Der Molotow-Club auf der Reeperbahn ist weit über die Stadtgrenzen von Hamburg hinaus bekannt, zählt laut Wikipedia sogar zu den wichtigsten Musikclubs in Deutschland mit internationaler Bekanntheit. Dabei hat er schon eine bewegte Vergangenheit aufzuweisen. Gegründet wurde das Molotow 1990 von Andreas Schnoor, der seit 2003 „Frau Hedis Tanzkaffee“ betreibt. 1994 übernahm Andi Schmidt (u.a. PUNKLES und NIXON NOW) den Club und betreibt ihn noch heute. In der Zwischenzeit hat es bereits mehrere zwangsbedingte Umzüge gegeben. Los ging es alles in den Kellern der Esso-Häuser am Spielbudenplatz, so ziemlich am Anfang der Reeperbahn (wo heute die Tanzenden Türme stehen). Dort wurde das Molotow Ende 2013 wegen Einsturzgefahr zusammen mit den Esso-Häusern geräumt, es sollte aber bald ein Neubau mit Sozialwohnungen und neuen Räumlichkeiten für Konzerte entstehen – auf das alles wartet man noch heute.
Als Übergangslösung zog man zunächst ans andere Ende der Reeperbahn in die Holstenstraße, ein halbes Jahr später ein paar Meter weiter in die ehemalige China-Lounge am Nobistor. Dort blieb man für weitere zehn Jahre, bot mit dem Club, der Skybar und dem kleinen Karatekeller sogar noch mehr Floors als zuvor – nicht zu vergessen der von allen geliebte Backyard, der im Sommer auch draußen Konzerte ermöglichte. Doch Ende 2024 war wieder mal Schluss, weil an besagtem Ort ein neues Hotel entstehen sollte. Als ob es davon auf dem Kiez nicht schon genügend gäbe…

Doch es dauerte nicht allzu lange, bis Andi Schmidt durch Unterstützung der Stadt und anderer Clubbetreiber einen neuen Ort präsentieren konnte: die Reeperbahn 136 – besser bekannt als ehemaliger Top Ten Club (zuletzt: Moondoo).
Nach drei Monaten Umzug, Umbau und Crowdfunding fand nun endlich die Neueröffnung statt, und die lange Schlange vor dem Laden offenbarte, dass das Molotow anscheinend sehnsüchtig vermisst wurde. Doch wie war der erste Eindruck? Wow – très chic! Oben ein großer, von allen Seiten anlaufbarer Tresen und eine zweite kleinere Theke mit Cocktail-Bar-Charme. Um die riesige Tanzfläche herum ziemlich viele gemütliche Sitzgelegenheiten, die dem Molotow bislang noch gefehlt haben, und eine Bühne, die wesentlich besser einsehbar ist als zuvor. Auch die Größe des Clubs ist um einiges gewachsen. Im Keller befindet sich ein zweiter Floor, der etwas kleiner als oben ausfällt und die Möglichkeit für kleinere Shows oder zum Tanzen bietet, was direkt genutzt wurde. Auch hier wieder die Möglichkeit, drumherum zu sitzen, zum Teil sogar leicht erhöht, so dass sich auch von dort Konzerte gut verfolgen lassen.

Oh ja, das Molotow wurde direkt von den Besuchern des ersten Abends ins Herz geschlossen. DJ Mario erklärte uns, dass man zur Deko einige Champagner-Flaschen gegen Molotow-Hängelampen eingetauscht hätte, und diverse Poster vergangener Konzerte zierten bereits die Wände und Treppenabgänge.

Als gegen Mitternacht vier Musiker und Musikerinnen die große Bühne betraten, war das Molotow bereits ausverkauft und die Menge in bester Tanzlaune. Ideale Bedingungen für die junge walisische Post-Punk-Band SLATE, die sich erst 2021 gegründet hatte und heute ihre Deutschland-Premiere feierte. Stilistisch erinnerte uns das an Sachen wie FONTAINES D.C. und DEADLETTER, aber mit ausufernden Feedback-Orgien auch an alte SONIC YOUTH und in den ruhigeren Parts an beste Shoegaze-Momente à la MY BLOODY VALENTINE. Hinzu kommt noch ein Faible von Sänger Jack Shephard für walisische Poetik, die er in Texten zwischen einzelnen Songs vortrug. Fast schon schade, dass gegen 1 Uhr bereits Schluss war – doch die Reopening Party fing ja gerade erst an!
