Gleich mit ihrem Eröffnungs- und Titelsong „Harmonia” hauen EARTHBEND ein Brett von Song raus, der alles in sich trägt, was diese außergewöhnliche Band ausmacht. Zum einen die Gabe, tolle Melodien zu schreiben, zum anderen derart losgelöst von irgendwelchen Genrebeschränkungen losrocken zu können. Alles ist im Universum von EARTHBEND erlaubt. 50er-Jahre-Orgeln, Vocodergesang oder schwebende Synthiesounds. Doch all das ist stilvoll und stilsicher eingebettet in das große Ganze, was da heißt Rock, denn hauptsächlich musizieren hier Gitarre, Bass und Drums. Mal mag man an die epischen Songs von SECRET MACHINE denke, mal an AMPLIFIER. HAWKWIND ist bestimmt auch kein Fremdwort bei den drei Jungs aus Finsterwalde. Wenn nach fast zehn Minuten ein einsames Schifferklavier einen wehmütigen Abgesang leiert, ist man fast traurig, dass schon Schluss ist mit diesem Trip. Der größte Verdienst ihres hervorragenden Albums ist jedoch, nicht nach diesem Wahnsinnssong zu Beginn irgendwo nahe am Zentrum ihres eigenen Universums zu verglühen. „Leroi“, Song Nummer zwei, zerstreut jede Zweifel, brettert von der ersten Sekunde an los wie dringliche BLACKMAIL und drückt das Energielevel gleich noch mal um ein paar Prozente höher. Kein Wunder, Kurt Ebelhäuser hatte seine Fimger im Spiel und ich glaube, es ist nicht vermessen zu sagen, dass er seinen Buddy Guido mittlerweile überflügelt. Das folgende „1000 yard stare“, wie auch später „Dragon lady“ zeigt, dass EARTHBEND auch den kompakten, melodischen, mittelschnellen Indierocksong beherrschen. Kaum hat man geglaubt, sich nun heimisch zu fühlen und den Kosmos der Band erfasst zu haben, zeigten sie uns, wie Rockmusik heute klingen kann, ohne zu nerven. „Bones“ liefert ein schlankes Fundament, auf dem sich schwirrende Soundscapes, ein loopartiges Doppelgitarrenriff und die nun schon gewohnten Gitarrenwände ausbreiten. Selbst einen quirligen, einfach nur vorwärts stürmenden Rocker wie „Too many stars“ schüttelt das Trio mal so eben aus dem Ärmel, als würden BLACKMAIL und GLUECIFER gemeinsam LED ZEPPELINs „Rock and roll“ covern. Einen Ausflug Richtung Prog gefällig? Kein Problem. Auch das erledigen EARTHBEND in „Troja“ oder „Scattergun“ locker und souverän. Die nur gut zwei Minuten lange Instrumentalskizze „Jadis“ zeigt EARTHBEND noch mal betont psychedelisch. Warum man diesen, an ganz frühe UFO erinnerden Song, nicht ausformuliert hat, bleibt das einzige Fragezeichen hinter diesem Album. Es sollte dabei unbedingt erwähnt werden, dass das Ganze gerade auch durch das ökonomische wie punktierte Drumming und virtuose Bassspiel funktionieren kann. „Tropical heatwave“ beendet, noch mal melancholisch daherrockend, ein tolles Rockalbum ohne jede Schwäche, wie man es zurzeit kaum ein zweites Mal finden wird. „Harmonia“ plaziert EARTHBEND nicht nur national in der Ersten Rockliga.
1000-Ohren-Test sagt:
Lisa, 18: Indie mit Elektro – klingt langweilig, ist es aber nicht. Intro verspricht Interessantes mit den Computerstimmen, doch leider rutschen sie schnell wieder in typische Indie-Musik ab. Schade. (3)
Sebastian, 29: Zwischen Captain Future, BLACKMAIL, KRAFTWERK und BUSH. Ich weiß nicht so recht… (5)
Gunnar, 25: Zunächst mal geschmackvolles Cover. Inhalt lässt mich eher kalt. (6)
Diego, 28: … (7)