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Kurz & schmerzlos (Januar – März 2020) – CD-Besprechungen in aller Kürze

(bc) Was für ätzende Zeiten! Europaweiter Rechtsruck, Klimawandel und nun auch noch diese ganze Corona-Kacke… Zum Glück wird letztere vermutlich irgendwann vorbeigehen, und der „normale Alltag“ wird nach und nach wieder in unser aller Leben einkehren. Doch die Langzeitfolgen des Ganzen sind, auch über die ganzen einhergehenden bedauerlichen Krankheits- und Todesfälle hinaus, derzeit noch nicht absehbar. Für uns als Fanzine-Macher, Musiker, Tonträger- und Konzert-Liebhaber stellt sich dieser Tage unter anderem auch die Frage, welche Auswirkungen die COVID-19-Situation auf die Infrastrukturen haben wird, die eine alternative, unabhängige Musik- und Kulturszene überhaupt erst ermöglichen. Wie schaffen es die zahlreichen kleinen Clubs, mehrere Wochen oder Monate ohne irgendwelche Einnahmen bei weiterlaufenden Fixkosten zu überleben? Wovon sollen diejenigen, die in diesen Clubs arbeiten oder ihren Lebensunterhalt mit Booking, Veranstaltungstechnik und Tourmanagement verdienen, in nächster Zeit ihre Miete bezahlen? Wie halten sich Bands über Wasser, die auf die Einnahmen aus mittlerweile gecancelten Touren angewiesen sind? Kurz gesagt: Was bleibt von dem, was „unsere“ Szene ausgemacht hat, überhaupt noch übrig, wenn der ganze Spuk vorüber ist? Diese Frage lässt sich heute noch nicht beantworten. Aber wir selber haben es dieser Tage in der Hand, um den Erhalt unserer Strukturen zu kämpfen, indem wir sie im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen. Und diese Möglichkeiten sind vielfältig: Unterstützt Bands und kleine Labels, indem ihr Tonträger und Merchandise direkt bei ihnen bestellt (und nicht beim großen Online-Versandhändler, der sich dieser Tage aufgrund der Schließungen im Einzelhandel sowieso über enorme Zusatzumsätze freuen darf…)! Solltet ihr im Vorverkauf Tickets für Konzerte in kleinen Clubs erworben haben, die wegen der Corona-Krise abgesagt wurden – verzichtet auf die Rückerstattung des Eintritts! Beteiligt euch an Soli-Aktionen für Clubs und kauft symbolische Tickets für Phantom- oder Live-Streaming-Konzerte! Unterzeichnet aktuell laufende Petitionen, die von der Politik finanzielle Hilfen für Künstler und Freiberufler in der Musikbranche einfordern! Zudem können akut gefährdete Clubs oder Verbände wie beispielsweise das Hamburger Clubkombinat natürlich auch durch direkte Spenden unterstützt werden.

Wir als rein hobbymäßig betriebenes Online-Fanzine haben es da deutlich besser und sind auch in dieser Situation glücklicherweise von keinerlei Einschränkungen betroffen. Folglich werden wir euch daher nach wie vor mit Platten-Reviews und Interviews versorgen – nur auf Konzertberichte müsst ihr aus nachvollziehbaren Gründen erstmal verzichten. Stattdessen wünschen wir euch an dieser Stelle viel Spaß mit unserer Kurzreview-Rubrik „Kurz & schmerzlos“, in der wir die CDs besprechen, die in den letzten drei Monaten aus diversen Gründen liegengeblieben sind. Haltet die Ohren steif & passt auf euch auf!

