Bedeutsam, bedeutsam (Fingerreiben am Kinn). Was soll die hässlich beigefarbene Wand denn da vor dem Leuchtturm? Die Brücke gelangt auch nicht rüber. Wer hat die denn da hingemauert? Egal, Kuddel, der kleine Kläffer, scheint einen Ausweg entdeckt zu haben. Wuff!
Eigentlich könnte die Review mit dem Verweis aufs Cover fertig sein, denn genau so klingt das erste Album der Hamburger Gefühlspunker MATULA. Melancholisch, tiefsinnig, hoffnungsvoll, irgendwie nordisch.
„Kuddel“ hören ist wie Sagaland spielen. Mit persönlichen Texten führt er Dich auf Entdeckungsreise durch den metaphorischen MATULA-Wald. Zuerst besichtigst Du das zur Ruine zerstörte „Lebkuchenhaus“. „Dreierpasch“ würfeln und schnell raus hier! Es geht weiter. Über den Marktplatz der Gefühle, eine Weile „auf der Mauer“ entlang, dann wagst Du den Sprung über den Stacheldraht. Vieles irritiert, aber die 1,2,3 lauwarmen Worte sind nicht wild zusammengepuzzelt, wie es anfangs scheint. „Kuddel“ braucht Beschäftigung. Die Musik tut ihren Beitrag. Mollig warme Gitarren mit vielen schrägen Harmonien, die einen im Unklaren darüber lassen, wo es hingeht. Jedenfalls nicht direkt ins Ohr. Verschroben irgendwie. Der halb gesprochene Gesang drückt dem Ganzen den MATULA-Stempel auf. Hier und da ein paar Tupfer Melodie, hier und da etwas mehr, wie z.B. in „Fluppe auf ex“. Das dürfte meinetwegen ruhig etwas häufiger vorkommen, ist nämlich ausgesprochen schön.
„Kuddel“ ist deutlich zurückhaltender, weniger kantig als noch die Vorgänger-EP. Ein viel saubereres, harmonischeres Soundgewand. Scheint auch, als ob die MATULESEN sich neben dem ein oder anderen Tiedeldiedeldamm auch ein paar Schrammelschramms bei den Kollegen von CAPTAIN PLANET abgegriffen haben. Aber bleibt ja in der Familie. Die plötzliche Ähnlichkeit liegt sicher auch am selben Produzenten. Beim eindeutigen Hit des Albums, „Agenda s.c.h.“, gibt es sogar noch feinsten Backgroundgesang von Captain Arne obendrauf, der auch das Cover gezaubert hat.
Nach gut einer Woche mit dem kleinen Racker kann ich sagen: „Kuddel“ ist von Anfang an sympathisch und wird nach und nach Dein Freund. Ein echtes Schätzelein.