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MENEGUAR – Die Sache mit den Erwartungen

Wie war das noch? Wer nichts erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden. Ein Spruch, der sich gerade bei Partys und Konzerten in regelmäßigen Abständen immer wieder als wahr herausstellt und sogar des öfteren schon für so manch positive Überraschung gesorgt hat. Dass der Spruch auch umgekehrt funktioniert, stellte sich leider heute Abend heraus.
Los ging’s mit TAR…FEATHERS aus Schweden. Back to the eighties? Auch Steffen guckte mich verdutzt an und fragte, ob das ihr Ernst sei. LoFi-Indie-Poppunk mit starkem DEPECHE MODE/ CAMOUFLAGE-Einschlag in mäßiger Qualität. Ganz sicher nicht jedermanns Sache, Tänzer und Mitwipper fand man auch nur in der ersten Reihe. Okay, es gab ein paar Hooklines zu erkennen, aber im Großen und Ganzen bewegten sich die vier Nordlichter doch zwischen Minimalismus und Langeweile.
Als nächstes dann WOODS, die ja schon mal ein schickes Artwork am Merchtisch ihr eigen nennen konnten. Aber das war’s dann bereits mit den Pluspunkten. Ansonsten boten die drei Herrschaften eine einschläfernde bis ins peinlich psychedelisch abdriftende LoFi-Folk-Pop-Mischung. Ich wollte schnell raus, aber Steffen wollte bleiben. Er meinte, das sei so ähnlich wie mit einem Unfall. Da bleiben auch alle stehen und gaffen. Na gut, ich nicht. Traurig, aber wahr, dass es sich hierbei um ein Nebenprojekt der MENEGUAR-Jungs handelt.
Aber zu guter letzt sollten wir doch alle entschädigt werden. Oder? Immerhin habe ich MENEGUAR vor etwa einem Jahr schon mal in selbiger Location gesehen. Na gut, mehr gehört als gesehen, da wir damals fast nur am Kickertisch abhingen. Aber das reichte aus, um irgendwann aufzuhorchen und in der Zugabe festzustellen, eine richtig gute Band nur halbwegs wahrgenommen zu haben. Egal, Platte gekauft und zu einer meiner Lieblingsalben 2007 gekürt. Die Rede ist von „Strangers in our house“, einem wahrlich schönen Album zwischen Pop, Indiepunk à la SONIC YOUTH und einer gewissen DC-FUGAZI-Note.
Nur leider ist 2008 alles anders. Warum singt der Sänger denn bitte in ein Mikro, das eigentlich für Bass Drums bestimmt ist? Das klingt doch alles nach einem großen Matsch. Ob sie kein anderes Mikro für den Gesang hätten, fragte ich leicht genervt an der Theke. Die Band wolle das so, antwortete man mir, und nachträglich wurde ich aufgeklärt, dass ihr neues Album „The in hour“ ungefähr genauso klänge. Au shit. Wieso? Und das alles mit teils ausufernden Psychedelic-Passagen? Nichts gegen Weiterentwicklung, aber ich bin da leider raus.
Auf ihrer Myspace-Seite meldet sich ein Fan (?) mit den Worten: “hello meneguar, i would like to offer to do your next recordings with my cellphone. i guess the sound will be a lot better then on your current record. cause i can really handle that stuff. just let me know. take care on the road and everywhere else, j. r.”. Leider hat er Recht und ich vor lauter Enttäuschung auch noch die U-Bahn verpasst.