You are currently viewing FACELIFT – Holon

FACELIFT – Holon

Mit „Holon“ legt das Grazer Trio um Frontfrau Andrea Orso bereits sein viertes Album vor. Die gut zwölfjährige Banderfahrung merkt man den Songs an. Abwechslungsreich und virtuos wird das Spannungsfeld von Indie- bis Folkrock ausgelotet. Poppige Radiogrütze wird dabei elegant vermieden. Mit „Hello, hello?“ und „The sun will shine again for us“ wird gleich zu Beginn saftiger Powerpop ohne aufgesetzten Zuckerguss serviert. Interessant klingen hier die schön in den rockigen Kontext eingebundenen akustischen Gitarren. Doch relativ schnell fällt der Energielevel, und die Band bewegt sich arg Richtung Folkpop. „A cup of coffee“ erinnert dabei an SIXPENCE NOT THE RICHER (kennt die noch jemand? „Kiss me“ dudelte mal im Formatradio rauf und runter). Warum man den Song allerdings noch unnötig mit einem Akkordeon, mit der typisch alpenländischen Zittertechnik gespielt, aufzupeppen versucht, bleibt rätselhaft. Ungute Erinnerungen an Folkloreabende in steiermärkischen Gemeindehäusern an der Seite der Eltern kommen da in einem hoch. Auch in „On my way to you (live)“ muss man dieses Déjà-Vu schamvoll über sich ergehen lassen. Besser machen sie es in „…and talk to you“, das wie ein indierockig aufgepepptes Stück von SHERYL CROW klingt. Am Ende des Songs zitiert sich die Band mit dem Refrain von „Indignity“ selbst. Witzig! Der Song selbst ist leicht angejazzt und angefunkt. Interessant ist hier das in der Rockmusik nur äußerst selten auftauchende Horn. Wie gut eine Symbiose aus Indie- und Folkrock klingen kann, beweist „Be afraid of!“. So könnte DIDO klingen, wenn die richtig singen und ihre Arrangements nicht in der Mikrowelle aufwärmen lassen würde. Hier schlummert ein kleiner Hit! Zum Ende des Albums hin bietet der Titelsong noch mal schwere Gitarren, gewürzt mit Horn, und mit „Don’t worry about“ liefern FACELIFT noch eine schmissigere Version von Song 7 „About the sings they say“ nach. Warum jedoch der Song in zwei Gewändern mit zwei unterschiedlichen Namen auftaucht, warum man zu Beginn einen ellenlangen Telefonmitschnitt platziert, was Sinn und Zweck von „I don’t mind if you don’t mind!“ ist, und ob jemand wirklich eine Remixspielerei des Titelsongs braucht („2009“) darf man als Fragen in den Raum stellen. Bleibt als Fazit: Ein ganze Reihe guter Songs und ein paar überflüssigen Sperenzien. Zudem trübt die dumpfe Produktion ein wenig das Gesamtbild. Da sind wir vom Guido anderes gewohnt.