ALLES SOLAR – „Versprechen“-EP (Label: Stille Wasser Records, VÖ: 24.01.2020)
(so) Es gibt ihn also immer noch, auch in den versunkenen Tiefen der Musik: Den Deutschpop. ALLES SOLAR praktizieren ihn mit einer Mischung aus späten WOLFSHEIM (bzw. PETER HEPPNER) und MAX GIESINGER, wobei die Texte glücklicherweise eher Richtung des Ersteren tendieren. Dennoch bleibt es, wenn auch elektronisch und nicht so gitarrenlastig untermalt, Deutschpop, der die Stadiontauglichkeit besitzt, nicht aber die Fähigkeit, sich auch im eigenen Alleinsein gegen die Stille durchzusetzen. Aber es läuft gut nebenher. (4,5)
https://www.facebook.com/allessolar/

ANNIE GALLUP – „Bookish“ (Label: Flyaway Hair, VÖ: 01.12.2019)
(so) Eines von vielen. Eines von vielen Songwriter-Alben, dieses Mal aus Ann Arbor, Michigan. Und auch dieses Mal mit einer durchaus gewinnenden Frauenstimme und zarten Klängen, die teilweise aufhorchen lassen, denen es aber dennoch nicht gelingt, sich endgültig festzusetzen, eben weil es doch zu viele davon gibt. Das ist natürlich schade, denn ANNIE GALLUP kann wirklich sehr einfühlsam singen, und ihre Songs wirken recht beruhigend. Aber es reicht eben nicht ganz, um sich an die Spitze zu kämpfen und all den Konkurrentinnen den Rang abzulaufen. (6)
https://www.facebook.com/anniegallupmusic/

BART BUDWIG – „Another burn on the astroturi“ (Label: Fluff & Gravy, VÖ: 24.01.2020)
(bc) Wie heißen doch gleich diese fliegenden Heuballen, die in Western-Filmen immer so schön durch die Prärie wehen? Ich komme einfach nicht drauf. Doch hätte ich die Aufgabe, ein Musikvideo zu einem BART BUDWIG-Song zu drehen, würde ich einen solchen vermutlich in dem Clip unterbringen. Denn einerseits würde ein solches Bild gut zu dieser Mischung aus Country und Americana passen, die der Songwriter aus Idaho hier abliefert. Vor allem aber würde es das Gefühl der Langeweile unterstreichen, das „Another burn on the astroturi“ bei mir auslöst. Die angepriesene Mystik eines VAN MORRISON vermisse ich ebenso wie die versprochene Nostalgie eines NICK DRAKE, stattdessen gibt es hier tausendmal gehörte Südstaaten-Musik, der auch die diversen unterstützenden Mitmusiker BART BUDWIGs nicht den nötigen Drive verleihen können. Sorry, Dude! (3,5)
https://www.facebook.com/BartBudwig/

CAROLE. M – „Ocean“ (Label: Timezone, VÖ: 22.11.2019)
(so) Erneut nett gemachte Songwriter-Musik, im Vordergrund neben der Stimme das Piano. Etwas zu schwülstig kommen oft die Streicher und überhaupt die Arrangements daher, wie war das nochmal mit weniger ist… ach, egal. CAROLE. M hat eine angenehme Stimme, die sich allerdings zu oft für meine Ohren in unerschwingliche Höhen begeben möchte, was ihr einfach nicht wirklich zuträglich ist, denn dann kratzt es ganz schön an den Nerven. Apropos ganz schön… so würde ich das Album auch bezeichnen. Ein ordentliches Mittelklasse-Modell. (5)
https://www.facebook.com/carole.M.music/

CHRISTOPHER SKY – „What it is, it isn’t” (Label: Aagoo Records, VÖ: 06.03.2020)
(bc) An dem Albumtitel hätte der deutsche Philosoph Martin Heidegger (“Warum ist überhaupt Seiendes und nicht viel mehr Nichts?”) bestimmt seine helle Freude gehabt. Ich stelle mir hingegen weniger Fragen in Sachen Metaphysik, sondern wundere mich vielmehr darüber, dass es tatsächlich Menschen gibt, die sich stundenlang für instrumentale Ambient-Musik begeistern können. Auf dem hier vorliegenden Werk pendelt CHRISTOPHER SKY über 40 Minuten lang zwischen Trance-Zustand und Fahrstuhlfahrt hin und her. Herausfordernd! (3)
http://www.facebook.com/officialchristophersky

