Direkt nebenan spielten sie vor einem halben Jahr. Nein, nicht dort, wo Viktoria Hamburg heute im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg antrat, sondern gegenüber im Knust. Die Location diesmal also doppelt so groß, aber keineswegs nur halb voll. Offenbar hat die Band um John Bramwell auch gut zehn Jahre nach ihrer ersten Single noch nichts an Popularität eingebüßt – eher im Gegenteil. Doch bevor I AM KLOOT die Bühne betraten, durfte AGNES OBÉL das Konzert eröffnen. Auf viel Wiedererkennung schien die Wahlberlinerin bei dem Hamburger Publikum jedoch nicht zu stoßen. Wahrscheinlich wussten die meisten Anwesenden gar nicht, dass sie einen ihrer Songs ziemlich gut kannten – den aus der Telekom-Werbung. Wenn mich nicht alles täuscht, verzichtete AGNES OBÉL heute aber auf „Just so“. Doch es bedurfte auch keines Hits, um die Zuschauer mit ihrer ruhigen, gefühlvollen Musik zum andächtigen Lauschen zu bewegen. Dafür passt ihre zarte Stimme einfach zu gut mit ihrem Klavierspiel und den nachdenklichen Texten zusammen. Begleitet wurde sie heute außerdem von einer Cellistin, und nach einer guten halben Stunde hätte der Applaus sogar fast zu einer Zugabe gereicht.
Aber es sollten noch genügend Songs folgen. Gegen kurz nach zehn betrat John Bramwell die Bühne im Uebel & Gefährlich. Nicht allein, wie nachmittags noch im Schaufenster bei Michelle, aber auch nicht wie sonst üblich als Trio. Entsprechend ihrer letzten Veröffentlichung „Sky at night“ fuhren I AM KLOOT heute das komplette Programm auf und ließen sich durch diverse Gastmusiker an ausgefallenen Instrumenten wie Saxophon, Akkordeon und Querflöte unterstützen. Und dass ihnen dieser neue, opulente Anstrich genauso gut steht wie die Reduktion auf Gesang und Gitarre, stellten sie heute Abend eindrucksvoll unter Beweis. Mit einer solchen Stimme und dem richtigen Gespür für funktionierende Melodien kann man offensichtlich alles machen. Die größten Probleme bereiteten Herrn Bramwell hingegen die Ansagen zwischen den Songs, da man gestern zu tief ins Glas geschaut habe. Wahrscheinlich nicht nur gestern. Doch musikalisch hatte das keine Auswirkungen – weder aufs Gitarrenspiel noch auf seine Stimme. Jeder Ton saß, die Stimmung stimmte. Etwa anderthalb Stunden dauerte das reguläre Set, gefolgt von mehreren Zugaben. Beklagen kann sich da niemand, auch wenn im Inneren ein wenig Wehmut hervorgerufen wurde, als das nächste Stück mit den Worten „The next song is about drinking“ angekündigt wurde…