Reduktion wird hier groß geschrieben. Die sparsamen Töne lassen Platz für die Nicht-Töne. Ein Prinzip, das auch SAVOY GRAND verinnerlicht haben. Durch diesen Effekt sind die leisen Passagen noch nackter, während die volle Instrumentierung (meint hier auch immer einen entfernten Folk-Hintergrund) mit einer ehrfürchtigen Wucht daher kommt. Dieses Wechselspiel zwischen ruhig und entfesselt sollte aber nicht verwechselt werden mit den Sound-Kapriolen der Meister dieses Fachs, MOGWAI, denn was bei jenen das Feedback-Inferno ist, baut sich hier mit rastlosen Streichern und klagenden Bläsern auf. Im Gegensatz dazu braucht es manchmal nur die pure Stimme von Johann Krantz und Therese Engström, um eine sakrale Intimität zu erzeugen. Dabei beginnen die Songs überwiegend reduziert, „Staling, postcard“ zum Beispiel. Da ist zunächst nur die verhallte Stimme von Johann Krantz, die im nächsten Moment unvermittelt nebst Gitarren-Pickings direkt neben dir auf dem Sofa zu sitzen scheint, nur um dir einige Takte später den Boden unter den Füßen streitig zu machen. Oder „May, a magpie, the softest feet“, der beste Song von „Brave you free may“, sollte man sich entscheiden müssen. Fängt genauso verhalten an und baut sich zu einer mächtigen Schönheit auf. Erhabenheit ist dann wohl das richtige Wort, um die Musik von MUSIKA 77 zu umschreiben. Und mit acht Songs hat „Brave you free may“ auch genau die richtige Länge. Der Hörer wird nicht überfrachtet, sondern hat genügend Muße, sich von jedem einzelnen Song warm einwickeln zu lassen. Wenn es dann noch einen Vergleich bedarf, so kann man uneingeschränkt auf LOW verweisen. Damit wäre alles gesagt.