LAKE PLACID – Pop für’s Wohnzimmer

LAKE PLACID sind so eine Sache, die man gar nicht leicht in Worte fassen kann. Sieben sehr unterschiedliche Musiker und eine Sängerin, die allerlei Einflüsse und eine Menge Energie in ihre Musik mit einbringen, die aufgrund dessen in keine vorgefertigte Schublade passt, aber am Ende doch immer Pop bleibt. Und, man glaubt es kaum, aber sie haben es damit sogar bis zu Universal geschafft. Auch nach dem Konzert bleibe ich jedoch bei meiner Vermutung, dass so etwas nur in einem Land wie Dänemark möglich ist, und dass sich die hiesige Major-Niederlassung niemals auf so ein gewagtes Experiment eingelassen hätte.
Wie dem auch sei, vor der Schilleroper stand ein riesiger Nightliner, der auf den ersten Blick natürlich gleich mit dem fetten Deal in Verbindung gebracht wird, sich auf den zweiten Blick jedoch als wahrscheinlich kostengünstigste Lösung entpuppt, um so viele Musiker und Instrumente von Ort zu Ort zu transportieren.
Dann ist es aber doch sicherlich der erprobten Promotion des Labels zu verdanken, dass sich, trotz der eigentümlichen Musik, immerhin an die 50 Leute in der kuscheligen Schilleroper zusammenfanden. Aber Moment – da war doch noch dieser sagenumwobene Gig aus dem Jahre 2003, wo sie nachmittags ein Draußen-Konzert vor „Rekord“ gaben und somit für einen vollen Schlachthof am selben Abend sorgten.
Als die acht Dänen gegen 22:30 die Bühne enterten, war die Schilleroper, die mit ihren vielen Sesseln und Sofas wie ein überdimensionales Wohnzimmer wirkt, jedenfalls schon ordentlich gefüllt. Los ging es mit der fetzigen Single „Is this love“. Und wie zu erwarten, schienen die Herren auch gleich ein ganzes Nest voll Hummeln im Arsch zu haben, während Sängerin TK den ruhigen, leicht lasziven Gegenpol zum Rest der Band bildete. Das passte nicht nur musikalisch, sondern auch optisch, und erinnerte gar ein wenig an Heike Makatsch in Männerpension, wo diese „Stand by your man“ zum Besten gab. Es folgte das komplette Album, wobei mir, wie auch auf CD, die ruhigen, bezaubernden Stücke, wie „To enjoy life“ am besten gefielen. Der Aktionismus bei anderen Songs erschien mir allerdings ein wenig zu ausgeprägt, zumal sich LAKE PLACID ausschließlich im Popkontext bewegen, und rockige Parts nie wirklich auszumachen sind. Überraschend war jedoch, dass die Musik trotz der vielen Musiker eher minimal als opulent klingt.
Nachdem das offizielle Set mit „Are you with me“ beendet wurde, und die Band bereits die Bühne verlassen hatte, blieb ihnen wegen des doch beachtlichen Beifalls schließlich nichts anderes übrig, als den ersten Song noch mal zu wiederholen. Sympathiepunkte dafür auch von meiner Seite. Aber letztlich blieb bei mir das Gefühl, mich leider nur selten in den bunten, aber doch recht simplen Songs wiederfinden zu können.