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Jens und Sebastian

GODS OF BLITZ – Mit großen Schritten voraus!

GODS OF BLITZ? Was denken die Schnösel eigentlich, wer sie sind?! Kommen außerdem aus Deutschland und können bei so ’nem bekloppt großkotzigen Namen doch gar keine ordentliche Musik machen. Dachte ich zunächst vielleicht auch. Und ich muss gestehen, dass mich der erste Hördurchgang auch noch nicht so recht überzeugen konnte, denn etwas übermäßig Rockiges schwingt in der Musik der vier Berliner auch mit. Aber genau dieser Rockfaktor ist es, der beim dritten und vierten Hören immer mehr zu gefallen weiß. Allerdings wird hier neben der rockigen Attitüde mit Melodien um sich geschmissen, dass einem fast schwindelig wird. Woher der "Rock" stammt, stand nach dem Interview auch fest: die Jungs waren nämlich zuvor in Stoner-/Psychedelic-Bands wie PAYOLA, ELECTRIC LIZARD und OJO ROJO beschäftigt. Mit denen haben sie aber heutzutage so gut wie gar nichts mehr gemeinsam, und stattdessen streckt man seine Fühler aus dem Retro in modernere Richtungen aus: ein Tick BEATSTEAKS, ein wenig FRANZ FERDINAND, und mit MAXIMO PARK war man auch schon auf Tour. Von allem nur das Beste herausgepickt und fertig ist eine Mischung, die zündet und nebenbei auch noch zum Mitpfeifen einlädt. Vorm Konzert im Logo stellten sich Sänger und Bassist Sebastian Gaebel sowie Gitarrist Jens Freudenberg zum Gespräch:

[F]Wie seid ihr eigentlich bei Four Music gelandet? Das Label ist mit Künstlern wie AFROB, BLUMENTOPF und allen Sachen um die FANTASTISCHEN VIER doch eher für HipHop bekannt.
[A]Jens: Unser Manager hat gehört, dass Four Music eine Rockband sucht und ist einfach mit unserem Demo losgelaufen. Auch wenn die uns noch gar nicht kannten, war gleich ein Grundinteresse da, als er ihnen das Demo vorgespielt hat.

[F]Dennoch erstaunlich, wie ich finde.
[A]Jens: Das dachten wir uns zunächst auch, aber wer weiß, wie solche Firmen strukturiert sind. Es ist aber sicherlich schlauer, sich nach neuen Sachen umzusehen als ein Pferd tot zu melken. Zudem befindet sich bei Four Music aber auch nicht ausschließlich Hip-Hop und zuvor hat unser A&R (Ralf Kotowski, Anm. d. Verf.) beispielsweise schon SELIG gesignt und für andere Firmen gearbeitet. Er hat sein Empfinden für gute Musik, und ich glaube, das ist genreübergreifend.

[F]Und seit wann habt ihr einen Bandmanager?
[A]Jens: So ziemlich seit Anfang an. Der ist ein alter Kumpel von unserem Schlagzeuger und war Geschäftsführer bei Universal. Nachdem er dort gekündigt hat, setzten wir uns zusammen und überlegten, was zu tun sei, um zusammen eine gute Band zu starten.

[F]Von Beginn an äußerst gute Konditionen…
[A]Jens: Nun ja, wir kannten uns halt. Es wurde anderswo mal von Casting gesprochen, aber das ist natürlich kompletter Bullshit! Im Grunde machen nun Leute zusammen Musik, die sich zwar vorher schon den Proberaum teilten, aber in unterschiedlichen Bands gespielt haben. Wir waren ja schon jahrelang befreundet, und da würde eine Musikersuche über Anzeigen schon eher einem Casting entsprechen.

[F]Würdet ihr denn sagen, dass euer Bandmanager zur Band dazugehört?
[A]Jens: Er ist wirklich ein Freund, und "Manager" klingt nun mal immer erst nach Scheiß-Business. Wir wissen, dass er alles auf eine faire Art angeht, und das ist das Wichtigste. Und irgendwo gehört er für uns auch dazu.
Sebastian: Ganz eindeutig, da er auch ein Musik-Enthusiast ist, der damals bewusst beim Major ausgestiegen ist, um Basis-Arbeit zu verrichten, weil er wieder Bock hatte, Bands direkt zu managen.
Jens: Das hat er ganz bestimmt nicht aus finanziellen Gründen gemacht.
Sebastian: Er verdient jetzt weniger als zuvor, aber es begeistert ihn einfach mehr.

