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Kurz & schmerzlos (Januar- März 2023) – CD-Besprechungen in aller Kürze

Frage in die Runde: Wer von euch ist schon einmal mit ungefähr zweieinhalbtausend Schallplatten umgezogen? Ihr könnt mir glauben, es ist der Horror. Es geht bereits mit der Frage los, wie man das schwarze Gold überhaupt transportgerecht verpacken soll. Herkömmliche Umzugskartons eignen sich nur bedingt, doch zum Glück gibt es spezielle Kartons für Schallplatten, die allerdings nicht ganz günstig sind und schnell mal mit einem dreistelligen Betrag zu Buche schlagen, wenn man sie in zweistelliger Anzahl benötigt. Wenn man die Kisten dann vollgepackt hat, wiegen sie pro Stück ungefähr 20-25 kg, was sich im ersten Moment zugegebenermaßen nicht sonderlich viel anhört. Aber spätestens wenn man den fünften Karton aus dem dritten Stock eines Altbaus heruntergewuchtet hat, fängt man langsam an, seine Sammlerleidenschaft zum ersten Mal in seinem Leben in Frage zu stellen und all diejenigen zu verstehen, die sich bereits vor Jahren ihrer physischen Tonträger entledigt haben und Musik seither ausschließlich in digitaler Form konsumieren. Wenn es dann im neuen Domizil ebenfalls wieder in den dritten Stock geht und selbstverständlich kein Fahrstuhl zur Verfügung steht, schlägt diese Sinnfrage wiederum in blanken Hass gegenüber des einst so geschätzten Mediums um, und man schwört sich, nie wieder in seinem Leben auch nur eine LP zu erwerben. Aber keine Sorge: Auch diese Phase geht vorüber, und sobald dich die Vinyletten nach Genre und Alphabet geordnet aus deinem neuen Plattenregal aus anlächeln, ist der Frust verflogen und die Welt wieder in Ordnung. Und für die Zukunft habe ich auch bereits eine Lösung parat: Ich ziehe einfach nie wieder um!
Und jetzt Vorhang auf für unsere Kurzreviews!

ADA MORGHE – Lost (Label: Lalabeam Records, VÖ: 14.02.2023)
(jg) Achtung – hier kommt ein Album zur mentalen Berieselung! Jazz für Laien, angereichert mit ein wenig Soul, Funk und Blues. Die Texte passen sich dem Ganzen perfekt an: „You is you and me is me, time is ours and we are free“ heißt es in einem Song, ein anderes Stück wird für die Stimmung mit Vogelgezwitscher unterlegt („Space“). Technisch gibt es hier nichts zu bemängeln: die Musiker haben ihr Handwerk gelernt, insbesondere beim Schlagzeuger mit dem lustigen Spitznamen „McKnasty“ blitzt das Können immer wieder durch. Auch die Gästeliste (mit u.a. TILL BRÖNNER) kann sich sehen lassen. Was gibt es hier also zu bemängeln? Eigentlich nichts – wenn man denn Lust auf Musik mit Weichspüler hat.
http://www.adamorghe.com/

BASIE ALL STARS – Live at Fabrik, Vol. 1 (Label: Jazzline, VÖ: 24.03.2023)
(jg) Bereits in unseren letzten Kurzreviews war ein Konzert der schönen „Live at Fabrik“-Reihe von Jazzline und NDR Kultur vertreten, hier folgt mit den BASIE ALL STARS ein weiteres aus dem Jahre 1981. Wer nun denkt, dass Jazz im Allgemeinen und Big Band-Swing im Speziellen maximal etwas für Archivare ist, wird ob der Zeitlosigkeit der Musik nicht erst seit „Babylon Berlin“ eines Besseren belehrt. Vol. 1 befasst sich mit dem instrumentalen Teil des Konzertes, während auf Vol. 2 die kräftige Stimme von Joe Williams folgen soll.
https://www.ndr.de/kultur/musik/jazz/Basie-All-Stars-Live-At-Fabrik-Vol-1,basiefabrik100.html

