MELVINS – A senile animal

Ich habe einen Freund, der ist ein riesiger Fan der MELVINS – er liebt und hasst sie. Sie machen es ihren Anhängern ja auch nicht gerade leicht, denn ein MELVINS-Fan muss im Jahr stets mehrfach in die Tasche greifen, weil es wieder irgendetwas Neues von ihnen gibt, und dazu kann man sich bei den MELVINS nie sicher sein, was denn auf den CDs zu hören ist, weil sie zum Teil auch Kuriositäten veröffentlichen, die sich nicht selten am Rande des Hörbaren bewegen. So hat auch dieser Freund irgendwann vor Jahren wutentbrannt beschlossen: „Von nun an ist Schluss, von nun an höre ich mir jede MELVINS-CD vorher an, ich lasse mich doch nicht veräppeln.“
Ja, und nun ist es wieder soweit, es gibt ein neues MELVINS-Album, ein offizielles sozusagen, das erste nach „Ambient hostile takeover“, und das ist in der Tat schon mehr als drei Jahre her. Man mag von ihnen halten, was man will, aber es ist schon bewundernswert, wie sich diese Band nach nunnmehr zwanzig Jahren immer wieder auf neue Wege begibt und auf Album Nummer dreißig, ungefähr jedenfalls, immer noch frisch klingt. Dieses Mal versuchen sie es mit einer recht ungewöhnlichen Besetzung, nämlich zu viert mit einem zusätzlichen Schlagzeuger, als sei Dale Crover nicht schon Tier genug.
Mit „A senile animal“ bekommen wir das wohl eingängigste MELVINS-Album seit Ewigkeiten zu hören, das zum einen ihre typischen Merkmale, schleppende, finstere Drums und abgehackte, fette Gitarren beinhaltet, aber hier nicht selten von Heavy Metal oder gar Glamrock-Einflüssen durchzogen ist. Das nervt an manchen Stellen, im Falle „You’ve never been right“ oder „Faced cranny“ klingt das aber verflucht gut. „A history of bad men“ langweilt etwas, das anschließende „The mechanical bride“ aber klingt wie ein alter Bekannter, wie auch der Opener „The talking horse“. Und mit „Blood witch“ haben sie sogar wieder etwas Single-taugliches auf ihrem Album. Für ihre Verhältnisse versteht sich. Mir haben die MELVINS immer in erster Linie Spaß gemacht, und das tun sie auch hier wieder. Meinem Freund werde ich sagen, dass er dieses Mal bedenkenlos in den Laden gehen kann, um diese CD zu kaufen. Der kann sich freuen.