MANDO DIAO – Größer als Gott

Wann genau wurden MANDO DIAO eigentlich zu Superstars? Ich meine, es ist doch keine zwei Jahre her, dass diese vier Jungspunde in unseren Breitengraden überhaupt das erste Mal auf sich aufmerksam gemacht haben. Okay, sie haben von Anfang an gesagt, sie seien besser als alle anderen. Und dabei sprachen sie nicht von Bands auf ihrer Augenhöhe. Nein, da war gleich von den BEATLES, den KINKS oder THE WHO die Rede. So was bezeichnet man wohl als gesundes Selbstbewusstsein, oder auch Arroganz. Oder einfach die richtige Einstellung, wenn man im Rock’n’Roll-Zirkus was reißen will. Das Klassenziel haben sie vielleicht noch nicht ganz erreicht, aber einen beachtlichen Etappensieg hingelegt. Immerhin ist die komplette Deutschlandtour nebst Zusatz-Termin in Hamburg so gut wie ausverkauft! Und die Ticketpreise sind mit ca. 27€ nicht ohne, wie ich meine. Dazu gibt es einen Merchandise-Stand, der für die beiden Vorbands leider keinen Platz mehr zulässt. Die dürfen ihr Zeug aber auch an den Mann bringen, aber bitte erst nach dem Konzert. Und zwar draußen! Aus dem Kofferraum raus, sozusagen. Womit wir jetzt auch schon mittendrin sind. BOSSE geben den Opening Act. Das machen sie erstaunlich gut, die Menge jubelt. Der Bierstand ist allerdings noch interessanter. Nach kurzer Umbaupause stehen DIAMOND NIGHTS aus New York auf der Bühne. Die machen ziemlich exakt Musik, auch optisch, wie man sie in den 70ern von THIN LIZZY, LED ZEPPELIN oder auch AC/DC hören konnte. Der Bierstand ist allerdings immer noch interessanter. Schließlich will man schon mal an Flüssigkeit vorlegen, was man anschließend unter Garantie wieder in den Reihen vor der Bühne lassen wird. Kurz vor 22 Uhr ist es soweit. Die Bühne ist in rotes Licht getaucht, die Band lässt sich ihre Instrumente reichen und mit „Paralyzed“ gibt es gleich zu Beginn den ersten Kracher. Frontdiva #1 Gustaf Noren rastet wie gewohnt ordentlich aus, während Frontmann #2 Björn Dixgård eher lässig, aber nicht minder energetisch daher kommt. Das Publikum geht ordentlich mit, zeigt sich textsicher. Arme und Beine fliegen durch die Luft. Es ist heiß und stickig. Wem nicht schon das eigene T-Shirt am Leib klebt, darf sich von den schweißnassen Körpern vor, neben, hinter oder über einem anglitschen lassen. In der Mitte des Sets wird es aber ruhiger. Mit „Lauren’s cathedral“, „Next to be lowered“ und „Sheepdog“ gibt es für alle eine Verschnaufpause. Moment mal, „Sheepdog“? Ja, „Sheepdog“, in einer wirklich schönen zartbesaiteten Langsam-Version. Wem das nicht zusagt, kommt trotzdem noch auf seine Kosten, denn die normal-also-abgeh-Version wird gleich mit dran gehängt. Also, es ist schon erstaunlich, denn wirklich jeder Song wird begeistert abgefeiert. Nur Gewinner, vor und auf der Bühne. Die Gassenhauer „God knows“ und „Down in the past“ beenden schließlich den regulären Teil. Man lässt etwas auf sich warten. Dann aber geht ein kollektiver Entzückungsschrei durch die weiblichen Reihen. Björn Dixgård kommt oben ohne wieder. Na gut, eine Lederjacke hat er noch an, aber es gibt trotzdem genügend freie Sicht aufs Brusthaar. Das wunderschöne „Ringing bells“ wird angestimmt. Dann gibt es noch „You can’t steal my love“ und die Band verschwindet wieder von der Bühne, um kurz darauf für einen zweiten Zugabenteil wieder zu kommen. Nach anderthalb Stunden Vollbedienung, fast dem kompletten „Hurricane bar“ und einem halben „Bring’em in“ wird sich brav in Fünferkette verbeugt und verabschiedet. Nun, ich glaube, MANDO DIAO sind wohl wirklich kleine Superstars. Und der Rest ist erschöpft und heiser, aber glücklich.