JAQUES SHE ROCK – Greetings from Fuck You Island

Letztens weilte ich auf einem Konzert in Iserlohn und wurde Augenzeuge eines seltsamen Rituals: Drei junge Männer in „Bad Taste“-Klamotten und Tunten-Outfits posten wie irre auf der Bühne rum und bearbeiteten fingerfertig ihre Instrumente, während vor der Bühne Leute mit Feen-Kostümen, „Scream“-Masken und aufgesetzten Plüschohren herumsprangen und diese junge Truppe gnadenlos abfeierten. Bei der Band handelte es sich um JAQUES SHE ROCK aus der Weltstadt Holzwickede, und während ihres gut halbstündigen Auftritts hatten sie den kompletten Laden fest im Griff und verwandelten das Publikum in eine tanzende, metrosexuelle Masse.
Nun kann man sicherlich argumentieren, dass sich jede fünftklassige Schülerband schon mal in schrillen Klamotten auf die Bühne gestellt hat und in ihrem näheren Bekanntenkreis aufgrund lustiger Texte oder abgedrehter Bühnenshows großspurig als Kultband abgefeiert wird, doch im Fall von JAQUES SHE ROCK muss man sich eingestehen: Die Jungs haben es echt drauf! Sie rocken wie der Teufel, sie zelebrieren ein humoristisch anspruchsvolles Antihelden-Gesamtkonzept, und sie wirken dabei kein Stück arrogant, auch wenn sie Mädchenherzen im Akkord zum schmelzen bringen.
Ähnlich sympathisch präsentiert sich die Band auf ihrer Demo-CD „Greetings from Fuck You Island“. In einer DVD-Hülle samt netten Postkarten-Artwork verpackt geben sie hierauf eine drei Song starke Kostprobe ihres Könnens zum Besten und wissen dabei auch ohne exzessive Bühnenshow zu überzeugen. Rockig wie THE HIVES, stimmungsvoll wie NOFX – so könnte man den JAQUES SHE ROCK-Sound vielleicht am ehesten umschreiben. Mit „Chipsfrisch, Baby“, „Your band sucks“ und „Tom Selleck is the law“ haben sie auf jeden Fall drei kleine Asse im Ärmel, mit denen sie den Kampf um die Köpfe und Herzen ihrer Hörer ohne weiteres gewinnen können.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.