Diese Band ist nur fünf Jahre jünger als ich. 1978 gründeten Jürgen Beuth und C.B. Bodenstein DIE RADIERER, die schon damals so etwas wie Postpunk spielten. Und heute? Spielen sie Vater, Mutter, Kind. So jedenfalls heißt der Opener von „Limburger Schule“, dem (erst) 7. Album von DIE RADIERER. Sie klingen häufig immer noch nach mitten in den 80ern, hier mal eine DEPECHE MODE-Anleihe, dort mal eine Prise Neue Deutsche Welle, Aber auch LUIS BUNUEL kommt nicht zu kurz.
Inhaltlich beschäftigen sie DIE RADIERER mit der Waschbär-Invasion, Möchtegern-Kunst, Händigkeit, Psychologie und und und. Mal so abgedreht wie die EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN, dann wieder so laid back wie die Reggae-Party im Club, DIE RADIERER lassen sich nicht in eine Richtung drücken, nicht in eine Schublade stecken, sondern strecken dir schon beim Versuch die Zunge heraus. Am besten und überzeugendsten sind sie zumeist, wenn sie sich tatsächlich dem Postpunk hingeben, wie sie es etwa bei „Rechtshänder gegen Linkshänder“ tun. Mit diesem Song würden sich auch FLIEHENDE STÜRME sicherlich gerne schmücken.
Besonders lustig ist natürlich, einen Song wie „Bye bye Spotify“ auf Spotify zu hören …
Falls ihr euch übrigens gerade um psychiatrische Hilfe bemüht: DIE RADIERER empfehlen hier zunächst einmal Punkrock. „Limburger Schule“ ist ein verrücktes Album, ein buntes Album, ein wildes Album, ein herausforderndes Album geworden, dem man das Alter seiner Protagonisten nicht anmerkt. Limburger Schule eben.
