MAXIMO PARK im Docks. Hingehen oder nicht? Da Olli noch zwei Tickets übrig hatte, weil er am selben Tag doch lieber den Herrn Sarcevic von MILLENCOLIN gucken wollte, zeigte ich mich barmherzig und kaufte ihm das Ticket zum Originalpreis ab. Dabei hätte man die Karte letztlich vorm Docks doch noch günstiger bekommen können, da die Schwarzmarkthändler und sonstige Ticketverkäufer ihre Eintrittskarten nur schwerlich loswurden. Am nächsten Tag fand nämlich ein noch nicht ausverkauftes Zusatzkonzert statt, und da begaben sich alle übrigen doch lieber erst am Tag darauf auf den Kiez.
Dennoch war bereits eine halbe Stunde vorm Einlass eine lange Menschenschlange vor dem Laden auszumachen, auch wenn die Vorband, die BLOOD RED SHOES, erst um neun Uhr die Bühne enterte. Viele schienen den Support noch nicht zu kennen, und so ließen die obligatorischen Prollo-Sprüche wie „Na, jetzt zeig mal, was Du draufhast, Baby!“ nicht lange auf sich warten, als die zierliche Sängerin/ Gitarristin im schwarzen Kleidchen und mit einer langen Kette zusammen mit dem schlaksigen Drummer die Bühne betrat. Was keiner von ihnen ahnen konnte: dass dieses Duo zu zweit mehr Druck macht als viele andere Bands es zu fünft schaffen. Und dass Laura-Mary Carter eben nicht nur süß aussieht und Steven Ansell alles andere als ein verplanter College-Teenager ist. Stattdessen bot das Duo aus Brighton eine bunte Mischung aus Grunge, Punk und Disco House (so umschreiben sie es selbst auf ihrer MySpace-Seite), die zu keiner Minute langweilt, bei der man sich hingegen wundert, wie viel Abwechslung man zu zweit in seine Musik bringen kann und wie man gleichzeitig so einen bombastischen Sound hinbekommt. Ich war jedenfalls nicht als einziger beeindruckt.
MAXIMO PARK sah ich das letzte Mal im Rahmen des WM-Fests, wo sie tagsüber auf dem Heiligengeistfeld spielten und nur wenige Hundert Zuschauer anlockten. Obwohl es noch nicht mal Eintritt kostete! Aber dies war sicherlich der schlechten Promotion zuzuschreiben. Wobei „Our earthly pleasures“, das neue Album der fünf Nordengländer, sogar erstmals die Top Twenty der hiesigen Charts enterte.
Das Konzert begann mit „The coast is always changing“ – einen besseren Opener hätte man zu der imposanten Lightshow auch kaum wählen können. Sänger Paul Smith im schwarzen Anzug, mit rotem Hemd, schwarzer Krawatte, schwarzer Melone und „blood red shoes“, der Rest der Band eher unauffällig gekleidet über die Bühne verteilt. Aber so funktionieren MAXIMO PARK live nun mal am Besten: als One Man Show. Wobei Herr Smith mit theatralischen Gesten auch kaum geizte. Da kann die restliche Band auch noch so tolle Melodien spielen und entscheidend an der Klasse der Songs beitragen – bei Bands mit einem „Frontman“ leitet nun mal der Sänger die Show! So ist das eben. Maximal Keyboarder Lukas Wooler bekam noch einen Teil der Showeinlagen ab. Der Stimmung, Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Docks tat das keinen Abbruch – eher im Gegenteil. So wurde sich unter dem Jubel einiger weiblicher Fans auch schnell des Jacketts entledigt und durch ein gut gemischtes Programm beider Alben gespielt. Der Sound war angenehm warm, die Band in guter, wenn auch nicht sehr guter Stimmung. Offensichtliche Hits scheinen mehr auf dem Debüt vertreten zu sein, während das neue Album eher durch ausgefeiltes Songwriting besticht. Das merkte man vor allem an Granaten wie „Apply some pressure“, die für noch mehr Enge und Schweiß sorgten. Wer nach dem Konzert noch nicht genug gewärmt war, konnte sich am Merch-Stand der Band für das entsprechende Geld einen Schal oder Kaffee-Becher zulegen. Und wo wir schon beim Kaffee sind, natürlich auch gleich noch eine Lunch-Box dazu. Das habe ich auch noch nie gesehen…