BRACKWASSER KNIPP – Blutrunst Mob (Label: Raddatz Records, VÖ: 03.03.2023)
(jg) Angelo Donnermanns Bands und Plattentitel klingen oft, wie die Musik, die er so macht. 100000 TONNEN KRUPPSTAHL, VOLTRON, „Kill your kids and die“, oder aktuell BRACKWASSER KNIPP und „Blutrunst Mob“. Tonnenschweren Noise Rock à la UNSANE, HAMMERHEAD und alte HELMET, dazu destruktive Texte im Stil von Charles Bukowski. Hat Donnermann in seinen vorherigen Bands vornehmlich Schlagzeug gespielt und manchmal gesungen (bzw. gebrüllt), übernimmt er bei BRACKWASSER KNIPP auch gleich noch den Treckerbass und die dissonanten Gitarren. So ziemlich genau das Gegenteil von Klangschalentherapien, Wellness-Urlaub und Quinoa-Bowls.
https://brackwasserknipp.bandcamp.com/

DON ANTONIO & THE GRACES – Colorama (Label: Strade Blu Factory, VÖ: 11.11.2022)
(bc) Don Antonio sagt selbst über seine Musik: “My music is always music for imaginary movies“. Wenn man diese Filme genauer definieren sollte, kämen mir bei der Musik auf „Colorama“ als erstes Spaghetti-Western und Quentin Tarantino in den Sinn, wohingegen der Italiener tatsächlich unter anderem den Soundtrack zur Netflix-Serie „Fortune Seller“ beigesteuert hat. Für Filmmusik-Nerds sicherlich eine spannende Sache, für mich hingegen eher nicht.
https://www.facebook.com/donantoniogramentieri/

ITALIA 90 – Living human treasure (Label: Brace Yourself Records, VÖ: 20.01.2023)
(jg) Bei dem Bandnamen ITALIA 90 schlägt das Herz eines Fußballromantikers natürlich sofort höher – wer erinnert sich nicht an Beckenbauer, wie er gedankenverloren über den Rasen des Olympiastadions in Rom schlenderte, oder an Frank Rijkaards feuchte Aussprache im Rücken von Rudi Völler? Oder aber an Irlands Durchmarsch bis ins Viertelfinale, an Argentiniens Elfmeterkiller Goycochea oder an die studentische Nationalmannschaft der USA? Was aber verbindet nun dieses Quartett aus Brighton mit der WM 1990? Die Tatsache allein, dass es der beste Auftritt der englischen Mannschaft seit dem Titelgewinn im Jahr 1966 war? Es sind wohl eher die musikalischen Versatzstücke, die man problemlos in den letzten 50 Jahren der Musikgeschichte wiederfinden kann. Seien es die melancholischen Einflüsse von Bands wie JOY DIVISION, das Industrial-Artige von MINISTRY, der noisige Sound von LOVE 666 oder die Düsternis von SISTERS OF MERCY. Auch aktuelle Bands wie PROTOMARTYR, DITZ und IDLES lassen sich hier heraushören, wobei das Album nach einem dampfwalzigen Start etwas an Energie einbüßt. Überraschungen sind auch dabei, wie etwa das jazzig-hiphoppige „The mumsnet mambo“. ITALIA 90 sollte man im Blick behalten! Nicht nur als Fußballfan.
https://italia-90.bandcamp.com

