You are currently viewing MARNIE STERN – In advance of the broken arm

MARNIE STERN – In advance of the broken arm

„Marnie“, das ist einerseits ein Filmklassiker Hitchcocks aus den 60er Jahren. Im Film geht es um eine junge Frau mit krankhafter Angst vor Gewittern und der Farbe Rot, die sich weigert, wegen ihrer Kleptomanie und ihrer Psychosen zu einem Psychiater zu gehen. MARNIE STERN, das ist andererseits eine junge New Yorkerin, die wegen nur eines einzigen Demos sofort bei Kill Rock Stars, dem Punk- and Alternative Rock-Label mit queerfeministischem Einschlag, gelandet ist. Ob Parallelen zwischen Bandnamen und Film Absicht sind, weiß ich nicht. Auf jeden Fall haben beide Marnies anscheinend einen Hang zu Psychosen und Hektik. Bei der Musik-Marnie drückt sich das jedenfalls in wüstschnellem, fast psychotischem Gitarrenspiel aus, das ihr bei dem Tempo tatsächlich erst mal einer nachmachen soll. Auf der Kill Rock Stars-Homepage wird Marnies Art, Gitarre zu spielen, auch als „shred“ bezeichnet. Und in der Tat scheint sie ihre E-Gitarre fast zu zerschreddern, um ihren komplizierten Gitarrensalat dann wieder in dreiminütige Punkpop-Songs zusammenzupuzzeln.
Das Debüt „In advance of the broken arm“ ist insgesamt eine gute Idee für Fans von DEERHOF. Marnie Stern hat genauso wie diese Band den Mut bzw. den irren Hang zu schrägen Tönen, femininem Gesang und kompliziert verfrikkelten Gitarrenlinien, die im besten Fall (zum Beispiel bei „Letters from rimbaud“ oder „Grapefruit“) die Gitarrenbretter und der Gesang zu einem Popsong mit Wiedererkennungswert zusammenfinden. Wenn es schlecht läuft, verzettelt sich MARNIE STERN, wirkt ziellos, schräg und nervig. Anscheinend setzt sie alles daran, keinen mädchenmäßig netten Zuckerwatte-Pop zu machen und in keinem Fall zu gefällig zu sein. Überengagiert, teilweise. Andererseits kann es nie genug laute junge Frauen geben, die mit ihrem Gitarrenstil prollige kleine Jungspunkbands, die nur drei Akkorde kennen, locker überholen und von der Bühne fegen können. Live; könnte ich mir jedenfalls vorstellen, ist MARNIE STERN zusammen mit ihrem Schlagzeuger Zach Hill von der Band HELLA bestimmt auch ein Erlebnis.