Während die Aufmerksamkeit der Musikbranche am letzten September-Wochenende mal wieder voll und ganz auf das Reeperbahnfestival gerichtet war, fand nur wenige hundert Meter Luftlinie entfernt weitestgehend unbemerkt ein weiteres Jahreshighlight der Hamburger Independent-Szene statt: HERRENMAGAZIN standen in der Astrastube zum ersten Mal seit 2019 wieder auf der Bühne! Bereits damals befand sich die Band eigentlich im Pausen-Modus, fand sich anlässlich des elften Geburtstags ihres Debüt-Albums „Atzelgift“ ausnahmsweise noch einmal im Uebel & Gefährlich zusammen. Auf die Frage, wie es denn in Zukunft weitergeht, entgegnete Sänger Deniz uns gegenüber vor dem Auftritt, dass die Bandmitglieder durchaus Lust hätten, wieder regelmäßiger in Erscheinung zu treten, die momentane Herausforderung jedoch darin bestünde, vor dem Hintergrund privater und beruflicher Verpflichtungen alle zeitgleich im Proberaum zusammenbringen. Dennoch schwang in seinen Worten ein gewisser Optimismus mit, dass auf absehbare Zeit noch die eine oder andere Show zustande kommen könnte. Wir drücken auf jeden Fall die Daumen!
Dass der Fokus dieses Abends dann nicht mehr auf den Stücken des ersten Albums lag, sondern einen repräsentativen Querschnitt ihres Schaffens darstellte, wurde bereits beim Opener „Erinnern“ deutlich. Zwar fanden mit „Lnbrg“, „1000 Städte“, „Früher war ich meistens traurig“ und „Atzelgift“ durchaus einige Stücke vom Erstlingswerk auf die Setlist, doch mit „In den dunkelsten Srunden“, „Frösche“, „In toten Hügeln“, „Krieg“, „Keine Angst“, „Qlinch“ oder „Landminen“ wurden auch viele Lieder der beiden darauffolgenden Alben berücksichtigt. „Alle sind so“ erzeugte bei mir auch nach vielen Jahren noch eine Gänsehaut, und mit „Formlos und frei“ war sogar ein Stück von der „Obst“-EP vertreten. Ehrensache, dass HERRENMAGAZIN nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen wurden, obwohl sie beteuerten, keine weiteren Lieder geprobt zu haben. Dennoch wurde kurzerhand noch „Gold für Eisen“ aus dem Ärmel geschüttelt und hinterließ beim Publikum die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Dann vielleicht auch wieder in einem etwas größeren Rahmen.