HANNA MEYERHOLZ – This year (Label: Irish Green Records, VÖ: 24.03.2023)
(so) Netter Folk. Und hier würde ich eigentlich gerne die Rezension schon beenden. Denn viel mehr gibt „This year“ aus meiner ganz persönlichen Sicht wirklich nicht her. Das ist süßlicher, manchmal gar klebriger Folk, mit einer Frauenstimme, der es nicht immer gelingt, sich ins Herz zu singen. Allzu oft passt sie sich der Musik an (Ausnahme beispielsweise der Titelsong). Mir ist das einfach zu … nun ja, ich muss es wohl sagen: langweilig. Das ist so schön und rund, so makellos, dass es sich einfach keinen Weg in die tieferen Regionen meines Musikgeschmacks zu bahnen versteht. HANNY MEYERHOLZ macht das schon gut, keine Frage, sie mischt Americana mit traditionellen Folkelementen, aber es gelingt einfach nicht, sich endgültig über die Mittelmäßigkeit zu erheben. Nett. Nicht mehr. Nicht weniger.
www.facebook.com/hannameyerholz.official

JACK POTT – Live. Aus Lübeck (Label: Dackelton Records, VÖ: 12.12.2022)
(bc) Warum um alles in der Welt bringt eine Newcomer-Band wie JACK POTT gerade einmal neun Monate nach Veröffentlichung ihres Debüt-Longplayers ein Live-Album mit Aufnahmen von ihrer Releaseshow raus?!? Weil sie es können? Um ihren Freund*in nen zu zeigen, was für geile Rampensäue sie sind? Oder einfach nur, um im Gespräch zu bleiben und neuen Content zu produzieren? Wer gerne Bands wie die BROILERS, ZSK oder FEINE SAHNE FISCHFILET hört, kann sich auf die Suche nach einer Antwort auf diese Frage machen. Dabei aber bitte immer brav mitklatschen!
https://www.facebook.com/JackPottBand

JULIA SARR – Njaboot (Label: Barkhane, VÖ: 31.03.2022)
(jg) Es gibt Jazz, der funktioniert perfekt zum letzten Whisky in einer dunklen Bar, und es gibt leichten Jazz, wo das Herz aufgeht und den man am liebsten auf einer Festival-Bühne sehen möchte, dazu einen sommerlichen Drink in der Hand. JULIA SARR zählt definitiv zur letzteren Fraktion und wird hier (der Name ist Programm) vom französischen Pianisten Fred Soul an den Fender Rhodes begleitet. Dass die gebürtige Westafrikanerin in der Vergangenheit bereits als Backgroundsängerin für Künstler wie YOUSSOU NDOUR, JULIO IGLESIAS und SALIF KEITA Erfahrungen gesammelt hat, spielt ihr bei der eigenen Karriere sicherlich auch in die Karten.
https://juliasarr.com/

LEDFOOT – Coffin nails (Label: TBC Records, VÖ: 09.12.2022)
(so) Etwas anstrengender Country-Folk, den uns LEDFOOT hier auf „Coffin nails“ (netter Titel btw.) entgegenspielt. Tim Scott Mcconnell, wie LEDFOOT mit bürgerlichem Namen heißt, setzt sich dabei in die verstaubten Ecken des Saloons, packt seine Gitarre aus und erzählt uns die dunkleren Geschichten des Lebens. Fröhlich ist sicherlich anders, aber auch so gelingt es LEDFOOT, mit seinem interessanten und manchmal verrückten Gitarrenspiel durchaus, für sich einzunehmen. Zeitweise meint man gar, einem Gothic-Cowboy zu lauschen, der im Staub der FIELDS OF THE NEPHILIM reitet, um irgendwo einen Sonnenuntergang zu finden. Anstrengend und schön zugleich.
https://ledfoot.bandcamp.com

LISAS – Etiam (Label: Gentle Music, VÖ: 23.02.2023)
(bc) Manchmal frage ich mich, wie jemand auf die Idee kommt, uns bestimmte CDs zum Reviewen zuzuschicken. Wie zum Beispiel im Falle dieser beiden Schwedinnen, die beide den Vornamen Lisa tragen und es sich hinsichtlich der Namensgebung für ihr Musikprojekt offensichtlich ziemlich einfach gemacht haben. Hier gibt es Musik zu hören, deren Instrumentierung lediglich auf Violine, Viola und Akkordeon begrenzt ist und die sich irgendwo zwischen Folk und barocker Kammermusik einzuordnen weiß. Das passt stilistisch ungefähr so gut zum Blueprint Fanzine, wie der Papst aufs Oktoberfest.
https://www.facebook.com/duolisas