[F] "Gods of Blitz" klingt ja verdammt groß, passt meiner Meinung nach aber auch ganz gut zu eurer Musik. Wie kamt ihr auf den Namen?
[A]Jens: Wir wollten einen Namen haben, der ein bisschen großkotzig, aber auch nicht "over the top" ist. Der gleichzeitig auch ein bisschen beknackt ist und mit einem Augenzwinkern dahinter zu verstehen ist.
Sebastian: Und es ist ein Name der auch nicht eine Spaßkapelle bezeichnen, sondern Aufmerksamkeit erregen soll.
Jens: Und den man sich merken kann. Er ist kurz und hat gleichzeitig mindestens zwei Schlagwörter. Aber im Grunde ist der Name ja auch egal, wenn man die Band kennt. Da macht man sich zu "White Stripes" auch keine Gedanken mehr.

[F]Ihr spracht es ja schon an, dass der Name bewusst großkotzig gewählt wurde. So erinnert ihr auch ein wenig an THE DARKNESS mit ihrer Prollo-Attitüde.
[A]Sebastian:: Meinst Du "The rising"?
Jens: THE DARKNESS hört jetzt aber keiner von uns.
Sebastian:: Aber wahrscheinlich hören THE DARKNESS den selben Kram wie wir. Die haben die Twin-Gitarren-Soli ja nun auch nicht neu erfunden.
Jens: Die kennen das von THE MAIDEN und THE LIZZY.

[F]Auf welche Bands könnt ihr euch denn privat einigen?
[A] Jens: Wir finden schon immer Musik, die wir alle mögen. Aber es hat auch jeder seinen eigenen Kram, den die anderen nicht teilen.
Sebastian:: Wir hören zu viel verschiedene Musik, als dass wir uns auf drei, vier Bands einigen könnten.

[F]Kann es sein, dass man in eurer Musik stellenweise sogar noch Rudimente aus dem Grunge findet?
[A](Allgemeines Loskotzen)
Jens: Das musst Du mit Basti auskämpfen, ey!
Sebastian: Grunge ist Scheiß-Musik. Da will ich gar nichts mit zu tun haben! Die konnte ich damals schon nicht leiden – da habe ich lieber STONES gehört.

[F]Als Adjektiv, dass ja fast nur im positiven Sinne verwendet wird, liest man über euch aber immer wieder, dass ihr sehr "undeutsch" klingt. Wie seht ihr das?
[A]Sebastian: Dazu haben wir ein ziemlich unverkrampftes Verhältnis. Wir sind deutsche Jungs, kommen aus Berlin und nennen uns auch noch "Blitz". Es ist nicht so, dass wir das verleugnen würden, und in meinem Plattenschrank gibt es z.B. auch KRAFTWERK. Aber musikalisch machen wir das Naheliegendste, worauf sich alle einigen können.
Jens: Jeder von uns ist mit Musik aus den USA und Schweden aufgewachsen und mag das auch. Aber es haben nur wenig deutsche Bands im Ausland einen Status erreicht, die nicht deutsch sangen. Es wäre schon cool, wenn man als deutsche Band auch mal im Ausland spielt. Bei den Schweden ist das eher gegenteilig. Die spielen ja mehr hier als zu Hause.
Sebastian: Es ist sogar eher komisch, dass deutsche Bands so selten im Ausland spielen. Es verbietet ihnen ja keiner, auch in England zu touren. Man muss da nur Lust drauf haben und das dann auch durchziehen. Und das machen wir gerade – auch mit einem Vertrieb in England, Holland, Australien und Neuseeland.

[F]Wie sieht’s mit Japan aus?
[A]Sebastian: Noch nicht in der Mache. Vielleicht später?
Jens: Aber es ist schon ein schönes Gefühl, dass ein paar Hundert Platten in Australien und Neuseeland stehen. Ob wir da jemals hinkommen steht in den Sternen.

[F]Ihr wart zuletzt als Support für MAXIMO PARK auf Tour, jetzt erstmals als Headliner. Was ist besser?
[A]Sebastian: Was sind denn eigentlich die Unterschiede? Bei MAXIMO PARK war jeder Abend ausverkauft, das ist bei uns noch nicht vorgekommen.
Jens: Andererseits wurden wir als Support nicht angekündigt, uns kannte keiner und jetzt kommen die Leute unseretwegen. Wir hatten zuvor auch Konzerte, wo wir nur vor Stammpublikum spielten und jetzt fahren die Leute für uns sogar ein paar Kilometer. Das ist schon geil. Obwohl der MAXIMO PARK-Support schon super war – genau das Richtige zur richtigen Zeit!

[F]Musste man damals das Publikum mehr überzeugen als heute?
[A]Jens: Wir ruhen uns auch heute nicht aus, sondern freuen uns über jeden, der da ist. Egal, ob’s jetzt zwölf Leute sind, wie an unserem schlechtesten Tag oder 200. Wir versuchen, die Leute zu erreichen, die uns sehen wollen und dafür Geld bezahlt haben.
Im Vergleich dazu mussten wir vor MAXIMO PARK als härtere und lautere Band schon Leute überzeugen, die mehr auf Pop stehen. Das war nicht sehr einfach, aber hat trotzdem Spaß gemacht.
Sebastian: Vorband zu sein, schult auf jeden Fall!