Die Eltern besuchen und gleich mal ein gutes Konzert in der Heimat mitnehmen. So geschehen kurz vor Weihnachten. Dass hier mal eine gute Band vorbeischaut, noch dazu von Übersee, geschieht äußerst selten. HORSE THE BAND (nicht zu verwechseln mit BAND OF HORSES) sollten an diesem Samstag spielen, die Nintendo-Core-Noise-Nerds aus Kalifornien, die Krach mit Unterhaltung kombinieren und die lustigsten Videos ever aufnehmen. Und natürlich kommt hier die ganze Dorfjugend vorbei! Freitags wird man im Limit von DJ Marco geschult, was gute Musik ist, und da am Samstag eh nichts anderes zur Auswahl steht als Kino, entscheidet man sich doch lieber für ein zünftiges Krach-Konzert.
Es war gut was los an diesem Novemberabend, bestimmt an die 100 Zuschauer, und zuvor durfte ein Alleinunterhalter namens GTUK das Publikum einstimmen. So beknackt der Name, so nerdy der Typ und seine Musik. „Electro / Grindcore / Happy Hardcore” sagt myspace – also genau das Richtige für diesen nicht ganz einfachen Posten als Opener. Aber der Berliner machte alles richtig. Mit zerfetztem T-Shirt, diversem musikalischen Spielzeug und einer unglaublichen Energie hampelte er zwischen den Kids herum und veranstaltete eine Feier, die sich keine Eltern ins eigene Wohnzimmer wünschen. Zugabe selbstverständlich.
Man kann also sagen, dass das Publikum bereits aufgewärmt war, um im Anschluss daran zu HORSE THE BAND abzufeiern. Und es ging auch gleich mächtig laut los. Ein technisch ausgefeilter Wirrwarr aus Synthie-Sounds, astreinem Metalcore und einer ordentlichen Portion Dadaismus sorgte von Beginn an für fassungsloses Staunen. Ein wenig ungewöhnlich, dass die gerade noch so wilde Menge vor der Bühne plötzlich nur noch zum Zuschauen verdammt war. Vielleicht war das Publikum von der Wall Of Sound erschlagen, vielleicht auch einfach nur überfordert, was da oben gerade passierte. Jedenfalls waren nur die ersten zwei Reihen noch mit Moshen und Headbangen beschäftigt, während der Rest eher rumstand. Das missfiel auch der Band, doch weder gut gemeinte Aufforderungen, noch Beschimpfungen konnten daran etwas ändern. „You are the worst audience we`ve ever had“ waren die letzten Worte von Keyboarer Erik Engstrom. Sagte es, verließ die Bühne, und das war’s dann mit dem Konzert. Eine Zugabe mochte natürlich keiner mehr einfordern. So ist es halt in Ostfriesland. Ich glaube, dem Publikum hat’s trotzdem gefallen. Vielleicht der Band ja auch.