MASHA THE RICH MAN – Sheyne Ziere (Label: RAR, VÖ: 13.01.2023)
(so) „Sheyne Ziere“ ist ein schönes, ein positives Album geworden. Das war nicht unbedingt abzusehen, bei MASHA THE RICH MANs Geschichte, die hinter ihr liegt. Sicherlich liegt hier auch der Weltschmerz begraben und wagt sich nächtens wieder heraus, um ein wenig zu spuken, dennoch kommt eine Stimmung auf, wie man sie von REGINA SPEKTOR kennt, irgendwo zwischen verrückt, verspielt und verzweifelt. Aber nie hoffnungslos. MASHA THE RICH MAN erzählt Geschichten aus ihrer Biographie, mit der sie sich endlich versöhnt hat und auseinandersetzt. Nicht nur in Form ihres Künstlernamens, sondern auch in ihren Lieder, die persönlich sind und es auch für jede:n von uns werden, so man sich die Zeit nimmt, ihnen zu lauschen.
https://www.mashatherichman.com

MONUMENT – Abyss (Label: Hummus Records, VÖ: 24.03.2023)
(jg) Der atmosphärisch klingende Opener „Ocean“ lockt uns auf eine falsche Fährte. Doch der sanfte erste Eindruck wird mit dem zweiten Song, dem Titelstück „Abyss“, schon wieder revidiert, der mich ein wenig an PROTOMARTYR erinnert. Genauso folgen im weiterem Verlauf des Albums noch weitere Stilrichtungen von Krautrock, über Prog Rock, Industrial, Post-Rock, Art-Rock bis hin zu NICK CAVEschen Einflüssen. Was dieses Album bei aller stilistischen Vielfalt aber wieder eint, ist der düstere Gesamteindruck, der sich wie eine roter Faden durch „Abyss“ zieht.
https://hummusrecords.bandcamp.com/album/abyss

MOTIONSICK – The inner side (Label: Rasselbande Records, VÖ: 10.02.2023)
(bc) Ein ziemlich dickes Brett, was MOTIONSICK hier auffahren. „The inner side“ ist ein Album im Spannungsfeld zwischen Alternative, Postcore und gelegentlichen Screamo-Ausbrüchen. Das erinnert mich stellenweise an AFI oder THURSDAY, in den etwas sphärischeren Momenten gar an LINKIN PARK, ohne deren poppige Ebene zu erreichen. Ziemlich professionell umgesetzt das Ganze, mit gutem Songwriting und fetter Produktion. Wäre dieses Album vor 20 Jahren in den USA erschienen, wäre es bestimmt durch die Decke gegangen. Heutzutage dürfte es für die Innsbrucker hingegen ungerechterweise deutlich schwerer sein, sich eine breite Hörerschaft zu erspielen.
https://www.facebook.com/motionsickband/

ODIN & BJÖRN BERGE – Hoohahs and cat calls (Label: TBC Records, VÖ: 03.03.2023)
(so) Ich bin mir wirklich nicht ganz sicher, was das sein soll. In jedem Falle wohl Kunst. Seltsam angerissene Gitarrenklänge, geflüsterte Textpassagen, das Ganze wirkt auf mich etwas unheimlich und definitiv strange. In den allerbesten Momenten erinnert mich „Hoohahs and cat calls“ an PRINCE, aber das kommt nicht wirklich oft vor. Das ist mir zu avantgarde, zu abgehoben und ja, zu intellektuell für meinen doch recht einfach gestrickten musikalischen Verstand. Vielleicht hätte man vor einigen Jahren „Musik fürs Feuilleton“ dazu gesagt, ich weiß es nicht, weil mir diese Worte stets die zugehörigen Alben vergrätzt haben. Ich muss jedenfalls ehrlich zugeben, dass mir der Zugang zu ODIN & BJÖRN BERGEs Album absolut fehlt oder zumindest versperrt ist. Ich wäre ziemlich gespannt darauf, mal jemanden zu treffen, dessen Musik genau das hier ist. Mein Spiegel ist jedenfalls der falsche Ansprechpartner, das steht fest.
https://odinstaveland.bandcamp.com/album/hoohahs-and-catcalls

