You are currently viewing GRIZZLY BEAR – Painted ruins

GRIZZLY BEAR – Painted ruins

Es gibt Musik, die sich dem Hörer sofort erschließt. Man hört in den ersten Song rein, beginnt mit dem Schreiben der Rezension, und bevor man das Album komplett durchgehört hat, ist die Review bereits fertig. Und es gibt Alben, die man zehnmal hört und noch immer nicht komplett verstanden hat. Zu letzteren zählt auch das neue Album der New Yorker GRIZZLY BEAR.
Natürlich passt es in die allumfassende Indierock-Schublade, aber auf „Painted ruins“ finden zugleich so viele musikalischen Wendungen statt, Referenzen kommen einem in dem Sinn und werden im nächsten Momente schon wieder verworfen, die verschiedensten Stile ausgelotet, dass eine schnelle Abhandlung unmöglich ist.
Dies ist umso erfreulicher, da GRIZZLY BEAR nach drei Alben bei Warp Records nun bei einem bösen Majorlabel gelandet sind, denen man ja gerne pauschal vorwirft, nur auf den Mainstream zu schielen. Doch davon ist „Painted ruins“ so weit entfernt wie Jörg Pilawa von einem Oi-Punk-Konzert. Kommen einem bei ihrer ersten Singleauskoppelung, dem wunderschönen „Three rings“, das sich erst nach dreieinhalb Minuten Spielzeit vollends entfaltet, die LOCAL NATIVES in den Sinn, erinnert ihre zweiten Single „Mourning sound“ eher an die Ingolstädter SLUT, während „Losing all sense“ genauso gut von EFTERKLANG stammen könnte. Oder OTHER LIVES.
Die Langzeitwirkung von „Painted ruins“ ist sicherlich auch darin begründet, dass die vier New Yorker auf das klassische Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Schema verzichten und ihre Songs immer überraschende Entwicklungen nehmen. Da zahlt es sich auch aus, wenn eine Band nicht im Zwei-Jahres-Takt neue Alben heraushaut, sondern sich, wie in diesem Fall, fünf Jahre Zeit lässt, um detailversessen nicht nur an Melodien und Arrangements, sondern ebenso an Sounds und Instrumentierungen herumzufeilen, bis wirklich alles stimmt. Dass die Produktion dem in nichts nachsteht, erklärt sich fast von selbst. Man sollte als Hörer nur keine Probleme mit epischen Momenten und großer Eindringlichkeit haben. Wer sich darauf einlässt, wird hier ein Album finden, das zu den besten des laufenden Jahres zählt.