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LÀ PAR FORCE – Dazulernen über Subkulturen

52 Minuten Musik, 15 Tracks, 5 Euro. Das ist die Kalkulation des Jahres und hört auf den Namen „Work ethic“ – das neueste Output der Regensburger LÀ PAR FORCE. Und auch der Person, die keine fünf Euro investieren will oder kann, sei geholfen: Auf der Homepage der Band kann man sich die fünf neuen Studiotracks der CD kostenlos downloaden. Schneller, legaler und vor allem billiger kommt man zur Zeit nicht an deutsche Qualitätsmucke ran. Logisch, dass ich mehr über die Band wissen wollte. Bassist Oise hat meine Fragen in Rekordzeit beantwortet.

[F]Eure letzte Veröffentlichung hat mich ziemlich positiv überrascht. Wie beurteilt ihr "Work ethic"?
[A]Hm, das ist eine Frage die ich schwer beantworten kann. Man hat ja selbst immer wenig Abstand zu seiner eigenen Arbeit… Mir gefällt das Gesamtkonzept von "Work ethic" sehr, sehr gut. Das fängt beim Titel an, die Texte sind diesmal auch sehr gelungen, finde ich. Das Artwork von André Liegl ist großartig, und auch die Tatsache, dass wir für so wenig Geld so viel Musik unter die Leute bringen können, macht mich extrem glücklich. Ich denke "Work ethic" repräsentiert gut, wo LÀ PAR FORCE als Band gerade stehen. Die Livesongs zeigen die energische, rauhe Seite, und die Studiolieder kommen sehr sauber rüber. Ich denke, diese CD zeigt besser, um was es uns geht, in welche Richtung wir gehen wollen und was uns als Individuen und als Band beschäftigt und antreibt.

[F]Wie seht ihr euren Bekanntheitsgrad in Deutschland? Mit BOYSETSFIRE bzw. DEATH BY STEREO zu touren, war ja schon ein gewisses Privileg. Wie ist eure Meinung dazu?
[A]Nun, dazu muss man erstmal klarstellen, wie wir es überhaupt geschafft haben, mit Bands wie BOYSETSFIRE zu touren. Wir wurden nicht ausgewählt, weil wir so bekannt und auf einer Ebene mit diesen Bands wären. Sondern weil eben diese bekannteren Bands uns wohl ganz gut finden und mögen und deshalb eine Chance gesehen haben, uns einem größeren Publikum vorzustellen. Man darf sich also nicht der Illusion hingeben, dass sich allzu viele der ca. 1000 Leute pro Abend bei einer BOYSETSFIRE-Show großartig für LÀ PAR FORCE interessiert hätten… Wir sind eine sehr kleine, sehr unbekannte Band. Ich denke, viele Leute haben in der letzten Zeit unseren Namen gehört oder gelesen. Aber die wenigsten dürften wirklich mit unserer Musik vertraut sein. Ich hoffe, wir können das mit "Work ethic" etwas ändern. Denn wer sich die CD trotz kleinen Preises nicht kaufen möchte, kann sich die fünf Studiosongs auch kostenlos auf unserer Homepage runterladen.

[F]In vielen Fanzines wurde geschrieben, dass ihr euren Musikstil ziemlich geändert habt. Ok, ich kenne eure ersten Scheiben nicht, aber das neue Material klingt im Vergleich zu den Live-Songs auf der CD stilistisch sehr ähnlich. Wie seht ihr das?
[A]Ich würde auch nicht sagen, dass wir uns extrem verändert haben. Ich denke, den größten Schritt haben wir vor den Aufnahmen unseres Debütalbums "Fallen leaves" gemacht, als wir uns dazu entschlossen haben, unsere Songs kürzer und etwas schlüssiger zu machen. Jetzt haben wir einfach versucht, diese Formel ein bisschen zu verfeinern… Und ich denke, dass wir bei den neuen Songs Christinas Stimme mehr Raum geben, weil sich der Rest der Band etwas zurücknimmt. Aber so etwas ist auch immer schwer zu beurteilen, wenn man selber in der Band spielt und sich ständig mit diesen Liedern auseinander gesetzt hat.

[F]Ihr tourt im September mit THE LONELY KINGS. Habt ihr irgendwelche besonderen Erwartungen an die Tour?
[A]Wir sind mittlerweile alt und erfahren genug, nicht irgendwelche fantastischen, nicht erfüllbaren Erwartungen an so eine Tour zu haben. LÀ PAR FORCE und THE LONELY KINGS sind beides keine super bekannten Bands. Ich wäre also glücklich, wenn sich jeden Abend ein paar Leute zum Konzert einfinden würden. Im besten Falle mögen sie dann, was wir tun. Ansonsten begegnen wir wohl vielen Freunden, die wir länger nicht mehr gesehen haben und verstehen uns hoffentlich gut mit den LONELY KINGS… Außerdem hoffe ich, wir spielen gut, haben eine gute Zeit, und dass Katastrophen jeglicher Art ausbleiben. Du siehst also, wir haben keine allzu großen Ansprüche, haha!

[F]Wie sieht’s nach der Tour aus? Irgendwelche Pläne?
[A]Weiterhin viel live spielen! Im November wohl ein bisschen mit MUFF POTTER, im Dezember dann Konzerte mit unseren Freunden von TAGTRAUM… Ansonsten würden wir Anfang 2006 gerne mit dem Schreiben von neuen Liedern anfangen. Wir sind meiner Meinung nach eine der Bands, die Platten aufnimmt, um dann anschließend live spielen zu können. Das Herumfahren und Spielen von Musik vor einem Publikum ist für mich der Schlüssel und die Hauptmotivation für LÀ PAR FORCE. Deshalb ist es auch immer unser Ziel, Dinge zu tun, die uns dann ermöglichen, möglichst viel aufzutreten.

