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KAFKAS – Paula

Lange hatte ich nichts mehr von den KAFKAS gehört, doch nun melden sich die Hessen mit ihrem fünften Album „Paula“ zurück. Und ich muss zugeben, ich bin ein wenig überrascht: Standen sie damals noch mit ihren Alben „Sklavenautomat“ und „Privilegienthron“ für intelligenten, deutschsprachigen Punkrock zwischen …BUT ALIVE und DER TRICK IST ZU ATMEN, so haben sie mittlerweile eine starke Entwicklung Richtung Indie-Rock vollzogen, wie sie in den letzten Jahren zwar viele Bands versucht, aber nur wenige souverän gemeistert haben. So dürften mittlerweile eher KETTCAR oder (späte) MUFF POTTER als sinnvolle Vergleichsbeispiele taugen, wobei die Single-Auskopplung „Klatscht in die Hände!“ und das nicht minder tanzbare „Leben ist gut“ aufgrund ihrer starken Synthie-Einflüsse sogar ein wenig an Elektropunk der Marke SPILLSBURY erinnern. Komplett neu erfunden haben sich die KAFKAS allerdings dann doch nicht, denn immer wieder schimmert ein solides Punkrock-Grundgerüst durch die Lieder durch, und auch die Texte sind nach wie vor oftmals kritisch, auch wenn daneben immer wieder persönliche Zeilen den Weg auf die CD gefunden haben. So ist das Album „Paula“ letztendlich ein gutes Beispiel dafür, wie Punkrock im Jahre 2010 klingen kann: Man ist offen für Neues, ohne dabei die Wurzeln aus den Augen zu verlieren. Ich wünschte mir, es gäbe hierzulande wesentlich mehr Bands, die einen solchen Schritt wagen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.