CODDIWOMPLE – „The walk and other stories“ (Label: À Tant Rêver Du Roi, VÖ: 06.03.2020)
(jg) Wen CODDIWOMPLE als Vorbilder oder Einflüsse benennen dürften, ist offensichtlich. Wie auch bei NICK CAVE, PROTOMARTYR oder IDLES steht hier der predigende Gesang ganz klar im Vordergrund, während man ihre Musik in den Ursprüngen des Post-Punk ansiedeln könnte. Nur leider sind die musikalischen Ideen im Hintergrund zu einfallslos und wahrscheinlich auch deshalb zu sehr in die Länge gezogen, so dass man dem Wahnsinn nur bedingt seine Aufmerksamkeit schenken mag. (4,5)
https://www.facebook.com/coddiwomple2020/

DAVID KEENAN – „A beginner’s guide to bravery“ (Label: Rubyworks, VÖ: 10.01.20)
(jg) Gegen DAVID KEENAN kann man nicht viel Schlechtes sagen. Singer/Songwriter-Musik bzw. Folkpop aus Irland, der mit guter Stimme und Inbrunst vorgetragen wird und mich ein wenig an Musiker wie GLEN HANSARD, DAVID GRAY und BOB DYLAN erinnert. Außerdem gut produziert und durchaus atmosphärisch, trägt der Ire seine Songs meist mit Akustikgitarre vor, manchmal auch um ein gefühlvolles Piano oder effektvolle Streicher ergänzt. Und trotzdem kriegt mich Keenans Musik nicht, da sie am Ende zu vorhersehbar bleibt. Dem Mainstream könnte es aber gefallen. (4,5)
https://www.facebook.com/davidkeenansounds

DINAH – „Afterglow“ (Label: iMD Colibri Records, VÖ: 15.05.2020)
(bc) Die Schweiz setzt offenbar zur großen Pop-Offensive an. Zumindest landen bei uns in letzter Zeit vermehrt Tonträger aus unserem kleinen Nachbarland auf dem Besprechungsstapel, die diese Musikrichtung in all ihren Facetten bedienen. Die Sängerin und Pianistin DINAH setzt auf „Afterglow“ auf warme, analoge Klänge und viel Synthesizer, wobei das Ergebnis aber immer noch mehr nach Soul als nach Elektro-Pop klingt. Nicht unbedingt meine Musik, aber durchaus gut hörbar und überzeugend umgesetzt. (5,5)
https://de-de.facebook.com/listentodinah/

EMMA HILL – „Magnesium dreams“ (Label: Kuskokwim Records, VÖ: 10.05.2019)
(so) Und hier haben wir dann das andere Beispiel an Singer/Songwriter-Alben. EMMA HILL hat bereits vor fast einem Jahr ihr aktuelles Album „Magnesium dreams“ herausgebracht – und es besticht durch jede Menge Zurückgenommenheit, Ruhe und Emmas Stimme, die über den Gitarren und den Drums dahinschwebt, dabei aber die Richtung vorgibt. Ja, auch „Magnesium dreams“ ist ein typisches Genrealbum, aber es hat so viele schöne Momente, so viele Besonderheiten (auch in der Instrumentierung), so schöne Melodien. So geht es eben auch, zum Glück. Hier streckt jemand den eigenen Kopf aus dem Wasser der Oberflächlichkeit. (7,5)
https://www.facebook.com/emmahillmusic/

FORS – „Before“ (Label: On Stage Records, VÖ: 20.12.2019)
(bc) FORS scheinen jener Musiker-Generation anzugehören, die unter dem starken Einfluss von PINK FLOYD aufgewachsen sind. Zumindest dürften die Beteiligten den Bandfotos nach nicht mehr gaaaaaanz so jung zu sein, und auch ihr sphärischer Progressive Rock deutet schwer auf besagte Einflussquelle hin. Im Gegensatz zu ihren vermeintlichen Vorbildern sind die vier Schweizer allerdings rein instrumental unterwegs, was ihren ohnehin bereits recht ausschweifenden Songs (die Spielzeiten der insgesamt zwölf Stücke bewegen sich zwischen fünf und acht Minuten!) zusätzliche Längen verleiht. Bei allem Respekt für das handwerkliche Können der Band, ich kann diesem Album leider nicht viel abgewinnen. (4)
https://www.facebook.com/Forsinstrumentalrock/