[F]Wie sieht die Szene in Regensburg aus? Lohnt es sich, als Band dort halt zu machen? Gibt es gute Auftrittsmöglichkeiten?
[A]Tja, es gibt hier schon einige Veranstaltungsorte, der perfekte ist leider nicht dabei… Entweder zu groß, zu teuer, der Sound zu schlecht, etc. etc. etc. Aber das ist wohl in jeder Stadt gleich. Ansonsten sind hier momentan sehr viele Veranstaltungen. Leider gibt es in Regensburg jedoch nur wenig Unterstützung für lokale Bands. Regensburg ist u. a. Heimat für so tolle Bands wie SPRUCE, JENNY LUND, BEIGE GT, ZWEI TAGE OHNE SCHNUPFTABAK und viele andere. Leider fehlt den Regensburgern jedoch dieses Quäntchen Lokalpatriotismus, das man braucht, um eine gesunde und funktionierende Szene aufzubauen. Für auswärtige Bands ist es hier jedoch meist recht gut.

[F]Neben der Band habt ihr noch das Label "Dancing in the Dark" am laufen, wo auch die meisten eurer Platten erschienen sind. Hat es euch weitergeholfen, dass ihr euch selber um Vertrieb, Promo etc. gekümmert habt, oder würdet ihr diese Arbeit gerne mal an externe abgeben?
[A]Ich muss vorwegschicken, dass ich das öde Klischee vom "Musiker", der vielleicht gut Gitarre spielen kann, ansonsten aber von vorne bis hinten ausgenutzt, angelogen und beschissen wird, für völlig überholt halte. Ich denke, es ist an der Zeit, sich selbst um möglichst viele Aspekte seiner Musik zu kümmern und so die volle Kontrolle über möglichst viele Schritte zu behalten. Das kostet jedoch Zeit, Geduld und vor allem Geld. Und mir ist klar, dass nicht jeder dieses Talent und die Energie für so etwas aufbringen kann. Ich selbst bin aber sehr glücklich damit, soviel selbst zu gestalten, da ich dadurch extrem viel über Subkulturen, "Musikindustrie" und vor allem mich selbst gelernt habe. Leute, bzw. Bands, die jegliche Arbeit abgeben, versäumen meiner Meinung nach wahnsinnig viel, und ihnen entgeht die Chance, viele tolle Leute kennen zu lernen. Ich merke aber auch gerade, dass ich zeitlich oft an meine Grenzen stoße. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass wir in Zukunft Arbeit abgeben werden, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Aber nur, wenn das nach unseren Vorstellungen abläuft.

[F]Was mich persönlich noch interessiert, obwohl ich mir vorstellen kann, dass diese Frage schon öfter gestellt wurde: Wie seid ihr auf den Namen LÀ PAR FORCE gekommen, und was steckt dahinter?
[A]Zu Beginn der Band war es uns wichtig, uns als europäische Band zu positionieren. Damals wie heute ist meiner Meinung nach einer der Hauptfehler vieler europäischer Bands, dass sie einfach zu wenig originell sind und zu sehr auf Trends aus Amerika schielen. Das führt soweit, dass eine Band aus irgendeinem Kaff dann plötzlich "Ohio´s Memory" oder so heißt, was ich ziemlich panne finde. LÀ PAR FORCE klang meiner Meinung nach gut und drückt aus, was diese Band und Musik machen generell für uns bedeutet. Keine halben Sachen, keine Kompromisse.

[F]Wie sieht´s mit Nebenprojekten aus?
[A]Ehrlich gesagt sind wir durch das relativ viele Touren mit LÀ PAR FORCE sehr ausgelastet. Alle von uns arbeiten nebenbei, bzw. sind gerade beim Abschließen ihres Studiums. Ich habe früher in einer Hardcore-Band namens STATIC 84 gespielt. Wir haben uns 2001 aufgelöst, aber dieses Jahr noch mal ein paar Songs aufgenommen und zwei Konzerte gespielt. Wenn es uns also wieder Spaß macht, werden wir in Bayern das ein oder andere Konzert geben. Ansonsten versuche ich gerade, mit meinem besten Freund Robert Ehrenbrand (von MY HERO DIED TODAY/ BOYSETSFIRE) ein noisiges Punkprojekt namens CRACK/DIVIDE auf die Beine zu stellen. Wir treffen uns im September das erste Mal und proben dann wohl auch mit einem Schlagzeuger. Christina singt des schnöden Mammons wegens in einer 50/60er Jahre Schlagerband, haha! Gitarrist Christian und Schlagzeuger Albert machen zu Hause viel Musik und nehmen diese selbst am Computer auf.

[F]Ok, das war’s schon von meiner Seite. Irgendwelche abschließenden Worte?
[A]Vielen Dank für dein Interesse und die Fragen. Wir wissen das sehr zu schätzen. Ansonsten würde ich alle, die dieses Interview lesen, darum bitten, bei www.parforce.net vorbei zu schauen und sich unsere neuen Lieder kostenlos runterzuladen. Besonders schön wäre es, wenn wir uns mal bei einem unserer Konzerte sehen würden.

http://www.parforce.net
http://www.dancinginthedark.de