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NEW FOUND GLORY – Tip of the iceberg

Daheim in den Staaten sind NEW FOUND GLORY ja regelrechte Chartstürmer, und auch hierzulande dürfte wohl so ziemlich jeder, der sich für emotionalen Pop-Punk interessiert, mindestens ein Album der Band im Regal stehen haben. Fast zeitgleich zur Veröffentlichung eines „Best of“-Albums auf dem Majorlabel Geffen Records erscheint nun auf Bridge 9 eine Doppel-CD, die gleich mehrere Überraschungen in sich birgt. Zum einen sei da die Label-Wahl erwähnt, denn bei Bridge 9 handelt es sich um ein Hardcore-Label, welches mit Pop-Punk bekanntlich wenig bis gar nichts am Hut hat.
Wenn man jedoch Überraschung Nummer zwei betrachtet, kann man bereits erahnen, weshalb der Deal zustande kam: Denn bei CD 1 handelt es sich um eine EP namens „Tip of the iceberg“, die neben drei neuen Eigenkompositionen Coversongs von den alten HC-Haudegen GORILLA BISCUITS („No reason why“), SHELTER („Here weg go“) und LIFETIME („Cut the tension“) beinhaltet, wobei man sich relativ nah am Sound der Originalinterpreten bewegt. Auch bei den drei eigenen Songs geht es für NFG-Verhältnisse recht hart zur Sache, denn so rasant wie beim Titelsong hat man die Jungs zuletzt im Intro ihres Albums „Catalyst“ erlebt.
Überraschung Nummer drei ist letztendlich der Inhalt der zweiten CD: Unter dem Decknamen INTERNATIONAL SUPERHEROES OF HARDCORE hat sich die Band kurzerhand eine neue Identität verpasst, wobei Gitarrist Chad Gilbert den kompletten Leadgesang übernommen und Sänger Jordan Pundik sich im Gegenzug dessen Klampfe umgehängt hat. Das Resultat sind zwölf weitere kurze Hardcore-Kracher, wie man sie von den Jungs wohl kaum erwartet hat. Rasend schnelle Gitarrenriffs, vielstimmige Shouts und kaum ein Song oberhalb der Eineinhalbminutenmarke sind das überraschende Resultat. Hinzu kommt der typische NFG-Humor, denn die Lyrics triefen förmlich vor Anspielungen und Witzeleien über die Hardcoreszene. Ganz großes (Satire-)Kino, das eindrucksvoll beweist, dass NEW FOUND GLORY auch als Hardcore-Band ganz weit vorne mitspielen könnten!
Es liegt in der Natur der Sache, dass die Band Gefahr läuft, viele Fans aus dem Pop-Punk-Spektrum mit diesem Album zu enttäuschen. Für den harten Fankern sowie für Freunde des gepflegten Eastcoast-Hardores dürfte dieses Release jedoch einen willkommenen Leckerbissen darstellen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.