GHOSTMAKER – „Room Service Romeo“ (Eigenvertrieb, VÖ: 06.03.2020)
(bc) Mit ihrer sehr geschmackssicheren Promokit-Aufmachung haben mich GHOSTMAKER direkt neugierig gemacht. Im Gegensatz zur Optik ist der Sound der Berliner allerdings eher unspektakulär: „Room Service Romeo“ bietet qualitativ recht durchschnittliche Rockmusik, wobei jedoch der Sänger stellenweise positiv hervorsticht. Geschwindigkeitsmäßig geht es eher entspannt zur Sache, auch eine rotzige Komponente vermisse ich bei den elf Songs. Somit wirkt das Album auf mich insgesamt leider etwas blutleer. (6)
http://www.facebook.com/ghostmakerbaby

HEEN – „Steppin´ up“ (Label: Dackelton Records, VÖ: 13.03.2020)
(bc) Laid-back-Sounds sind ja nicht gerade unsere Baustelle. Insofern fällt es mir auch etwas schwer, dieses Werk des Kölner Musikers HEEN einzuordnen. In „Steppin up“ steckt viel Soul und ein wenig Jazz drin, bei den eingestreuten Sprechgesangspassagen fühle ich mich glatt ein wenig an die Ostberliner Rap-Pioniere A REAL DOPE THING zurückerinnert. Live durfte HEEN bereits MAX HERRE und FLO MEGA supporten; in dieser Gesellschaft ist er meiner Meinung nach auch ganz gut aufgehoben, wenngleich er im Gegensatz zu denen nicht auf deutsche, sondern auf englische Texte setzt. (5)
https://de-de.facebook.com/justheen/

HERMETRIK – „Silver“ (Label: Le Papaguy, VÖ: 11.20.2019)
(so) Es wabert sehr bei HERMETRIK, es hallt sehr bei HERMETRIK und es nebelt sehr bei HERMETRIK. Ein Album wie aus der frühen Phase des elektronischen Düsterpops, verrührt mit ein paar hin und wieder gestreuten harten Gitarren und einem ebensolchen Schlagzeug. Ansonsten bietet „Silver“ gut gemachten Indie-Wave, der allerdings etwas zu viel Wert auf die Effekte legt und dabei ab und zu den Song vergisst. Letztendlich ein bisschen zu viel von allem und etwas zu wenig sie selbst. Aber durchaus zum Reinhören geeignet, denn Songs wie „Skeleton“ können doch ganz gut was und die Achtziger-Anklänge wirken ebenfalls. (5,5)
https://www.facebook.com/hermetrik/

HYDRA HEADS – „Black streets“ (Eigenvertrieb, VÖ: 27.03.2020)
(bc) In der griechischen Mythologie ist die Hydra ein schlagenähnliches Wesen, welches über eine Vielzahl an Köpfen verfügt. Wenn man dieses Bild metaphorisch auf den Sound der HYDRA HEADS überträgt, so zeichnen sich zumindest drei unterschiedliche „Köpfe“ in ihren Liedern ab: Hardrock, Stoner Rock und Metal. Breitbeinige Riffs, eine wuchtige Produktion und ein ambitionierter Sänger, dem der Name James Hetfield garantiert ein Begriff ist, sind klare Charaktereigenschaften dieser EP, zu deren Zielgruppe ich zwar nicht gehöre, über die ich andererseits aber auch nichts Schlechtes sagen kann. (6)
https://www.facebook.com/Hydra-Heads-329845953725162/

