Derzeit sind Piano-Trios schwer im Kommen: GOGO PENGUIN, MICHAEL WOLLNY TRIO, MAMMAL HANDS, YARON HERMAN, NEIL COWLEY, TINGVALL TRIO. Dass es auch anders geht, beweist NILS WÜLKER schon seit Jahren. Dabei muss man keineswegs auf der Stelle treten, was er zuletzt auf dem Elbjazz zeigte. Nachdem er auf seinem letzten regulären Album mit dem Deutschrapper MARTERIA zusammengearbeitet hatte, performte er auf dem Jazzfestival am Hamburger Hafen zusammen mit NICO SUAVE, MAXIM und DJ MAD von den BEGINNERN. Und auch im Mojo Club konnte sich die Vielfalt in seinem Programm sehen lassen. Im fast ausverkauften Club am Anfang der Reeperbahn wechselte die Stimmung in seinem Set zwischen gefühlvoll und beschwingt, zwischen mitreißend und verträumt. Dabei wurde es mal funkig, mal poppig, zwischendurch sogar ein wenig rockig. Doch eine Sparte, die Jazzmusiker sonst auch gerne aufzeigen, suchte man heute Abend vergeblich: allzu kompliziert und vertrackt wurde die Musik nie. Und dies scheint auch der Grund zu sein, warum sich so viele Zuhörer auf NILS WÜLKER einigen können. Statt des Zurschaustellens seines Könnens übte sich der Echo-Preisträger mit seinen Mitmusikern eher in hanseatischer Zurückhaltung und erklärte den Zuschauern stattdessen, woher er seine Ideen für die Songs habe. Ganz so, als säße man mit Wülker im netten Plausch zusammen am Tresen einer Bar.
Wie wohlig sich ein solcher Konzertabend mit NILS WÜLKER gestaltet, kann man nun auch auf seinem just veröffentlichten Album „Decade“, dem ersten Live-Album in seiner fast zwanzigjährigen Karriere, nachhören.