OMNI SELASSI – Dance or dye (Label: A Tree In A Field Records, VÖ: 30.09.2022)
(so) Warum auch immer, dieses Mal haben mich viele CDs erreicht, die ich unter „anstrengend“ ablege. Hierzu gehört auch OMNI SELASSIs Werk „Dance or dye“ (wobei der Albumtitel wirklich zum Zungeschnalzen ist!). Da baut sich ein Song schön auf, nur, um plötzlich von einem völlig verstrahlten Saxophon heimgesucht zu werden, und es bleibt nur die Frage: Warum? Ist das jetzt Industrial? Ist das Pop? Was ist das? Und warum frage ich mich all das? Nun ja, eben weil „Dance or dye“ diese Frage aufwirft und unbeantwortet lässt. So kann man sich selbst auf die Spurensuche machen, zwischen NEUBAUTEN-Elementen („XVT“) und Klangflächen („Durban night drift“), um vielleicht irgendwo dann doch einen Song zu entdecken. Oder einen roten Faden. Dieses Album hat etwas, ich bin nur noch nicht sicher, was. Dennoch hätte ich gerne eine Antwort auf die Frage: Warum?
https://omniselassi.bandcamp.com

PHARAO SANDERS QUARTET – Live at Fabrik Hamburg 1980 (Label: Jazzline, VÖ: 24.03.2023)
(jg) Und gleich noch mal die Fabrik (siehe BASIE ALL STARS), diesmal aus dem Jahre 1980. Auch hier wird geswingt und gejazzt, und auch hier geht es für die Sparte Jazz recht zugänglich zu – selbst wenn man den Saxophonisten Sanders als Wegbereiter des Free Jazz zählt und er in der Vergangenheit u.a. zusammen mit dem Ensemble SUN RA und der Jazzlegende JOHN COLTRANE musiziert hat. Im September 2022 ist Sanders verstorben, insofern gilt diese Aufnahme auch als ein Nachruf an ihn, der ebenso die damalige Elektro- und HipHop-Szene mit prägte.
https://www.ndr.de/kultur/musik/jazz/Pharoah-Sanders-Quartet-Live-At-Fabrik,sandersfabrik100.html

RÜDIGER BIERHORST – Im Zentrum des Kreisels (Label: Waldinsel Records, VÖ: 25.11.2022)
(so) „Der ist auch ruhiger geworden.“ Diesen Satz kennen wir alle, oder? Für RÜDIGER BIERHORST gilt das spätestens mit „Im Zentrum des Kreisels“ auch. Es ist poppiger um ihn herum geworden, die Schärfe früherer Jahre und Songs hat ihn ein wenig verlassen, es klingt die Altersmilde an. Natürlich sind auch weiterhin die Texte von RÜDIGER BIERHORST großartig und weit entfernt davon, langweilig oder gar mainstreamig zu sein. Die Produktion dieses Albums jedoch ist etwas zu opulent geraten für meinen Geschmack… und es ist immer schwierig, mit Veränderungen umzugehen. „Sturmwarnung läuft“ aber lässt mich wieder hoffen. Ja, davon bitte gerne noch einmal etwas mehr! Insgesamt möchte ich sagen, dass man es ja auch mal etwas ruhiger angehen lassen kann. Oder?
https://www.facebook.com/RuedigerBierhorst