JONNY KARACHO – „Volle Karacho!“ (Label: Newtone, VÖ: 03.04.2020)
(bc) (Punk-)Rock für Kids scheint derzeit recht angesagt zu sein, man schaue sich nur einmal Bands wie ARNE UND DIE STRÜMPFE, RANDALE oder EGON & DIE TRECKERFAHRER an. In die gleiche Bresche schlägt auch JONNY KARACHO, der hier eine Art glatt geschliffenen Punkrock mit gelegentlichen Ska-Einlagen und kindergerechten, aber keineswegs inhaltsleeren Texten vorlegt. Angeblich handelt es sich ausschließlich um eigene Arrangements, wobei das Lied „Mein Skateboard“ jedoch verdächtige Parallelen zum MILLENCOLIN-Klassiker „Fox“ aufweist?!? Ist aber letztendlich auch wurscht, denn das vermeintlich werden die kleinen Rotzlöffel sowieso nicht kennen. Auf geht’s zum Zwergenaufstand! (7 Schnuller)
https://de-de.facebook.com/karachojonny/

KEFEIDER – „Podium“ (Label: Blanca Records, VÖ: 24.01.20)
(jg) Yacht-Rock erlebt nach seiner Hochphase in den Siebzigern gerade wieder ein Revival. Bands wie TAME IMPALA, MAC DEMARCO und FOXYGEN sind bereits recht erfolgreich, so versucht es nun auch Vetle Løvgaards alias KEFEIDER mit seinem Debüt „Podium“. Um möglichen Vorwürfen der fehlenden Ecken und Kanten vorzubeugen, wie es bei diesem Genre durchaus passieren könnte, verpasst der Norweger seiner Musik einfach ein paar ausufernde psychedelische Gitarrensoli, die manchmal fast ins Freejazzige abdriften. Jedoch wirken diese Gitarrensachen nicht wirklich bereichernd, sondern völlig deplatziert und ändern an der eigentlichen Belanglosigkeit seiner Musik im Grunde nicht viel. (4)
https://www.facebook.com/kefeider

KORNELIUS FLOWERS – „Persona non grata“ (Label: Sumo Rex, VÖ: 25.10.2019)
(so) Ziemlich beliebiger Rock der amerikanischen Stilrichtung, ja, der TOM PETTY-Vergleich hinkt keinesfalls, nur geht KORNELIUS FLOWERS etwas das Hymnenhafte von PETTY ab. Bestimmt gibt es hier jede Menge Fans von guter Rockmusik, die sich hier ihre Sammlung erweitern mögen. Für mich gibt es aber durch die diversen Anspielungen und Reminiszenzen zu viele Fallstricke und Abstriche, denn die Originale sind dann eben doch ein Stück besser. Auch wenn KORNELIUS FLOWERS hier wirklich ein ordentliches Rock-Album hinlegt, so feiern wie der Rolling Stone kann ich es nicht. (6)
https://www.facebook.com/KorneliusFlowers/

KREDA – „Crest“-EP (Label: Nature Scene Records, VÖ: 07.02.2020)
(jg) Eine EP, die man sich auch ganz gut im Portfolio von Sinnbus Records vorstellen könnte, irgendwo zwischen HUNDREDS und BODI BILL. KREDA sind ein anglo-slowenisches Trio, das seine Wurzeln u.a. in Bands wie LAIBACH und MELODROM hat. Die Düsternis und den Minimalismus hört man auch hier noch durch, die Achtziger-Anleihen scheinen dafür aber verschwunden. Stattdessen tritt die experimentelle Herangehensweise ein wenig hervor, was mich etwas an Bands wie TELLAVISION erinnert. Eine EP, die zwar gekonnt eine kühle, düstere Atmosphäre versprüht, insgesamt aber zu sehr an mir vorbeirauscht, ohne mich zu berühren. Schade. (5)
https://kreda.bandcamp.com/

LAGUERRE/NOETINGER – „DnT“ (Label: Aagoo Records / Rev. Lab, VÖ: 06.03.2020)
(jg) Ich frage mich ja manchmal, seit wann ich den Ruf weg habe, dass ich auf allzu kranke Musik stehe. Jedenfalls hat Blueprint-Kollege Bernd mir diese CD ungefragt in die Hände gedrückt, und nun bin selbst ich ratlos. Klingt, als ob hier ein Schlagzeuger beim Soundcheck ist, während sein Kumpel gleichzeitig mit Feedbacks und sonstigen Störgeräuschen zu kämpfen hat und im Hintergrund ein russischer Radiosender läuft. Vielleicht ist das Kunst (der CD liegt außerdem ein Poster bei), vielleicht kann das aber auch weg. (2)
https://revlabrecords.bandcamp.com

