Einen Tag wollte ich auf jeden Fall dabei sein, wenn SMOKE BLOW ihr neues Album der Öffentlichkeit präsentieren sollten. Also Freitag Abend ins Auto gehüpft, nach Hamburg gefahren, die Nacht durchgezecht, nachmittags im Schanzenviertel rumgezogen und abends nach Rendsburg, wo die für zwei Tage angesetzte Record Release Party anlässlich des neuen Albums „German angst“ stattfinden sollte!
In Rendsburg wurde mein Mitfahrer nach Abschalten des Motors auf dem Parkplatz erst einmal von den Helfern in Grün auf die Anschnallpflicht, auch für Beifahrer hingewiesen. Trotzdem kamen wir viel zu früh bei der T-Stube an, empfangen durch zwei brennende Mülltonnen vor dem Vorzelt, an welches die T-Stube anschloss, in der gerade SMOKE BLOW ihren Soundcheck hatten. Man sah in viele ermüdete Gesichter von geschwächten Menschen, die den Abend vorher wohl schon sehr heftig abgefeiert hatten. Das äußerte sich auch in den gegenseitigen Bemitleidungsbekundungen, sowie in den Aussagen der Bands und im Abschlagen des freien Chilis!
ED RANDOM stimmten danach ihre Instrumente und sollten auch den ersten Auftritt des Abends haben. Von Anfang an war der Laden, der zwar nicht riesig ist, sehr gut gefüllt und man konnte eine Art familiäre Stimmung spüren, die sich durch den ganzen Abend ziehen sollte. Auch, wenn man die Personen vorher noch nie gesehen hatte, so hatte es doch eine gewisse Intimität an sich.
ED RANDOM boten ein kurzes und knackiges Punkrock Set mit Stand Bass und machten danach den Weg frei für die Hamburger Band STAU,
die mit Ihren üblen Noise Sound oder, wie Letten es ausdrückte, „der hohen Schule des Noise!“, über dreißig Minuten das Volk beglückten – wobei ich mir kurz vor Ende des Gigs wünschte, dass Sie doch endlich aufhören mögen zu spielen, welchen Wunsch ich wahrlich nicht häufig bei Konzerten verspüre. Zudem hatten Sie doch arge Probleme mit der Technik. Trotz alledem kann ich aber wirklich auf einen Mittvierziger Sänger verzichten, dessen Gesangsstil sich an den Bewegungen eines heftigst Betrunkenen anlehnt!
Als die SUBURBAN SCUMBAGS aufspielten, schien es, als würde das Leben in die meisten von STAU geschockten Zuhörer zurückzukehren. Und es war auch wirklich sehr geil ihnen zuzuhören, wie sie Ihre „Best of Punkrock“ Songs herunter spielten. FEAR wurden ebenso gehuldigt, wie die DEAD BOYS mit „sonic reducer“, bei dem dann auch der Mob vor der Bühne die letzten Hemmungen verlor.
RIO BRAVO als vierte Vorband gingen zeitlich dann noch einen Schritt weiter zurück und boten doch recht coolen Power Pop – Punk, zusammengesetzt aus starken eigenen Stücken und Coverversionen der SONICS und WAILERS. Aber auch die sich abwechselnden Sänger und der permanent grimassenschneidende Bassist rissen das Publikum mit, und spätestens mit dem Übersong „volle granate renate“ hatte Sie alle Sympathien auf Ihrer Seite!
Mittlerweile hatten sich sicherlich mehr als zweihundert Leute inner T-Stube versammelt und auch das, mit Heizlüftern ausgestattete Zelt, war ordentlich gefüllt, die Mülltonnen brannten und es war Zeit für SMOKE BLOW. Und was einem jetzt geboten wurde, waren zwei Stunden Power, dickster Sound und nur Hits!
Die Jungs präsentierten sich während dieses fast Heimspiels von Ihrer allerbesten Seite. Eröffnet wurde mit „sick kid ´85“, dann „alligator rodeo“ und erst nach dem dritten Reißer „hate, kill, destroy“ wurde dem Publikum etwas Zeit zum Luftholen gelassen. Die Bühnenpräsenz und der ohnehin
schon übermächtige Livesound der Band werden durch den auch nicht mehr ganz neuen MC Straßenköter nur noch nachhaltiger geprägt. Das Publikum tobte, Letten lobte es für die Toleranz im Pit, gegenüber den nicht so sehr mit übermäßiger Muskelpracht gesegneten Mitmoshenden, wie er einer ist.
Starker Tabak und das Publikum durfte wählen. „Junkie killer“ war Wunsch und während des neuen „skoolyard fool“ wurde der verdammt hübsche und im Publikum anwesende Frauenchor auf die Bühne geholt.
Nach weiteren Einlagen wie: „Mikro in‘ Arsch!“ eines Zuhörers, aus dem dann aber doch lediglich Lettens Finger wurde, brachen „Mexico“, „Sweetwater“ aber auch „777 Bloodrock“, „Ugly germ trash“ und sogar „Satans highway“ über die Anwesenden herein. Und nach kurzer Ansprache über das Finden des bandeigenen Sounds wurde auch noch „Monstertruck“ gespielt!
Zwischendurch hielt Letten noch einen kurzen Vortrag über Rockstar Arschlöcher. Als ihm jedoch zu seinem an diesem Abend stattfindenden Geburtstag gratuliert wurde, hörte man nur ein „Happy Birthday Rockstar“ aus dem Publikum. Geht schon klar würde ich sagen!
Das Publikum war der Erschöpfung nahe und die Band spielte wie entfesselt auf. Nach zwei Stunden war alles vorbei und über zweihundert zufriedene Leute wurden der Nacht überlassen. Spitzensache! Auf dem Rendsburger Marktplatz wären wir dann fast noch Skinheads in die Arme gelaufen. Jedoch auch gebrochene Knochen hätten den Eindruck dieser Record Release Party nicht trüben können. Selten so was Geiles erlebt – seht sie euch an!