Vier hochkarätige Bands an einem Wochentag, das konnte ja nicht gut gehen… Und so spielten TIME AGAIN gerade ihren letzten Song, als wir gegen 20 Uhr in der Großen Freiheit aufschlugen. Sehr schade, zumal die Jungs aus Los Angeles nach der Tour erstmal eine zweijährige Pause einlegen, da sich ihr Gitarrist während dieser Zeit angeblich auf einer Mormonenmission (!) befindet. Vor leerer Halle mussten sie dennoch nicht spielen, denn mehrere hundert Besucher folgten augenscheinlich dem „Early bird“-Prinzip und tummelten sich bereits zu so früher Stunde vor der Bühne.
Als SKINDRED kurze Zeit später dann loslegten, wuchs die Zuschauerzahl allerdings noch einmal sprunghaft an: Die Truppe um den ehemaligen DUB WAR-Frontmann Benji Webbe entpuppte sich als großartige Live-Band. Den Sound der Waliser könnte man vielleicht als eine abgefahrene Mischung aus BUJU BANTON und CLAWFINGER beschreiben: Eine bunte Kombination aus Metal-Riffs, Ragga-Gesang, Scratchings und Schlagzeug-Breaks wurde auf die Konzertbesucher losgelassen und machte ohne Ende Spaß. SKINDRED wussten ihre Audienz zudem mit ihren Ansagen bestens zu animieren, so dass sich der vordere Teil der Location in eine einzige hüpfende Menschenmasse verwandelte.
Es folgten die STREET DOGS: Die Bostoner haben zugegebenermaßen so manche gute Streetpunk-Hymne im Repertoire, aber an einigen Dingen sollten sie vielleicht noch mal arbeiten. Da wäre vor allem die Konzerteröffnung: Spätestens nach dem Wirbel um seine Ex- Band sollte der ehemalige DROPKICK MURPHYS- und jetzige STREET DOGS-Sänger Mike McColgan mitbekommen haben, dass bei großen Teilen der Punk-Szene – allen voran in Deutschland – Patriotismus nicht besonders gut ankommt. Wenn der Auftritt dann mit dem Spielen der amerikanischen Nationalhymne eingeläutet wird, hat man es folglich schwer, anschließend beim Publikum zu punkten. Selbst wenn der Präsident der USA nun ein Schwarzer ist und die Verfassungsgrundsätze des Landes auf dem Papier noch so löblich erscheinen mögen – Patriotism sucks! Wesentlich spaßiger waren dagegen schon die etwas unbeholfenen Posen von McColgan, die eher an einen Aerobic-Kurs als an ein Punk-Konzert erinnerten… Sah zwar lustig aus, ist aber nicht so wirklich mit dem angestrebten Image des knallharten Working-Class-Helden vereinbar. Dafür kletterte er aber immerhin in bester Campino-Manier auf die Lautsprechertürme, um von dort aus einen lupenreinen Circle-Pit zu instruieren, der von den Kids dann auch vorbildlich umgesetzt wurde. Alles in allem konnte der Auftritt der „Straßenköter“ leider nicht überzeugen, zumal der Sound vor der Bühne auch ziemlich übersteuert klang.
Souveräner als sein STREET DOGS-Kollege wirkte dagegen FLOGGING MOLLY-Frontmann Dave King. Der Mann hat eine dermaßen charismatische Ausstrahlung, dass er selbst einem Skeptiker wie mir an der Haustür jederzeit ein Zeitschriften-Abonnement andrehen könnte. Oder eben die neuste CD seiner Band. Die Mollis hatten zentnerweise klasse Songs im Gepäck und scheuten sich auch nicht, diese zum Besten zu geben. Partykracher wie „Paddy’s lament“, „Tabacco island“, „Float“, „The story so far“ oder „Screaming at the wailing wall“ wurden von der Meute gierig aufgesogen, und so entwickelte sich folglich eine muntere Folk-Punk-Party mit allem, was dazu gehört: Tanzen, pogen, Bier verspritzen und fröhlichem Mitsingen. Zwei Songs, bei denen sich Dave King nur mit seiner Akustik-Gitarre auf die Bühne wagte, läuteten am Ende den Zugabenblock ein und besiegelten einen Abend, der allen Beteiligten sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.