LEAF RAPIDS – „Citizen Alien“ (Label: Coax, VÖ: out now)
(so) Man möchte sagen: Siehe ANNIE GALLUP. Auch die LEAF RAPIDS machen feine Songwriter-Musik, die zudem noch den Vorteil hat, etwas verrückt zu sein, was die zusätzlichen Effekte angeht. Aber auch dem kanadischen Duo gelingt es nicht, aus der Masse an Veröffentlichungen dieser Stilrichtung herauszustechen, dafür sind die Songs dann insgesamt doch zu glatt und zu poppig-süß, auch etwas zu amerikanisch-seicht. Auch die engelsgleichen Stimmen sorgen eben für diese fädenziehende Niedlichkeit, die etwas zu viel auf die Emotionstaste drückt. Eines von vielen. Once more. (5,5)
https://www.facebook.com/leafrapidsmusic/

MARKUS APITIUS – „Age of straw“ (Label: Mofa, VÖ: 02.12.2019)
(so) Tja, nett gemachte Rockmusik, dieses Mal mit dem Fokus auf der Gitarre. MARKUS APITIUS schreibt Melodien für die, die der großen Zeit des Gitarrenrock hinterhertrauern, die gerne umständliche Soli und verklärende Akkorde hören. Ich wiederhole mich gerne, das ist wirklich nett gemacht, aber eben leider so gar nicht bei mir richtig aufgehoben. Leider. Und leider reißt mich auch die Stimme nicht so vom Hocker, dass ich sagen würde, es lohnt sich trotz der Dinge, die nicht zu mir passen. Fans von oben genannten Inhalten werden jedoch erfreut zugreifen, da bin ich mir sicher. (3,5)
https://www.facebook.com/apitius/

MOIRA – „Another lesson“-EP (Label: Dreamshelter, VÖ: 22.11.2019)
(jg) Neue Musik aus dem Hause MOIRA gibt es mit dieser 4-Song-EP, die mal wieder die Bandbreite der Sängerin und Multiinstrumentalistin Carola Wirth unterstreicht. Irgendwo zwischen den Referenzen SOPHIE HUNGER, LEYYA, CHARLOTTE BRANDI und LENA bewegt sich die musikpädagogisch ausgebildete Schweizerin gekonnt in den Genres Indie und Pop und stellt in dem Song „Teardrop“ zudem unter Beweis, dass sie mit ihrer glasklaren Stimme sogar im Bereich Soul zu überzeugen weiß. Für meinen Geschmack wird die gesangsschulische Ausbildung etwas zu sehr in den Mittelpunkt gerückt, aber diese Einschätzung ist sicherlich sehr subjektiv. (6,5)
https://www.facebook.com/moiramusic.ch/

OVO – „Miasma“ (Label: Artoffact, VÖ: 07.02.2020)
(bc) Boah, ey. OVO richten auf „Miasma“ ein regelrechtes Klang-Massaker an. Einflüsse aus Noise, Industrial und Sludge-Metal werden hier zu einem schwer verdaulichen Brei verrührt, der wahrscheinlich die Menschen anspricht, die selbst Death Metal oder Grindcore als „Spießermusik“ bezeichnen. Mehr als drei Lieder am Stück habe ich nicht durchgehalten, da der Sound echt herausfordernd ist. Bin mir aber trotzdem sicher, dass Freunde von Extrem-Musik hier auf ihre Kosten kommen. (4)
http://www.facebook.com/ovochannel

