YOUNG THE GIANT – s/t

Um sich an den großen Popentwurf heran zu wagen, bedarf es einer gehörigen Portion Mut und Unverfrorenheit. Wie schnell so etwas daneben gehen kann, haben THE KILLERS und die SCISSOR SISTERS eindrucksvoll belegt. YOUNG THE GIANT tun es trotzdem und hauen einen himmelhohen Poprefrain nach dem anderen aus dem Ärmel. Warum ihr unbetiteltes Debüt trotzdem funktioniert, obwohl die Stimme von Sänger Samber Gadhia jedem Italo-Popcrooner Konkurrenz machen kann, ist dem wachen Ohr der fünf jungen Kalifornier zu verdanken. Die Gitarren schraddeln oft ungewöhnlich ungehobelt und wenn’s mal per Delay in Stadionsphären geht, verhindert der eingebaute Drehzahlbegrenzer, dass die Songs unter Bombast und Pathos versinken. Die Produktion von Joe Chiccarelli (u.a. THE WHITE STRIPES, THE RACONTEURS, MY MORNING JACKET) tut ein Übriges, indem sie nicht unnötig aufbläst und mit einer für dieses Genre teilweise immens kickenden Bassdrum einen schon fast metallischen Kontrapart setzt. Dass die Songs live eingespielt wurden, erweist sich als geschickter Kniff. Egal, ob eher gefühlvoll oder locker losrockend, die Songs sprühen dadurch vor ungeschönter Spielfreude. Neben der grandiosen Übersingle „My body“, wirft das Album mit „Apartement“, „Cough syrup“, „Garands“ und „Guns out“ noch gut vier weitere Singlekandidaten ab, die solchen Platzhirschen wie z.B. SNOW PATRO einige Fans streitig machen könnten. Wie dieses alles in allem doch recht ruhige Album, das ab Albummitte auch ein paar Längen offenbart, auf dem eher für härtere Töne bekannten Label Roadrunner Records landen konnte, bleibt jedoch ein ungelöstes Geheimnis.