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JAN ROTH – Kleinod

Die Review zu diesem Album kommt ein wenig spät, aber sie ist dennoch wichtig. Denn JAN ROTH hat nach seinem Debütalbum und einer Liveplatte einen neuen Longplayer veröffentlicht, der Beachtung verdient hat. Dazu wissen sollte man, dass JAN ROTH auch vor diesen beiden Soloplatten schon lange als Musiker tätig war, unter anderem als Schlagzeuger für HUNDREDS, CLUESO und MAX PROSA, um nur die bekanntesten Bands zu nennen. Doch Roth hat nicht nur Jazzschlagzeug studiert, er beherrscht auch das Piano und hat generell ein umfassendes Verständnis davon, wie Musik komponiert und produziert wird und wie es bisher eben noch nicht geschehen ist. Das veranlasste ihn zu seinem Debütalbum, das definitiv interessant ist, dem aber noch ein klar erkennbarer roter Faden fehlte. Stattdessen tobte Roth sich am Klavier und den Percussions aus, nahm im Stile vom Field Recording diverse Haushaltsgeräte auf, sampelte alles kunterbunt übereinander und entwarf somit am Ende ein zwar ruhiges, aber auch sehr experimentelles Album. Dies fand durchaus viel Zuspruch in aufgeschlossenen Medien wie Zeit Online und auf arte, doch so richtig wusste man nicht, ob Roth jetzt ein zartes Postrockalbum schaffen wollte, eine experimentelle Klangstudie auf Tonträger festhielt oder doch im Grunde nur eine neue Form des Post-Jazz kreiert hatte. Auf „Kleinod“ ist der Weg klarer zu erkennen, vielleicht auch, weil Roth sich nun auf ein Instrument (das Klavier) festgelegt hat, und die übrigen Instrumente (Drums, Bass und diverse Bläser) seinen Mitmusikern überließ. Vielleicht bedurfte es auch dem Konstrukt einer Band, die seine Musik in eindeutigere Bahnen lenkte. Erkennbar war der Stil von „Kleinod“ bereits im vorletzten Track seines Debüts, „Rinnsal“, und hier wird er nun zielsicher fortgesetzt. Herausgekommen ist dabei ein sehr zartes, aber niemals eintöniges Jazz-Album, das eine angenehme Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt und zugleich von dem Können aller beteiligter Musiker lebt. „Kleinod“ klingt wie die vertonten Sonnenstrahlen, die an einem Sonntagmorgen durch die Jalousie scheinen, man aber genügend Zeit hat, noch im Bett zu verweilen, bis man schließlich die Espressokanne auf den Herd stellt, um den Tag langsam in Gang zu setzen. Müßiggang in musikalischer Form. Und so ist „Kleinod“ wahrlich ein solches.