NEW PRIMALS – „Horse girl energy“ (Label: Learning Curve Records, VÖ: 20.03.2020)
(jg) Eigentlich bin ich gegenüber den Musikrichtungen Postcore, Noise Rock und Dance-Punk (wie es die Band selbst einordnet) ja durchaus aufgeschlossen, aber dieses Album ist einfach nur tierisch anstrengend. „Eine Kakophonie aus schrillen Tönen, unzusammenhängenden Gitarren und atonalen Melodien“, wie es weiter im Bandinfo heißt, umschreibt die Situation schon zutreffender. Hoffentlich werde ich diesen Haufen aus Minneapolis niemals im Vorprogramm einer anderen Band sehen müssen. Puh! (2)
https://www.facebook.com/newprimals/

RAY WILSON – „Upon my life“ (Label: Jaggy D, VÖ: 01.11.2019)
(so) Es tut mir ja irgendwie leid und auch ein bisschen weh, aber RAY WILSON wird mich in diesem Leben einfach nicht mehr kriegen. Ja, ja, ich weiß, der Mann war der Typ hinter STILTSKIN und hat beim letzten GENESIS-Album gesungen, aber hey, die Solo-Sachen sind mir einfach zu poppig und zu seicht. Gut, das geht mir bei GENESIS nicht viel anders. Aber natürlich muss man ihm mehrere Dinge lassen: Die Songs sind hervorragend produziert, da sitzt jeder Ton, da passt jedes Instrument. Vielleicht ist es aber auch gerade das, was es mir zu unnahbar macht, eben diese Perfektion ohne Fehl und Tadel. Denn dadurch geht ein bisschen das Leben verloren. (4,5)
https://www.facebook.com/raywilsonofficial/

SCHÜCHTERN – „Spring doch“ (Single) (Label: Kreakustik Records, VÖ: out now)
(bc) Auf ihrem 2017 erschienenen Album „Wir sind schüchtern“ haben SCHÜCHTERN bereits bewiesen, dass sie gerne so klingen würden wie die SPORTFREUNDE STILLER und gerne so witzig wären wie die MONSTERS OF LIEDERMACHING. Hat leider beides nicht geklappt. Nun starten sie einen neuen Anlauf, um Gehör zu finden, allerdings mit nur einem einzigen Song, der ressourcenschonend (hüstel) direkt mal auf CD gepresst wurde. Der einzige Unterschied, den ich im Vergleich mit dem Album erkennen kann, ist, dass sich SCHÜCHTERN hier an einem Lied mit Aussagekraft versuchen, denn „Spring doch“ richtet sich gegen Nazis und andere xenophobe Arschlöcher. Abgesehen von der lobenswerten Message bleibt es jedoch bei belanglosem Poprock, der unspektakulär aus den Lautsprechern blubbert. (4)
http://www.facebook.com/wirsindschuechtern

SUBDUXTION – „The black point“ (Label: Aagoo Records, VÖ: 06.12.2019)
(bc) Der Albumtitel ist ganz treffend gewählt, denn hier gibt es eine morbide Instrumental-Mischung aus Ambient, Elektrosounds und Doom-Metal zu hören. Stellenweise wälzen sich minutenlang düstere Klangpassagen durch die Boxen, die eine bedrohliche Atmosphäre aufbauen. Insofern würde sich „The black point“ auch gut als Hintergrund-Soundkulisse für irgendwelche Horror-Thriller eignen. Viel dunkler geht es nicht. (4)
https://subduxtion.bandcamp.com/

THE MAES – s/t (Label: Eigenregie, VÖ: 03.05.2019)
(so) Sehr zart, sehr niedlich, sehr schön. Das ist die Kurzfassung zu THE MAES aus Australien. Die Schwestern Elsie und Maggie machen moderne Folkmusik mit Banjo, Mandoline und mehr. Auch die Geige darf natürlich nicht fehlen. Das ist wirklich schön gemacht, platzt aber nicht gerade vor Innovation und sprudelt genausowenig vor neuen Ideen. Aber es ist schön, und das reicht manchmal ja auch schon. (6)
https://www.facebook.com/themaesband/

