROCOCO-Fans dürfte „Ni carne ni pescado“ folglich eine durchaus spannende Angelegenheit darstellen, Neueinsteiger sind hingegen mit den früheren Alben der Band besser beraten.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.