HOSTAGE CALM – Die on stage

Oh man, was soll das denn bitte?! Da liefern HOSTAGE CALM ihr viertes Album ab, um dann gerade mal drei Wochen nach dessen Veröffentlichungstermin die Auflösung der Band zu verkünden. Dabei ist „Die on stage“ mordsmäßig gut geworden und beinhaltet zehn Lieder, die zwar hörbar im Punkrock verwurzelt sind, aber auch andere Spielarten der Rock- und Pop-Musik gnadenlos ausloten. Gehen die ersten beiden Tracks „When you know“ und „A thousand miles away from here“ noch als locker-flockige Poppunk-Nummern durch, so deutet das darauffolgende „Love against!“ mit seinen zuckersüßen Powerpop-Melodien bereits an, dass sich die Band aus Connecticut keineswegs mit dem Abliefern solider Punkrock-Hausmannskost zufrieden gibt. Vielmehr geht es ebenso munter wie abwechslungsreich weiter: „Someone else“ mit seinem Gesang sowie „Fallen angel“ mit seiner Glockenspiel-Melodie huldigen dem Sound der 80er, und „Your head / your heart“ könnte auch aus der Feder so mancher britischen Indie-Band stammen. Das akustische „12/31“ hingegen widersteht trotz lyrischer Silvester-Depression der Versuchung, ins Balladenhafte abzurutschen und wirkt dadurch umso nachhaltiger. Was all diese unterschiedlichen Stücke vereint, ist die fast schon unverschämte Eingängigkeit, mit der HOSTAGE CALM hier zum letzten Gefecht blasen. Somit haben sie mit ihrem letzten Album immerhin ein Vermächtnis hinterlassen, dass noch längere Zeit nachhallen wird.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.