THE METAFICTION CABARET – „Beautiful charms“ (Label: TMC, VÖ: 18.10.2019)
(so) Das Klavier ist das Instrument, das THE METAFICTION CABARET interessant macht. Es lärmt, es zittert, es klettert, es stürzt – und all das manchmal in nur einem einzigen Song. Die Berliner Band zeigt das, was Berlin gerade ausmacht: punkig, theatralisch, bunt. Man möchte fast Punk Cabaret sagen, aber das würde die Band dann doch etwas zu nah an die DRESDEN DOLLS heranrücken, und das wäre dann doch zu viel des Guten – auch wenn die Hauptbestandteile Klavier und Schlagzeug den Bogen durchaus spannen lassen. (7)
https://www.facebook.com/themetafictioncabaret

THE WEIGHT – „In control“ (Label: Heavy Rhythm & Roll Records, VÖ: 06.03.2020)
(bc) So kann’s gehen! Da hatte ich in unserer letzten „Kurz & schmerzlos“-Runde noch die Sinnhaftigkeit in Frage gestellt, nach nur einem Studioalbum bereits eine Live-Platte mit nahezu identischem Songmaterial zu veröffentlichen, da schieben THE WEIGHT auch schon ihren zweiten Longplayer hinterher. Auch auf „In control“ huldigen die Österreicher dem Siebziger Jahre Retro-Rock und setzen diesen durchaus authentisch um. Wer solchen Sound mag, sollte diese Band also auf dem Schirm haben. (6)
https://de-de.facebook.com/theweightrock/

TIM FREITAG – „Monsters forever“ (Label: Noodle Soup Records, VÖ: 13.03.2020)
(bc) Zu früh gefreut! Dachte ich angesichts des großen „Monsters forever“-Schriftzugs auf dem Cover zunächst, es mit einem neuen MONSTERS OF LIEDERMACHING-Album zu tun zu haben, so entpuppt sich diese CD beim genaueren Hinsehen als Werk einer Schweizer Band namens TIM FREITAG. Musikalisch gibt es folglich keinen Liedermacher-Sound, sondern hymnische, tanzbare Pop-Musik mit einem überdeutlichen, stellenweise fast schon überzogen wirkenden Achtziger-Jahre-Touch. Viel Hall, viel Keyboard, dazu ein Gesangsstil, der mir abwechselnd wie eine Huldigung an Robert Smith und Morten Harket vorkommt, ohne dass der Gesamtsound von TIM FREITAG auch nur annähernd etwas mit A-HA oder THE CURE zu tun hat. Denn dafür sind die Eidgenossen dann doch zu eigenständig. Wo bitte geht’s hier zur nächsten Rollschuh-Disco? (5,5)
https://de-de.facebook.com/timfreitagmusic

UNBITE – „Merge“-EP (Eigenvertrieb, VÖ: 17.11.2019)
(jr) Das „Energetic-Noise-Rock“ Trio aus Stuttgart hat bereits im November 2019 die durchaus reife EP „Merge“ herausgebracht. Helge Gumpert (drums), Daniela Schübel (bass, voices) und Bastian Stich (guitars) experimentieren mit zeitweise verspieltem, dann aber auch wieder brachialem Noise-Rock. Geschmackssache: das Gitarren-Noise-Design könnte gerne etwas fetter sein, weniger Säge. Alles in allem ist es aber ein homogenes und authentisches Werk, bei dem auch der zum Teil zweistimmige unaufgeregte Gesang sehr gefällt. Anspieltipp: „Hypnotic command“. (7,5)
https://www.facebook.com/UNBITEBAND

VINTERSEA – „Illuminated“ (Label: M-Theory, VÖ: 27.09.2019)
(bc) VINTERSEA spielen Metal, an dem sich die Geister scheiden. Denn einerseits servieren sie der Hörerschaft auf „Illuminated“ melodische, fast schon sphärische Passagen. Doch kaum fängt man an, sich in die Musik reinzufinden, growlen sie im nächsten Moment mit fiesen Death Metal-Ausbrüchen alles in Grund und Boden. Klar, gewöhnlich kann jeder, und insofern verlangt mir der progressive Sound der Band aus Portland einen gewissen Respekt ab. So richtigen Gefallen finde ich an diesem Album dennoch nicht. (5)
https://www.facebook.com/Vintersea/