STROMMASTEN – Immer negativ bleiben (Label: Boketto Records, VÖ: 02.12.2022)
(so) Aha. Soso. Nun ja. Okay, STROMMASTEN machen das wirklich nett. Aber STROMMASTEN kannte ich schon unter zig anderen Namen. Ach nee, Moment, das waren gar nicht STROMMASTEN, das waren andere Bands. Aber wie eben diese klingen STROMMASTEN. „Immer negativ bleiben“ klingt, als sei es einfach zu spät geboren – und das ist dieses Mal keine Gnade. Nein, diese Texte packen mich nicht, mögen sie noch so durchdacht sein. Die Melodien kicken mich nicht, mögen sie auch noch so gut geplant sein. Das hier ist einfach ein paar Jahre zu spät und lockt niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Es gibt Momente, da wünsche ich mir, dass SPILLSBURY endlich wieder Musik machen. Dies hier ist so einer.
https://strommasten.bandcamp.com

THE JOHN-PAULS – Bon mots (Label: Aagoo Records, VÖ: 18.11.2022)
(so) Ja, das ist Musik der 90er im schönen Sixties-Gewand. Aber ich muss leider zum einen sagen, dass mich die Musik auf „Bon mots“ spätestens nach dem zweiten Song zu langweilen beginnt, zum anderen, dass mich auch die Stimmen nicht zu überzeugen wissen, klingen sie doch zu oft zu schräg. Vielleicht ist das gewollt, vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht und muss ehrlich zugeben: Es interessiert mich auch nicht. Hier darf gerne zugreifen, wer sich mit Gitarrenmusik der 60er Jahre auseinandersetzen möchte, bzw. für diese ein Faible hat. Diesen wünsche ich viel Spaß mit „Bon mots“, denn ich denke, mit der richtigen Einstellung dazu kann man den durchaus haben. Dann klingen THE JOHN-PAULS vielleicht sogar ein bisschen nach Punk. Wo die Info allerdings den Namen SONIC YOUTH hernimmt, ist mir schleierhaft.
https://aagoo.bandcamp.com/album/the-john-pauls

TRILOK GURTU – One thought away (Label: Jazzline, VÖ: 03.02.2023)
(jg) TRILOK GURKU ist ein indischer Percussionist und Meistertrommler, der in den 80ern schon das Who is Who der damaligen Jazzszene als Livemusiker begleitet hat. Sein 21. Album klingt wie eine Mischung aus Field Recordings im Regenwald von Afrika oder dem Hamburger Hafen, SCATMAN JOE, Electronica, Berggesängen, Pop, Weltmusik und Soul. Wie eine musikalische Reise durch eine fremde Welt. Fast ein wenig überraschend, dass dieses Album durch Improvisationen mit verschiedenen Musikern erst im Studio entstanden ist.
https://www.trilokgurtu.com

WAYNE GRAHAM – Ish (Label: K&F Records, VÖ: 11.11.2022)
(so) Schafft es LEDFOOT durchaus, neben aller Anstrengung auch begeisternd zu sein, geht das Letztere WAYNE GRAHAM mehr oder weniger ab. „Ish“ ist zumeist nur anstrengend, in seinen besten Momenten lässt es kurz an TOM PETTY denken, dieser schöne Gedanke verwisht (pun intended!) dann aber schnell wieder im Allerwelts-Country-Folk der Band. Es gelingt nicht, sich für eine Seite zu entscheiden, die es richtig rocken lässt – oder die, auf der man sich wohlig zurücklehnt. Es ist ein Zwischen-den-Stühlen-Sitzen, das WAYNE GRAHAM mit uns zelebrieren. Kann man mögen, da bin ich sicher, reicht für mich aber nicht wirklich.
https://waynegrahamky.bandcamp.com

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.