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MOUNT KIMBIE – Cold spring fault less youth

Zärtlichkeit und ich.
Ein Sound, ein Ambiente für mich und meine Ohren. Nur für mich. Mich, myself und ich. Eine stehende Stunde Zärtlichkeit legt sich in Schwaden über der Landschaft MOUNT KIMBIEs: „Cold spring fault less youth“. Feucht. Wie dieser gut zweiundvierzigminütige Sommer heute in elf Stücken hier am vierten Juli im Jahr Zweitausenddreizehn. Jedes Stück zwischen Zweidreiundvierzig und Fünffünfzehn, also unauffällig klassischer Zeitrahmen für Kai Campos, Dom Maker und mein Ewigliches:

1: Triolische Klicks und plosiv Kickiges lässt mich die Fenster schließen, um jedes Außengeräusch zu versperren, um alles von MOUNT KIMBIE für mich kindlich zu verstecken. Raum aus Bettdecken und Wärme
2: Lyrics brechen aus meiner Rahmengebung aus und greifen Unmutiges in mir auf: King Crule am Rappen dran. Das einzige aggressive Moment in dieser Zeit
3: Ich versuche, mich zu verbergen. Intimität reißt ein, indem Stimmen etwas einleiten, was mich über dem Teppich tanzend, streifend sehen will. Das kalte Ende nach den fast einem Drittel des Songs ausmachenden Takten lässt mich fallen
4: Humoresk, erträglich arrogant, überaus ironisch. Überdachter Gesang, langsam rhythmisch, viertelndes Snaregetrommel, ekstatischer Anschwall
5: Stark elektronischer Anfang, einseitig hoch filterisiert, rhythmisch stärkstes Stück, nach gut einer Minute beginnt Wirr-Warr-Fläche im Hintergrund und verharrt dort. Präsenz der Rhythmik auch im Soundbild. Bis nach 3:20 Gesang gekonnt zurückhaltend melodiös eine Note darüber setzt und als Ohrwurm verbleibt, textlich wiederholend in vier 4/4 Takten, bis sich alles reduziert bis auf Gesang und groovenden Grundbeat mit dumpfer Harmoniefläche und schließlich: kaltes Ende
6: Aus brüchig Perkussivem formt sich grelles Wabern fast eine Minute als Intro und wird immer sanfter. Einerseits durch Triolisches/Tertiär Gegenläufiges ähnlich dem ersten Stück leicht swingig. Andererseits das bassig Organische ähnlich dem übernächsten Stück, hier allerdings als Solo mit Melodiegebung
7: Lie Near, wie im Namen so das Gleichbleibende/Lineare zu hören. Ambientlastig und deephousig mit Fülle, Rauschzustand mit Schiffssirene im Off, jazzig durch Beckensound und Akzentuierung auch als Crash. Ich denke nach und nach an seidig Neueres von RADIOHEAD, bis alles als Art Nonsens wieder ironisch in einem Beatgeholper landet
8: Gesangsintro halb Sprechen, halb Rap, halb Understatement-Gesang, bewusste, geformte Sprache als Geschichte im Kontinuum erzählend, am meisten Text auf ganzem Album. Organischer Bass bringt funky Glocken zu einem zusammen. Orgelartiges, 16tel Drops von nahem Synth, Grat zwischen langsam und treibend
9: Wobei der protzige Beat gleich zu Beginn nun dies alles hinter sich zu lassen versucht. Von sich wirft, aufräumt, bis die mich an die UK-Verwandten METRONOMY erinnernde Melodie merkwürdig, belustigend dahinläuft. Geradlinige Snare endet nach fast zwei Minuten im Hallraum und macht sich als Atmen breit, bis erneut die Melodie nun von hellen breiten Beckenakzenten begleitet wird
10 + 11: Pulsierende Subbasslage, etwas Trip-Hop, Post-Dub, düster und sehr nah, emotional vereinnahmend. Souliger Einwortsatz im engen Raum und als wogend zum Beat einerseits und andererseits Endloses in Sätzen ohne Punkte. Ich ordne es zu BURIALs Track namens „Forgive“ und TRICKYs Nimmersättigung. Warm und durch Reversesounds psychotisch aktiv, bis alles von einem hellen Arpeggio im nächsten Stück aufgelöst wird. Die Stimme aus Vorherigem kleidet sich hier in ein Summen und verbleibt, diesmal mit melodiöser Note. Beat schneller Dub, mit Rimklicks nahezu durchlaufend, nur von Arpeggio beendet und Art Meeresrauschen
Danke an euch beide, Kai und Dom, für diese Intimität: Mit „Sullen ground“ und „Fall out“ schaffe ich es, allein zu sein, will ich allein sein. In einer rührenden Seligkeit.